Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
während er erneut die Leine auswarf. »Eine meiner Regeln: Ich weigere mich, etwas zu essen, das seine Kinder nach mir benennen will.«
    »Fische haben keine Kinder«, erklärte ich ihm trocken. »Fische haben Brut. Und auch aus Brutfisch wird schnell Bratfisch.«
    »Trotzdem.«
    »Na schön.« Ich verdrehte die Augen und trat vom Ufer zurück. »Ich bin raus aus der Sache. Sag Bescheid, falls du irgendetwas Nützliches fängst.«
    Ich kehrte ans Feuer zurück, wo Ariella mich leise anlächelte, so als wüsste sie genau, wie unsere Angelversuche ausgegangen waren.
    »Hier.« Sie warf mir eine rötliche Kugel zu. Reflexartig fing ich sie auf und erkannte dann überrascht, was es war: ein weicher, pelziger Pfirsich, fast so groß wie meine Faust. Dann bemerkte ich, dass neben Ariella ein ganzer Korb davon stand.
    »Wo hast du die denn gefunden?«, fragte ich verblüfft. Sie lachte leise.
    »Im Fluss.« Sie deutete mit dem Kinn auf das funkelnde, dunkle Wasser. »Dort kann man fast alles finden, wovon in der Menschenwelt geträumt wird, solange man nur weiß, wo man suchen muss. Während ihr beide mit Albträumen gekämpft habt, habe ich einfach den Blick über das Wasser schweifen lassen und gewartet, bis der Traumschutt kam.«
    »Klingt so, als hättest du das nicht zum ersten Mal gemacht.« Ich setzte mich zu ihr.
    »Nicht ganz«, schränkte sie ein. »Ich war noch nie leibhaftig am Fluss. Aber als Seherin kann ich manchmal in Träume hineinblicken, sei es bei Feen oder bei Sterblichen. Ich glaube, das nennt man Traumwandeln. Und manchmal kann ich diese Träume sogar umgestalten und dafür sorgen, dass der Träumende genau das sieht, was ich will.«
    »So wie bei mir.«
    Einen Moment lang starrte sie schweigend in die Flammen. »Ja«, murmelte sie schließlich. »Es tut mir leid, Ash. Aber ich wollte, dass du siehst, was passiert wäre, wenn Meghan verloren hätte. Du solltest verstehen, warum ich mich so entschieden habe, obwohl ich wusste, dass es dich verletzen würde.«
    »Hast du …« Ich sammelte kurz meine Gedanken. »Hast du meine Träume auch schon früher beobachtet?« Früher, bevor ich Meghan begegnet war, bevor ich gelernt hatte, meine Gefühle zu Eis erstarren zu lassen – jene Albträume, die mich nächtelang wach gehalten hatten, weil ich genau gewusst hatte, dass ich nicht die Augen schließen konnte, ohne diesen einen Tag wieder und wieder zu durchleben.
    Zitternd zog Ariella die Knie an die Brust und nickte. »Ich wünschte, ich hätte dir helfen können.« Mit einem tiefen Seufzen stützte sie das Kinn auf die Knie. »Deine und die von Puck … am liebsten hätte ich euch wissen lassen, dass ich noch am Leben war.«
    Überrascht runzelte ich die Stirn. Puck hatte ebenfalls Albträume gehabt? Unwillig schob ich den Gedanken beiseite. Dann hatte er eben genauso gelitten wie ich, schön. Er hatte nichts anderes verdient. Ich wechselte das Thema: »Und was kommt als Nächstes?«
    Ariella seufzte wieder. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie gedankenverloren. »Von hier an ist alles verschwommen. Ich bin noch nie so tief in den Wilden Wald vorgedrungen.«
    »Ich auch nicht.«
    »Aber das beunruhigt dich nicht sonderlich, oder?« Sie schlang die Arme um ihre Beine und blickte auf den Fluss hinaus. »Du wirst alles tun, was nötig ist, nicht wahr? So warst du schon immer. Vollkommen furchtlos.« Wieder durchlief sie ein Zittern und sie schloss die Augen und schien in sich hineinzuhorchen. »Ich wünschte, ich könnte so sein.«
    »Ich bin nicht furchtlos«, protestierte ich. »Es gibt viele Dinge, die mir Angst machen.« Versagen. Die wilde, dunkle Seite meines Wesens. Jene nicht retten zu können, die zu schützen ich geschworen hatte. Noch einmal das Herz herausgerissen zu bekommen. »Ich bin nicht furchtlos«, wiederholte ich. »Keineswegs.«
    Ariella musterte mich von der Seite, als wüsste sie genau, was ich dachte. »Aber du fürchtest dich nicht vor den Dingen, die uns anderen Angst machen«, erklärte sie trocken. »Die Dinge, die dich ängstigen sollten , lassen dich kalt.«
    »Zum Beispiel?«, fragte ich herausfordernd, weil ich wollte, dass sie weiterredete, dass sie wie früher mit mir diskutierte. Diese neue Ariella, die so still und traurig war und von einem schrecklichen Wissen und zahllosen Geheimnissen niedergedrückt schien, konnte ich kaum ertragen. Ich wollte, dass sie wieder lachte, dass ihr altes Lächeln zurückkehrte. Grinsend biss ich in meinen Pfirsich und nahm eine

Weitere Kostenlose Bücher