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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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am Strand
von Quogue , Long Island. An manchen Wochenenden im
Sommer muß man darum kämpfen, um an diesem Strand einen Quadratfuß Sand zu
bekommen. Jetzt kam ich mir vor, als ob ich der letzte überlebende Mensch auf der Welt wäre, mit einer Leiche zur Gesellschaft. Ich schauderte,
als der Wind zu einem Crescendo aufheulte und für einen Augenblick selbst das
majestätische Donnern der dunklen Brandung übertönte. Und dann bemerkte ich,
daß der Regen mich bereits bis auf die Haut durchnäßt hatte.
    Ich schaltete die Taschenlampe
wieder an und sah mir Conrad Lakeman genauer an. Er
war durch einen einzigen Schuß getötet worden, sauber in den Hinterkopf, auf
kürzeste Entfernung. Die Verbrennungen durch die Pulvergase waren deutlich zu
erkennen. Praktisch hatte er nicht geblutet.
    Zu meinem Glück war Lakeman ein kleiner Mann gewesen, hatte die Figur eines
Jockeys gehabt, wenn er auch sicher etwas mehr gewogen hatte; vielleicht hundertzwanzig Pfund. Ich hob seinen Körper unbeholfen aus
dem Kofferraum und taumelte an dem Wagen vorbei weiter auf den Strand hinaus.
Soweit ich beurteilen konnte, erhob sich etwa zwanzig Schritte von der
Wasserlinie entfernt eine niedrige Sanddüne. Ich hatte keine Ahnung, ob die
Hochwassergrenze vor oder hinter dieser Düne lag.
    Ich setzte Conrad Lakeman auf den durchnäßten Sand,
kippte seinen Rücken gegen die Düne, so daß er auf das Meer hinaussah. Dann schleppte
ich mich langsam in meinen Wagen zurück und stieg ein. Bis ihn jemand dort
fand, mußten bei dem Wetter sämtliche Spuren, die meine Schuhe und die Reifen
meines Wagens verursachten, verwischt worden sein. Ich hoffte nur, daß es
einige Zeit dauern möge, bevor die Polizei mich mit einer Leiche am Strand von Quogue in Verbindung bringen konnte.
    Zehn Minuten später war ich
wieder auf der Hauptstraße, fuhr in gleichmäßigem Fünfunddreißig=Kilometer=Tempo;
mein Kopf dröhnte wie die Glocken an Weihnachten.
    Es war gegen ein Uhr morgens,
als ich schließlich in meine eigene Behausung zurückkam und aus meinen nassen
Kleidern direkt in eine heiße Badewanne stieg. Ich leerte den Rest aus der
Kognakflasche, ehe ich mich ins Bett legte.
    Conrad Lakeman war jemand, der keine Träne verdiente. Der große Boß eine Gangsterrings, der sein Geld durch das schmutzigste aller Geschäfte verdient
hatte — durch Rauschgift. Darum trieb mich kein Rachegefühl in eine düstere
blaue Ferne, wo mehr als wahrscheinlich Douglas mit seiner erhobenen Magnum auf
mich lauerte; diesmal bereit, mir endgültig und für alle Ewigkeit eine über den
Schädel zu versetzen.
    Aber ich hatte den brennenden
Wunsch, es wieder mit ihnen zu tun zu bekommen. Vielleicht war es Pandoras abfällige Bemerkung über den Amateur, die immer
noch in mir brannte. Und dann mußten sie für meinen Schädel Rechenschaft
ablegen. Das war eine persönliche Angelegenheit zwischen mir und Douglas. Daß
er Charlie erledigt hatte, berührte mich weiter nicht. Vermutlich wäre ich
selbst dazu gezwungen gewesen, wenn er mir nicht zuvorgekommen wäre. Was mich
am meisten traf, war, daß sie mich an der Nase herumgeführt hatten. Und daran
waren sie alle beteiligt.
    Danny Boyd, der unternehmungslustige
Kretin, der nicht genug Verstand besaß, um bei Regen im Trockenen zu bleiben.
    Irgendwo mußte es einen Trost
geben. Irgend etwas mußte
doch da sein. Ich dachte angestrengt nach.
    Dann fiel es mir ein. Mein mißhandelter Schädel klopfte in rasenden Schlägen. Es hätte
alles viel schlimmer sein können. Angenommen, er hätte mich statt auf den
Schädel ins Gesicht geschlagen. Was wäre dann aus dem einmaligen klassischen
Profil geworden?
    Erleichtert versank ich in
tiefen, friedlichen Schlaf.
     
     
     

11
     
    Gegen elf wachte ich auf. Es
regnete immer noch. Mein Kopf war sich immer noch nicht ganz sicher, ob er nun
zu mir gehörte oder nicht. Aber im Vergleich zum Abend vorher war es bedeutend
besser geworden. Ich holte die Zeitung und die Milchflasche herein und
schwankte in die Küche zurück. Mein Magen bekundete nachdrücklich, daß er seit gestern mittag nichts mehr zu essen bekommen hatte und daß
ich nun endlich etwas für ihn tun sollte; und zwar schnell.
    Im Kühlschrank befanden sich
sechs Eier und daneben ein Rest Käse, der zwar bessere Tage gesehen hatte, aber
noch ganz ansehnlich war. Ich mixte das Ganze zu einem Käseomelette, dessen
Konsistenz zwischen einer dünnen Flüssigkeit und Sohlenleder schwankte. Aber
was half das schon. Ich aß alles auf.

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