Plötzlich durch Gewalt
fragte Suzy in bedrücktem Ton.
»Das muß ich mir erst noch
überlegen«, antwortete ich. »Ich arbeite nicht mehr für ihn. Er hat mich gestern abend zum Teufel gejagt,
weil ich Sie wieder verloren habe, und die Fahrt nach South Hampton hinaus ist
verdammt lang. Wir können für einen Drink in mein Apartment gehen und uns dort
über Ihre Zukunft unterhalten. Wie wäre das ?«
Ich öffnete die Flurtür , und da stand meine Zukunft unmittelbar vor mir und
hielt eine Waffe in der Hand. Es war Charlie, der Gorilla, der Affe auf Urlaub
aus dem Zoo in Bronx; also der Bursche — wie ich mich schmerzlich erinnerte —,
dem ich in der Halle von Conrad Lakemans Haus am
Abend vorher bessere Manieren gelehrt hatte.
Hinter ihm stand ein großer,
kräftig gebauter Kerl in einem tadellosen Giensheck ,
grünem Filzhut mit schmaler Krempe auf dem Kopf. Er vergeudete gar nicht erst
seine Zeit mit einer hinausgefeuerten Hilfskraft — wie ich es für Lakeman war —, sondern lächelte das Mädchen wohlwollend an.
»Freut mich, dich
wiederzusehen, Suzy. Conrad vermißt dich schrecklich;
wir anderen auch .«
»Jerry?« Suzy sah ihn mürrisch
an. »Wie bist du denn hierhergekommen ?«
»Boyd hatte gestern abend Conrad geschildert, daß eine Blonde und
so ein komischer Kerl mit Bart dich gekidnappt hätten. Ich war nicht dabei;
aber als Conrad es mir erzählte, fiel es mir nicht allzu schwer,
herauszufinden, wo du vermutlich sein könntest«, antwortete Thurston .
»Draußen steht der Wagen, und je schneller du hier aus dem Loch herauskommst,
desto besser ist es wohl .«
»Ich will aber nicht mitgehen«,
erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme. »Ich will nicht in dieses Haus
zurück. Warum könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen ?«
»Du bist nicht ganz bei dir«,
beruhigte sie Thurston . »Kein Wunder, nach allem, was
geschehen ist. Je schneller du nach Hause kommst und dich gründlich
ausschläfst, desto eher wirst du wieder zu dir kommen. Laß uns gehen, Suzy .«
Er faßte sie am Arm und führte sie die Treppe hinauf.
Als sie die vierte Stufe
erreichten, blieb Thurston für einen Augenblick
stehen und sah zurück.
»Charlie«, sagte er freundlich,
»wir brauchen jetzt keine Begleitung. Kümmere dich für mich um Mr. Boyd. Bist
du so freundlich ?«
»Mit Vergnügen«, erklärte der
Gorilla nachdrücklich.
Ich wartete ab und versuchte,
nicht auf den Lauf seiner Pistole zu sehen. Den Anblick hatte ich zur Genüge
genossen — ausreichend, um einen Komplex zu bekommen. Suzy und Thurston verschwanden die Treppe hinauf, und nachdem das
Geräusch ihrer Schritte im Nichts verklungen war, senkte sich eine lastende
Stille über uns.
Charlie gab sich selbstgefällig
und musterte mich mit einem zufriedenen Grinsen auf seinem Gesicht.
»Sie haben gehört, was der Chef
sagte«, meinte er fröhlich. »>Wir brauchen jetzt keine Gesellschaft, kümmere
dich um Mr. Boyd<, hat er gesagt, und ich nehme an, ich soll Mr. Boyd die
gleiche Behandlung angedeihen lassen, die er gestern abend für mich auf Lager hatte .«
Plötzlich stieß er mit dem Lauf
seiner Waffe nach meinem Gesicht, und ich riß instinktiv den Kopf zurück. Eine
Sekunde, bevor sich seine Faust mit der brutalen Gewalt eines Dampfhammers in
meinen Magen bohrte, vernahm ich noch sein zufriedenes Grunzen.
Meine Kehle schloß sich über
dem Schmerzensschrei, der in mir aufstieg, während ein stechender Schmerz
meinen ganzen Körper durchfuhr. Ich klappte in der Mitte zusammen, mein Kopf
sackte nach vorn. Zwei plumpe Finger umklammerten schmerzhaft meine Nase, zogen
mich hoch und schlugen meinen Hinterkopf gegen die Wand.
»Machen Sie nicht so schnell
schlapp, Mr. Boyd«, sagte Charlie mit aufreizender Stimme. »Sie sind doch kein
Schlappschwanz .« Seine granitharte Faust traf mich mit
gleicher Wucht an genau die gleiche Stelle wie vorher.
Ich sackte auf Hände und Knie,
während der Schmerz in leuchtendblauen Flammen in meinem Kopf explodierte. Aus
meilenweiter Entfernung hörte ich gedämpft seine Stimme; mit einem mißtönenden Echo hallte sie wider.
»Wenn Sie wirklich unbedingt
mit uns kommen wollen, Mr. Boyd«, sagte er rauh ,
»dann brauchen Sie nur die Treppe hier hinaufzugehen .«
Ich hatte das dumpfe Gefühl,
daß ich sterben müsse, wenn ich nicht schnell wieder zu mir kam und mich
bewegte. Durch den dichten Nebel, der meinen Kopf umhüllte, hörte ich seine
Schritte verklingen.
Ich fragte mich, ob sich für
mich die Büchse der Pandora in dem Augenblick
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