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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nehmen Sie es einfach durch Osmose hier auf ?«
    »Wie? Was wollen Sie...«
    »Ihre animalische Lebenskraft.
So nennt man das doch, oder nicht? Sie haben das doch nicht ganz von selbst?
Wahrscheinlich ist es Masters Meisterformel. Das berühmte Präparat, so wie GL
70 oder Strontium 90 oder sonst so was. Sie würde ich auch ganz gerne haben .«
    Ihre Augenbrauen schossen hoch,
und ich fügte hastig hinzu: »Einen Anteil an dem Geschäft meine ich
selbstverständlich. Was sonst?« Ich blinzelte sie mit meinen unschuldigen
babyblauen Augen an und zeigte ihr dann kurz mein Profil. Die bessere Seite
natürlich.
    Sie musterte mich kritisch von
oben bis unten, zitterte nicht einmal, als sie die volle Wirkung zu spüren
bekam.
    »Und ich wette, daß die
Entstehung dieses Prachtprofils in der Patientenkartei eines
Schönheitschirurgen aufgezeichnet ist«, sagte sie und versuchte ihrer Stimme
einen frostigen Klang zu geben; aber dazu hatte sie mit ihrer Haremsstimme ebensoviel Chancen wie der wohlbekannte Schneeball in der
Hölle.
    Ich grinste sie an. »Dann sind
wir also beide Schwindler«, sagte ich, »ich mit meinem Profil und Sie mit
Ihrem...« Ich nahm noch einmal mit einschmeichelndsten Blicken kurz das Inventar auf, »und Sie mit Ihren Vitaminen. Beides Marksteine
in der Geschichte der Medizin. Ich wußte doch, daß wir etwas gemeinsam haben.
Sie nicht auch? Und ich verrate Ihnen meine Geheimnisse, wenn Sie’s auch tun .« Inzwischen hatte ich mich so weit über ihren Schreibtisch gelehnt, daß ich den Geruch ihres Parfüms wahrnahm.
    Sie wich ein paar Zoll zurück
und nahm einen schlichten goldenen Bleistift auf. Nicht gerade sanft klopfte
sie damit gegen die Kante ihres Schreibtisches, weil es mir gerade noch
rechtzeitig gelang, meine Knöchel zurückzuziehen.
    »Ist Ihr Name eines Ihrer
Geheimnisse ?« fragte sie sehr knapp.
    »Ich heiße Danny Boyd .«
    »Ach ja, Mr. Boyd«, sagte sie
unpersönlich. »Mr. Masters wird Sie in fünf Minuten empfangen. Nehmen Sie doch
da drüben solange Platz .«
    Sie deutete mit dem goldenen Bleistift
auf ein Sofa auf der anderen Seite des Büros. Es hatte einen steifen Rücken,
der einem jeden Spaß nahm, und ein moralbewußtes hartes Polster.
    »Nein, danke», antwortete ich.
»Ich bleibe lieber hier stehen und sehe Sie an. Und Mr. Masters können Sie
sagen, daß ich gern noch eine Stunde oder auch länger warte. Ich habe nichts
dagegen .«
    Sie seufzte tief, und ich
beobachtete fasziniert die Vorderseite ihrer Bluse, die sich weich aufbauschte;
so wie ein Segel, das die erste Brise eines aufkommenden Windes auffängt.
    »Wenn ich Ihnen sage, daß ich
verheiratet bin und drei Kinder habe«, fragte sie, »würde Ihnen das etwas
ausmachen ?«
    »Nicht das geringste«,
antwortete ich. »Wahrscheinlich werde ich Ihren Mann ermorden. Doch das sind
kleine Nebensächlichkeiten, über die groß zu reden sich gar nicht lohnt .«
    »Mein Name ist Fran Jordan«,
sagte sie gelassen, »ich bin Dreiundzwanzig, unverheiratet, kenne alle
Antworten, stelle aber trotzdem gelegentlich ein paar Fragen. Es könnte amüsant
sein, wenn wir eines Abends unsere Anschauungen verglichen, Mr. Boyd. Der
einzige freie Abend in den nächsten drei Wochen ist morgen, nein, entschuldigen
Sie, er ist erst übermorgen. Ich liebe guten Wein und ausgezeichnetes Essen und
anschließend vielleicht noch eine Stunde in einem Nachtklub. Ich bin eine
kostspielige Gesellschaft, Mr. Boyd, und Sie haben nicht die geringste
Garantie, daß sich die Kapitalanlage auch lohnt .«
    »Wann«, drängte ich, »wo ?«
    »Um sieben. Ich schreibe Ihnen
die Adresse auf .«
    Sie schrieb etwas auf den Block
mit der Elfenbeinunterlage, riß das Blatt ab und reichte es mir. Als Adresse
war ein hochelegantes Apartmenthaus in der East 53 rd Street
angegeben.
    »Und, bitte, führen Sie an dem
Abend keine Waffe mit sich, Mr. Boyd«, sagte sie bestimmt. »Sie bauscht die
Taschen so auf .«
    »Sagen Sie nur ein Wort, und
ich lege noch mehr ab«, offerierte ich galant.
    Ein anmutiges Geräusch erklang,
zu höflich, um menschlich zu sein, und ich sah mich immer noch nach seiner
Ursache um, als sie das Telefon abnahm. »Er ist hier draußen, Mr. Masters«,
sagte sie liebenswürdig. »Gewiß, ich schicke ihn hinein .«
    Sie legte den Hörer zurück und
sah zu mir auf. »Mr. Masters will Sie jetzt empfangen, Mr. Boyd. Die Tür aus
Silberesche gerade vor Ihnen. Werden Sie ihn erschießen ?«
    »Eigentlich war das nicht meine
Absicht«, anwortete ich.

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