Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
werden?«
Meghans Augen wurden unglaublich groß und rund, dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Der Rest des Tages rauschte an mir vorbei, Gesichter tauchten auf und verschwanden wieder in der Bedeutungslosigkeit. Aufregung und Ungläubigkeit begleiteten mich bei jedem Schritt. Nur an einen einzigen Moment erinnerte ich mich deutlich, an das eine kleine Wort, das mein Leben für immer verändern sollte: »Ja.«
Die Hochzeit der Eisernen Königin wurde zu einer wesentlich extravaganteren Angelegenheit, als wir uns das gedacht hatten. Eheschließungen waren unter Feen eine Seltenheit – die berühmteste Verbindung dieser Art war die von Oberon und Titania, und die entstammten immerhin beide demselben Reich. Nicht einmal ich wusste so genau, warum die beiden Herrscher des Sommerreiches sich für die Ehe entschieden hatten, doch vermutlich ging es dabei um Macht, wie bei den meisten anderen Dingen auch. Sobald bekannt gegeben wurde, dass die Eiserne Königin den ehemaligen Prinzen des Winterhofes heiraten würde, herrschte Aufruhr im gesamten Nimmernie. Die anderen Reiche überschlugen sich fast in ihren Bemühungen, herauszufinden, was genau da vor sich ging. Gerüchte kamen auf und verbreiteten sich wie Lauffeuer: Meghan und ich wollten unsere Macht vergrößern, das Eiserne Reich wolle sein Territorium erweitern, ich sei ein Spion von Mab, der dafür sorgen sollte, dass sich das Eiserne Reich mit dem Winter gegen den Sommerhof verbündete. Keiner der anderen Herrscher war glücklich über diese Ehe. Oberon versuchte sogar, sie zu verhindern, indem er verkündete, die Gesetze von Sommer und Winter gestatteten keine Vermählung von Angehörigen verschiedener Reiche. Als Meghan davon erfuhr, erklärte sie dem Sommerkönig voller Gelassenheit, dass sie als Königin des Eisernen Reiches in ihrem eigenen Land tun und lassen könne, was immer sie wolle. Zudem sei ich kein Prinz des Winterreiches mehr, also könne er seine Gesetze nehmen und sie sich dorthin schieben, wo keine Sonne scheinen würde.
Nichtsdestotrotz war die Hochzeitsfeier eine bombastische Angelegenheit, bei der Vertreter aller drei Reiche anwesend waren. Meghans menschliche Familie konnte natürlich nicht kommen. Wahrscheinlich wäre keiner von ihnen bei klarem Verstand nach Hause zurückgekehrt, und so erklärte ich mich bereit, mit ihrer Familie eine zweite, kleinere Feier in der Menschenwelt zu veranstalten. Mir war zwar schleierhaft, warum es zwei Hochzeiten geben musste, aber Meghan bestand darauf, dass ihre Familie ebenfalls sehen sollte, wie sie vermählt wurde, also blieb mir keine andere Wahl als mich zu fügen.
Die eigentliche Hochzeit fand im Wilden Wald statt, da kein Vertreter der anderen Höfe das Eiserne Reich betreten konnte, ohne sich zu vergiften. Und so versammelten sich die drei Feenhöfe unter einem mächtigen Baum auf einer Lichtung voller Wildblumen, wo Meghan und ich vor Sommer, Winter, Eisen und dem gesamten Nimmernie getraut wurden.
Menschliche Hochzeiten haben nichts mit Feenhochzeiten gemein, zumindest war es bei denen so, die ich im Laufe der Jahre miterlebt hatte. Ich trug die schwarz-silberne Uniform eines Winterprinzen, wie damals bei Meghans und meiner ersten Begegnung beim Elysium. Auch wenn ich nicht mehr dem Winterhof angehörte, wollte ich den Anwesenden dennoch ins Gedächtnis rufen, dass ich immer noch Ash war, dass ich immer noch hierhergehörte, ins Nimmernie. Mab und der Winterhof standen hinter mir, sodass ich ihre Kälte im Rücken spüren konnte und die Blumen um mich herum sich mit Reif überzogen. Auf der anderen Seite hatten Oberon, Titania und der Sommerhof Aufstellung genommen. Über den Gang hinweg warfen sie den Vertretern des Winters finstere Blicke zu. Und überall um uns herum standen die Eisernen Feen, das dritte Feenvolk, und sahen zu. Gremlins und Waldnymphen huschten durch das Gras und die Bäume, zischten und fauchten sich an. Die Rüstungen der Eisernen Ritter waren so lange poliert worden, bis sie den Betrachter blendeten. In Habachtstellung warteten sie auf den Beginn der Prozession. Einen Moment lang war ich völlig erschlagen von dieser Situation, die eigentlich unmöglich war. Es war noch gar nicht lange her, da waren die Eisernen Feen noch die tödlichste Bedrohung gewesen, der sich das Nimmernie jemals gegenübergesehen hatte, und niemand hätte sie am Leben gelassen, geschweige denn sich im Wilden Wald mit ihnen getroffen. Doch während ich mir die
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