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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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legte den Kopf in den Nacken, streckte die Arme in die Luft und stieß einen triumphierenden Schrei aus, der von den Mauern des Schlosses zurückgeworfen wurde. Ich war im Eisernen Reich, ohne Amulett, ohne Schutz, und spürte trotzdem nichts. Das Eisen hatte keine Macht mehr über mich. Ich war ein Mensch. Ich hatte es geschafft!
    Ein dröhnendes Bellen ließ mich herumfahren, und durch den Regen rannte ein schlankes, pelziges Wesen auf mich zu. Im ersten Moment dachte ich, es sei ein Wolf. Doch dann erkannte ich den großen Schäferhund mit den dicken Pfoten und dem dichten Fell, das im Regen ganz stachlig wirkte. Schlitternd kam er wenige Meter vor mir zum Stehen, senkte knurrend den Kopf und fletschte die spitzen, weißen Zähne.
    Mit einem Lächeln ging ich in die Hocke, damit wir auf Augenhöhe waren, und ignorierte die gebleckten Zähne. »Hallo, Beau«, begrüßte ich ihn leise. »Ich freue mich auch, dich zu sehen.«
    Beim Klang meiner Stimme blinzelte der Hund und seine Ohren stellten sich auf. Er musterte mich misstrauisch, als würde er den Eindringling in seinem Garten nur schwer erkennen, dann wedelte er zaghaft mit dem Schwanz.
    »Beau!«, hallte eine Stimme durch den Regen. Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Als die Stimme näher kam, stand ich auf. »Wo steckst du, Junge? Bist du wieder auf Gremlinjagd?«
    Mit einem glücklichen Bellen wandte Beau sich ab und rannte auf die Stimme zu, wobei er platschend durch die Pfützen sprang. Und dann erschien sie unter einem der Torbogen und sah sich suchend nach dem Hund um. Mir stockte der Atem.
    Die Herrschaft über ein ganzes Königreich hatte sie nicht verändert. Sie trug immer noch ausgebleichte Jeans und ein T-Shirt, und die langen blonden Haare fielen ihr offen über den Rücken. Doch nun war sie von einer schimmernden Aura der Macht umgeben, die sie selbst im Regen unglaublich real und irgendwie überlebensgroß erscheinen ließ. Und umwerfend schön. Als Beau auf sie zustürmte, ließ sie sich auf die Knie sinken und kraulte ihn hinter den Ohren. Erst als der Hund sich schwanzwedelnd in meine Richtung drehte, schaute sie hoch. Unsere Blicke trafen sich.
    Wir standen beide wie angewurzelt da. Ich sah, wie ihre Lippen meinen Namen formten, doch sie gab keinen Laut von sich. Beau schaute winselnd zwischen uns hin und her, dann stupste er gegen Meghans Hand, was sie aus ihrer Erstarrung riss. Sie erhob sich und kam zu mir, ohne auf den Regen zu achten. Wir waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Mit klopfendem Herzen blickte ich in die strahlend blauen Augen der Eisernen Königin.
    »Ash.« Es klang zögernd, als wäre sie sich nicht sicher, ob ich real sei. »Du bist hier. Wie …« Sie blinzelte verwirrt, dann trat sie einen Schritt zurück und ihre Stimme wurde fester: »Nein, du kannst nicht … du darfst nicht hier sein. Ich habe dir verboten, jemals zurückzukommen. Das Eisen …«
    Entschlossen griff ich nach ihrer Hand, was sie verstummen ließ. »Es kann mir keinen Schaden zufügen«, versprach ich ihr. »Jetzt nicht mehr.« Hoffnung und Unsicherheit lagen in ihrem Blick, und als ich ihr sanft über das Gesicht streichelte, mischten sich Tränen in die Regentropfen auf ihren Wangen. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich wiederkommen werde«, fuhr ich fort. »Und von nun an werde ich nicht mehr von deiner Seite weichen. Nichts wird mich jemals wieder von dir trennen.«
    »Aber wie …?«, flüsterte sie fassungslos. Ich beugte mich vor und küsste sie, um ihren Widerspruch zu ersticken. Atemlos schlang sie die Arme um meinen Bauch und drückte sich an mich. Ich hielt sie ganz fest, wollte ihren Körper an meinem spüren, damit es keinen Zweifel mehr daran gab, dass sie real war. Ich war tatsächlich im Eisernen Reich und hielt Meghan umschlungen. Beau sprang bellend um uns herum, der Regen fiel vom Himmel und durchnässte uns, doch wir hatten lange, lange Zeit nicht das Bedürfnis, uns von der Stelle zu rühren.
    Als ich das nächste Mal erwachte, fürchtete ich mich davor, die Augen zu öffnen oder mich auch nur zu bewegen. Hinter meinen fest zusammengepressten Lidern war es dunkel. Zu groß war die Angst, dass alles verschwunden sein könnte, wenn ich die Augen aufschlug. Dass ich wieder auf dem Feld der Prüfungen sein könnte, mit dem eindrucksvollen Wächter, der mir mit dröhnender Stimme verkündete, dass ich gescheitert sei. Oder noch schlimmer: dass alles ein Traum sein könnte und ich die Prüfungen erst noch bestehen

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