Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
die unsere Zimmer miteinander verband, hereingestürmt kam. Sie trug ein Maxikleid in schreienden Farben, dazu eine Motorradlederjacke, Keilschuhe mit Fransen dran und eine megagroße protzige Halskette, die so aussah, als hätte ihr ein besoffener Burschenschaftler aufs Dekolleté gekotzt.
»Keine Sorge«, sagte ich. Nikki hatte mir nur allzu deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mich nicht leiden konnte – und dass sie keine Minute zu viel mit mir verbringen wollte, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.
»Das Blöde ist nur, dass dein Spiegel einfach größer ist als meiner«, verkündete sie, während sie durch mein Zimmer trippelte. »Ich will nur sehen, wie mir das hier steht.«
»Du siehst gut aus«, sagte ich.
Das war natürlich gelogen.
Nichtsdestotrotz strahlte Nikki angesichts des Kompliments. Was für eine Erleichterung! Das war echt das erste Mal, dass sie mich angelächelt hatte, seit der Privatjet, mit dem wir in diesen Badeort in den Subtropen geflogen sind, vor ein paar Tagen gelandet war.
Und mal ehrlich, wer könnte ihr das zum Vorwurf machen? Es war ja nicht einfach nur langweilig für sie, so eingesperrt zu sein in diesem Haus, Palast hin oder her. Sie durfte nicht in die Stadt gehen, sonst hätte einer der Paparazzi womöglich einen Schnappschuss von ihr ergattert.
Und selbst wenn die meisten Leute keine Ahnung gehabt hätten, wer sie war, wenn sie ihr Foto in einem Magazin gesehen hätten, hätte jemand sie doch erkennen können, der sie aus ihrem früheren Leben kannte. Und der hätte sich dann gefragt, warum zum Kuckuck ein Mädchen, das angeblich tot war, total gesund und munter mit einer sauhässlichen, protzigen Kette durch die Gegend lief.
Denn genau wie ich ist Nikki ein Mitglied der »Lebenden Toten«.
Aber anders als meiner galt Nikkis Körper als tot und begraben .
»Findest du?« Nikki betrachtete sich in dem Ganzkörperspiegel an der hinteren Wand in meinem Zimmer, gegenüber mehreren raumhohen Fenstern, durch die man auf die Wellen des Atlantiks blickte. Der Ozean war nur wenige Meter entfernt und wirkte zu dieser Nachtzeit dunkel und drohend.
Nikki klemmte sich geistesabwesend eine Strähne ihres halblangen kastanienbraunen Haars hinters Ohr und verzog das Gesicht.
»Ach was«, sagte sie. »Wozu das alles? Warum mach ich mir überhaupt die Mühe?«
»Wovon redest du?«, wollte ich wissen. »Du siehst umwerfend aus.«
Okay, zugegeben, das war ein bisschen dick aufgetragen. Aber wirklich nur ein bisschen. Im Grunde hätte sie bloß ein Make-up wählen müssen, das zu ihrem neuen Hautton passte, und endlich aufhören sollen, ihr Haar zu glätten, bis gar kein Volumen mehr drin war. Dazu anständige Klamotten, statt der von mir aussortierten Stücke aus der Boutique, die Brandon für mich leer gekauft hatte. Aber irgendwie schien sie nicht kapieren zu wollen, dass die ihr viel zu eng und viel zu lang waren – sonst hätte sie total süß ausgesehen.
Aber auf gar keinen Fall wollte ich irgendwas zu ihr sagen, das nicht zu hundert Prozent positiv war. Noch mehr als Brandon wünschte ich mir nämlich, dass Nikki auf meiner Seite stand.
»Glaubst du, dass ich Brandon darin gefallen werde?«, erkundigte Nikki sich skeptisch.
Und damit wären wir auch schon bei der Wurzel allen Übels: dem Grund, warum ich so tat, als wäre ich krank … nämlich damit sie ein bisschen Zeit allein mit Brandon verbringen konnte, ohne dass ich ihr mit meiner Anwesenheit die Show stahl.
»Natürlich wird es ihm gefallen«, log ich.
Wehe, wenn nicht! Ich wusste ja, wie verzweifelt sie sich danach sehnte, von Brandon beachtet zu werden.
Und ich konnte das echt verstehen. Mal im Ernst, wer würde sich nicht Hals über Kopf in Brandon Stark verlieben? Er hat alles, was die meisten Mädchen sich an einem Kerl wünschen: ein umwerfend gutes Aussehen, eine beneidenswerte Sammlung an Sportwagen, eine Altbauvilla in Greenwich Village und ein Strandhaus in den Tropen, ganz zu schweigen von dem ihm zur Verfügung stehenden Privatjet, der ihn jederzeit von einem Wohnsitz zum anderen bringen kann.
Brandon ist der Traum der meisten Mädchen!
Na ja, mal abgesehen davon, dass er eine fiese, hinterhältige Schlange ist.
Ich starrte auf Nikkis Hinterkopf, während sie sich wieder ihrem Spiegelbild zuwandte. Ich konnte mich nicht zurückhalten, ich musste einfach die Stelle an meinem eigenen Kopf betatschen, wo die Chirurgen vom Stark Institute für Neurologie und Neurochirurgie mir vor mehr als drei
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