Plötzlich durch Gewalt
.«
»Bedauerlich«, sagte er. »Was
für eine Waffe haben Sie denn gekauft ?«
»Eine Smith and Wesson , Kaliber achtunddreißig.«
»Dann haben Sie Ihr Geld doch
nicht umsonst ausgegeben«, sagte er lächelnd. »Für Ihre Zwecke wäre meine Waffe
viel zu klein .«
»Was ist denn das für eine ?« fragte ich interessiert.
»Eine Fünfundzwanziger «,
antwortete er. »Ein italienisches Fabrikat, eine Beretta .
Kennen Sie dieses Modell überhaupt ?«
12
Als ich zu meinem Wagen
zurückging, war ich beunruhigt. Das war noch nie vorgekommen, und es konnte
bedeuten, daß ich alt wurde. Vielleicht sollte ich doch anfangen, von diesen
Pillen zu nehmen, die in Zeitschriften immer angepriesen werden. Ich hatte
Masters Büro verlassen und war geradewegs an dem Schreibtisch vorbeigegangen,
hinter dem Fran Jordan saß, ohne sie überhaupt zu bemerken.
Ich fuhr zu meinem Apartment
zurück, wo ich gegen halb vier ankam. Mein Kopf fühlte sich an, als ob er von
Metallbändern umspannt würde, und jede zweite Minute zog irgendeiner die Spannschrauben
an den Metallbändern an, wodurch sie jeweils um einen halben Zoll fester
zusammengezogen wurden. Ein paar Aspirintabletten würden mir helfen, hoffte ich. Deshalb nahm ich sie ein und trank schwarzen
Kaffee dazu.
Zehn Minuten später ertönte die
Klingel. Die Kopfschmerzen, die fast verklungen gewesen waren, kamen
überraschend zurück, betrachteten sich neugierig meinen Schädel von innen in
der Hoffnung, eine neue Angstneurose zu finden, die durch das Geräusch
ausgelöst worden wäre.
Auf keinen Fall konnte das Charlie sein, darum nahm ich mir nicht die Mühe, die
Smith and Wesson mit zur
Tür zu nehmen. Dennoch überraschte es mich, als ich sah, wer mich besuchte.
Wenn es auch weder Charlie noch sein Geist war.
Sie trug ein ordentliches
leichtes Tweedkostüm mit einem Orionpullover
darunter. Ihre blauen Augen starrten mich mit einem völlig unpersönlichen Blick
an.
»Ich wollte mit Ihnen
sprechen«, sagte sie knapp. »Darf ich hereinkommen ?«
»Gewiß, gewiß«, antwortete ich,
»treten Sie nur ein. Das ist aber eine Überraschung. Ich dachte, Sie würden
noch um Ihren Vater trauern .«
Auf diese Bemerkung reagierte
Suzy mit keiner Miene. Das konnte nur bedeuten, sie wußte, daß ihr Vater
ermordet worden war und daß sie sich nicht das geringste daraus machte.
Ich folgte ihr in das
Wohnzimmer. Sie streifte ihre Handschuhe ab, legte sie ordentlich auf den
Tisch, setzte sich dann auf die Couch und schlug mit der gleichen sittsamen
Bewegung die Beine übereinander.
»Ich könnte einen Drink
vertragen, Mr. Boyd«, sagte sie. »Scotch, wenn Sie haben.«
»Mit Wasser?«
»Ja, bitte.«
Ich mixte zwei Drinks und
reichte ihr ein Glas. »Ich bin nicht ganz sicher, wie ich Sie jetzt nennen
soll«, sagte ich, »Suzy — Deirdre? Lakeman oder
Cooper?«
»Sie sind nicht besonders
schlau«, antwortete sie gelassen. »Sie haben lange gebraucht, um
dahinterzukommen, Mr. Boyd, wie ?«
» Jedesmal ,
wenn ich anfange nachzudenken, werde ich dabei gestört oder niedergeschlagen«,
sagte ich. »Das macht es mir schwer, mich zu konzentrieren .«
»Also gut«, sagte sie. »Dann
können wir jetzt also aufhören, herumzualbern, wie ?«
»Ich denke, ja. Aber wenn wir
das tun, was geschieht dann ?«
»Um Ihnen das zu erklären, bin
ich hergekommen«, sagte sie. »Warum setzen Sie sich nicht in aller Ruhe hin? Es
kann vielleicht etwas länger dauern... Danny.«
» Welch kostbarer Augenblick«, sagte ich mit ehrfürchtiger Stimme. »Das ist das erste
Mal, daß Sie mich bei meinem Vornamen nennen .«
»Bitte, keine Albernheit«,
sagte sie knapp. »Dazu haben wir keine Zeit. Ich nenne Sie beim Vornamen, weil
ich der Ansicht bin, daß wir von nun an Freunde sein werden. Ich möchte Sie
bitten, mich Suzy zu nennen .«
»Sie, ich, Thurston , Sheatham und Pandora ?« fragte ich mit leiser Stimme, »sollen wir einen Verein gründen?«
»Pandora und Douglas können Sie
auslassen. Die sind nur ein paar Amateure, die keine Rolle spielen .«
»Sie seien also vergessen«,
stimmte ich hilfsbereit zu. »Wie geht’s weiter ?«
»Beantworten Sie mir erst eine
Frage. Wie kamen Sie so schnell auf Masters ?«
»Die gefälschte Todesanzeige«,
erklärte ich ihr, »diejenige, mit der Sie sich so große Mühe machten, daß sie
wie ein richtiger Zeitungsausschnitt aussah. Ich fand sie in Joey Benards
Brieftasche.
Suzy preßte die Lippen fest
zusammen. »Natürlich, wir vergaßen,
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