Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
jemand sie gewaltsam entführt hätte, dann hätten die die Hunde nicht mitgenommen. Christopher hat vollkommen recht. Sie ist auf der Flucht. Es kann nicht anders sein.«
Ich warf einen kurzen Blick auf Christopher und Felix, die uns mittlerweile kein bisschen mehr beachteten, so gefangen waren sie in ihrer Welt der Zerstörung und - zumindest in Christophers Fall - der Rache. Für die beiden existierten wir nicht länger.
»Lasst uns aufbrechen«, sagte ich. »Kommt schon.«
Wir gingen auf die Treppe zu, auf der just in diesem Moment ein Paar gefälschter Ugg-Stiefel der Marke Stark auftauchten. Eine Sekunde später rief Tante Jackie, die da gerade die Treppe heruntergeeilt kam: »Huhu, halloooo! Ich hab da ein paar Brownies für euch! Ganz frisch aus dem Ofen! Und seht mal, wen ich draußen getroffen habe. Eure kleine Freundin. Sie hat mir erzählt, dass ihr alle so schnell davongerannt seid, dass sie euch nicht hinterhergekommen ist und allein zurückblieb.«
Gleich hinter Tante Jackie entdeckte ich meine kleine Schwester Frida. In der Hand hielt sie ein Tablett mit Tassen voller dampfend heißem Kakao.
ACHTZEHN
»Sei bitte nicht böse«, wimmerte Frida.
Ich saß im Stark-Tonstudio auf einem der Schminkstühle und hoffte inständig, dass diese Kostümprobe ein bisschen besser lief als die Anprobe und der Probelauf am Tag zuvor.
Selbstverständlich hatte es nicht zu meinem Plan gehört, dass ich meine kleine Schwester im Schlepptau haben würde.
»Ich mach mir doch nur voll Sorgen um dich«, sagte sie zu ihrer Verteidigung.
Die Visagistin befestigte gerade die letzte einer ganzen Reihe von falschen Wimpern aus Kunstpelz auf meinen eigenen. Ich versuchte krampfhaft, mich nicht zu bewegen, damit sie mir nicht aus Versehen mit der Pinzette ein Auge ausstach.
»Ich wusste doch gar nicht, wer der Typ war«, erklärte Frida. Sie meinte Steven. »Ich dachte, er wolle dich entführen oder so.«
»Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um sich darüber zu streiten«, meinte ich ruppig.
»Aber wann können wir denn dann darüber reden?«, fragte Frida mit jammernder Stimme. »Du wolltest ja schon im Taxi zurück nach Manhattan nicht darüber sprechen. Weshalb können wir uns denn hier nicht unterhalten?«
Weil, so hätte ich ihr am liebsten entgegengebrüllt, das hier die Zentrale von Stark ist. Und dass, auch wenn der Raum nicht verwanzt war (das hatte ich vorsorglich überprüft), jeder - und damit meinte ich vor allem Jerri, die Visagistin - uns belauschte.
So wie uns auch unser Taxifahrer, der uns nach Manhattan zurückgefahren hatte, belauscht hatte.
Und außerdem, je weniger Frida wusste, desto sicherer war sie. Natürlich war ihr selbst das nicht klar. Und wenn sie es gewusst hätte, dann hätte sie dennoch protestiert.
Sie saß zusammengesunken direkt hinter mir auf einem Stuhl und hielt den D&G-Rucksack, den ich mir bei einer Laufstegshow für Dolce & Gabbana für sie geschnappt hatte, fest umklammert. Sie machte echt einen jämmerlichen Eindruck. Schon den ganzen Nachmittag sah sie so mitgenommen aus. Wobei, eigentlich hatte ich keine Ahnung, warum sie so geknickt war. Ich konnte mir keinen Grund vorstellen. Okay, ja, sie hatte einen Tag Unterricht in der Schule verpasst - schlimmer noch, einen Tag der Abschlussprüfungen zum Schulhalbjahresende.
Und während ich sie wegen der Sache bei Felix im Keller angebrüllt hatte, hatte plötzlich Nikkis Handy geklingelt. Der Anruf kam von Rebecca, die mich ermahnte, dass ich zu spät zur Probe käme - schon wieder.
Ich hatte die Wahl: Entweder ich ließ Frida allein in Brooklyn zurück (und zwar ohne einen Cent in der Tasche, denn sie hatte schließlich ein Taxi bezahlen müssen, um uns zu Felix nach Hause zu folgen), oder ich nahm sie kurzerhand mit. Ich hatte versucht, sie an der Schule abzusetzen, doch sie hatte sich geweigert, auszusteigen. Nein, ich hatte keine Chance. Frida klebte an mir wie Kaugummi.
Nur dass Kaugummi irgendwie angenehmer gewesen wäre.
»Natürlich musste ich mir ein Taxi nehmen und dem Fahrer sagen, er solle euch hinterherfahren, nachdem ihr einfach so aus der Schule rausgestürmt seid«, plapperte sie weiter. »Er dachte echt, ich würde ihn veräppeln. Aber dann habe ich ihm erklärt, dass es um Leben und Tod ginge. Und wenn diese dicke Lady mit ihren Brownies mich nicht so lange in der Küche aufgehalten hätte und ich ihr nicht hätte erklären müssen, dass Nikki Howard unten im Keller bei ihrem Sohn zu
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