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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Vergebung. Ich verdiene keine Vergebung für das, was ich getan habe. Aber ich werde etwas tun. Irgendwie werde ich Wiedergutmachung leisten für meine Fehler, das schwöre ich.
    Ich war müde, mein Körper war steif, ausgelaugt und schmerzte. Die Tür zu öffnen und die lange Treppe hinaufzusteigen, kostete mich meine gesamte Kraft. Doch mit jedem Schritt, mit jedem schmerzhaften Ziehen in meinen Muskeln, fühlte ich mich leichter, irgendwie befreit. Die Stimmen wurden leiser und blieben in der Gruft zurück. Weder sie noch die Verbrechen meiner Vergangenheit konn te ich vergessen, aber ich wollte nicht länger daran zugrunde gehen.
    Er erwartete mich am Ende der Treppe, wie immer mit dem Stab in der Hand und der Kapuze über dem Gesicht. Ich spürte, wie sein wissender Blick über meinen zerschlagenen, geschundenen Körper glitt. Er nickte zustimmend, als hätte er etwas in mir entdeckt, das ihm gefiel. »Die finale Prüfung steht bevor, Ritter«, sagte er, während ich die letzten Stufen erklomm und vor ihn trat. »Du hast die menschliche Schwäche kennengelernt und das Gewissen. Eines bleibt noch, bevor du eine Seele erlangst.«
    »Wo sind Puck und Ariella?«, fragte ich schuldbewusst, weil ich so lange verschwunden gewesen war. Sie mussten in Sorge sein. Ich konnte nur hoffen, dass sie mich nicht für tot hielten.
    »Auf der Suche nach dir«, erklärte der Wächter schlicht. »Aber das hier ist nicht ihre Prüfung, sondern deine, Ritter. Bist du bereit?«
    Ich holte tief Luft. Puck und Ariella würden warten müssen. Hoffentlich hatten sie Verständnis, denn der Wächter ließ mir keinerlei Bedenkzeit. »Ja«, versicherte ich, auch wenn mir ganz flau im Magen wurde. Die letzte Prüfung. Das letzte Hindernis zwischen mir und einer Seele. Und Meghan. »Ich bin bereit. Bringen wir es hinter uns.«
    Der Wächter nickte und hob ein letztes Mal seinen Stab.

Menschlich
    Regentropfen trommelten auf meinen Rücken und weckten mich.
    Ich lag bäuchlings auf einem harten Untergrund. So, wie sich meine Wange anfühlte, mussten es Pflastersteine sein. Das Regenwasser durchtränkte meine Haare und meine Kleidung. Ich war so klatschnass, dass ich schon eine Weile hier gelegen haben musste. Dafür sprachen auch die Abdrücke der kleinen, runden Steine auf meiner Wange. Mühsam stützte ich mich auf die Ellbogen und sah mich um, in der Hoffnung, herauszufinden, wo ich war.
    Vor mir sah ich, leicht verschwommen durch den Regen, einen Garten, grün und silbern und mit einer üppigen Vegetation. Zwischen den kleinen Büschen und Stauden schlängelten sich gepflasterte Wege hindurch, während das Ganze von einer hohen Steinmauer umzäunt wurde, an der auch größere Bäume standen. Nur wenige Meter von mir entfernt befand sich ein marmorner Springbrunnen, doch das Geräusch, mit dem das Wasser in dem flachen Becken landete, wurde vom Rauschen des Regens übertönt.
    Die Bäume um mich herum schimmerten vor Feuchtigkeit, und als der Wind durch die Zweige fuhr, funkelten ihre zahllosen Blätter wie Messerklingen. Vor meinen Füßen wanden sich neonfarben leuchtende Kabel in seltsamen Mustern über den Boden und schlangen sich um die Baumstämme. Straßenlaternen wuchsen direkt aus dem Boden und warfen gelbliche Lichtkreise auf die schmalen Wege. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich ein mächtiges Schloss, eine Konstruktion aus Stein, Glas und Stahl, deren Türmchen und Giebeldächer bis in die Wolken hineinragten.
    Blinzelnd versuchte ich, das alles zu begreifen. Ich war wieder im Eisernen Königreich. Die verbogenen Metallbäume, die Kabel auf dem Boden, das Schloss aus Glas und Stahl – das alles gab es nirgendwo sonst. Und der Regen … mein Herzschlag setzte kurz aus, als ich zum Himmel hinaufblickte. Das Wasser war klar und sauber, es war nicht der ätzende Säureregen, der vor Meghans Herrschaft über das Land gefegt war.
    Aber wenn es wirklich so war … wenn ich mich tatsächlich im Eisernen Königreich befand …
    Tief sog ich die kühle, feuchte Luft in meine Lungen und hielt vorsichtig den Atem an.
    Nichts. Keine Übelkeit, keine Schmerzen. Ich ging zu einem der verkrüppelten Bäume und legte die Hand an den eisernen Stamm, wappnete mich aus alter Gewohnheit gegen die Folgen. Das Metall lag kalt und nass unter meinen Fingern, kein Brennen war zu spüren.
    Auf meinen Gesicht machte sich ein befreites Lächeln breit, während ich mich im Kreis drehte und mir noch einmal den Garten, das Anwesen und alles andere ansah. Ich

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