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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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»Ich … ich kann darüber jetzt nicht sprechen«, erklärte ich Ariella, deren verständnisvoller Blick mich nur zu gut durchschaute. »Frag mich später noch einmal.«
    Als wir den Dornenwald verließen, wurde es schlagartig dunkel, fast so, als hätten wir eine unsichtbare Grenze zwischen Tag und Nacht überschritten. Im einen Moment herrschte noch das ewig gleiche Zwielicht des Wilden Waldes, im nächsten war es stockfinster und nur die Sterne leuchteten über uns. Gleichzeitig durchdrang ein neues Geräusch die Stille des Waldes, das stetig lauter wurde: Das gleichmäßige Murmeln steigerte sich zu einem dumpfen Rauschen, bis wir schließlich die letzten Bäume hinter uns ließen und ans Ufer eines großen, schwarzen Flusses gelangten.
    »Wow«, flüsterte Puck nachdenklich, als er neben mich trat. »Der Fluss der Träume. Ich habe ihn zwar schon ein paarmal gesehen, aber es ist immer wieder überwältigend.«
    Ich musste ihm recht geben, allerdings tat ich das schweigend. Die Wasseroberfläche war schwarz wie die Nacht selbst und reflektierte das dunkle Sternenzelt. Der Fluss erstreckte sich bis zum Horizont, sodass man nicht unterscheiden konnte, wo das Wasser endete und wo der Himmel begann. Monde, Kometen und Sternbilder funkelten auf seiner Oberfläche, während andere, seltsamere Dinge in dem tintigen Wasser trieben: Blütenblätter und Buchseiten, Schmetterlingsflügel und Silbermünzen. Ein Schwert ragte steil aus dem Wasser auf, die silberne Klinge mit Bändern und Spinnweben umwickelt. Einmal trieb ein Sarg an die Oberfläche, auf dem noch verwelkte Lilien lagen, dann verschwand er wieder in den Tiefen. In den finsteren Gewässern der Träume und Albträume schwammen die Überreste der menschlichen Vorstellungskraft. Glühwürmchen und Irrwische schwebten in dichten Schwärmen über dem Wasser und funkelten ebenso hell wie die Sterne, was alles noch verwirrender wirken ließ. Dies war die letzte bekannte Grenze des Wilden Waldes. Hinter dem Fluss begann die Große Wildnis, das weite, unentdeckte Gebiet des Nimmernie, in dem die finstersten und ältesten Kreaturen lauerten, die fast schon in Vergessenheit geraten waren.
    Der Wolf blickte über den Fluss. Er wirkte vollkommen gelassen und unbeeindruckt, ja fast schon gelangweilt. Er musste den Fluss der Träume schon sehr oft gesehen haben. Ich fragte mich, wie weit er ihm wohl gefolgt war und ob er vielleicht sogar in der Großen Wildnis zuhause war.
    Ich sah Ariella an. »Wohin jetzt, Ari?«
    Die Lichter des Flusses spiegelten sich in ihren Augen, die Irrwische umkreisten sie und ließen sich in ihren Haaren nieder. Leuchtend und unwirklich stand sie am Flussufer und wirkte wie ein Nebelbild. Sie hob eine blasse, schmale Hand und deutete flussabwärts.
    »Wir folgen dem Fluss. Er wird uns in die richtige Richtung führen.«
    »In die Große Wildnis.«
    »Ja.«
    »Wie weit?« Angeblich war der Fluss der Träume endlos. Es war noch niemandem gelungen, ihn bis zu seinem Ende zu verfolgen; oder zumindest hatte niemand überlebt, der davon hätte berichten können.
    Ariellas Blick war so entrückt wie die Sterne über uns. »Bis wir den Rand der Welt erreichen.«
    Ich nickte. Egal, was es kostete; ich war bereit, selbst das Unmögliche zu versuchen. »Dann lass uns aufbrechen.«
    Auf einem alten, halb im Schlamm des Flussufers versunkenen Fass saß ein uns wohlbekannter grauer Kater und schlug träge nach den Glühwürmchen über seinem Kopf. Als wir uns ihm näherten, löste sich aus einem Haufen angestauter Zweige ein großes Holzfloß, das mit Algen und langen Schlingpflanzen überwachsen war, und glitt ohne jede Führung in unsere Richtung. Es bestand aus breiten, robusten Bohlen und selbst die Verankerungen waren so dick wie Baumstämme. Sogar der riesige Wolf würde bequem darauf Platz haben. An der Rückseite hing, halb im Wasser, eine lange Holzstange.
    »Hey, seht euch das an«, rief Puck fröhlich und rieb sich die Hände. »Scheint fast so, als wüsste der Fluss, dass wir kommen. Ich fahre.«
    Er wollte schon losrennen, doch ich fing ihn mit ausgestrecktem Arm ab. »Auf gar keinen Fall.«
    »Oh Mann. Nie darf ich irgendwas.«
    Der Wolf zog angewidert die Lefzen hoch und beäugte das Floß, als würde es ihn gleich anfallen. » Damit wollt ihr das Ende der Welt erreichen? Habt ihr eigentlich eine Ahnung, was sich so alles im Fluss der Träume herumtreibt? Und wir sind noch nicht einmal im Abschnitt mit den Albträumen.«
    »Oh, hat das große,

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