Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
provokant lässige Haltung ein. »Nenn mir eine Sache, von der du meinst, dass ich sie fürchten sollte.«
»Drachen«, sagte Ariella sofort, was ich mit einem Schnauben abtat. »Riesen, Hydras, Mantikore. Such dir eins aus. Nicht nur fehlt dir jeder gesunde Respekt vor ihnen, du stürmst ja selbst noch in ihre Höhlen und forderst sie zum Kampf heraus.«
»Ich habe großen Respekt vor Mantikoren«, wehrte ich mich. »Und wenn möglich, vermeide ich Kämpfe mit Drachen. Du verwechselst mich wohl mit Goodfellow.«
»Trotzdem …«, Ariella warf mir einen gespielt bösen Blick zu, »das ist nicht dasselbe. Ich habe großen Respekt vor Kelpies, das heißt aber auch, dass ich niemals in einem ihrer Seen schwimmen würde.« Sie rümpfte die Nase. »Nicht so wie Puck und du, die herausfinden wollten, wer länger auf einem Kelpie reiten kann, ohne ertränkt oder gefressen zu werden.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß eben, wozu ich fähig bin. Warum sollte ich etwas fürchten, das mich höchstwahrscheinlich nicht umbringen kann?«
Ariella seufzte schwer. »Das ist doch kein Argument. Oder für dich vielleicht schon, ich weiß es nicht.« Sie schüttelte den Kopf und schenkte mir ein schiefes Grinsen, und für einen Augenblick war es wieder wie früher. Puck, Ariella und ich erforschten unbekanntes Terrain, ohne zu wissen, was auf uns zukommen konnte.
Schlagartig wurde ich mir bewusst, wie nah sie mir war, unsere Schultern berührten sich fast. Ihr schien es nicht anders zu gehen, denn als wir uns ansahen, waren wir beide atemlos. Der Fluss raunte neben uns, ein Stück weiter flussabwärts brüllte Puck irgendetwas, doch einen leisen Herzschlag lang gab es nur Ariella und mich, sonst nichts.
Ein Schrei riss uns aus unserer Versunkenheit. Puck stand am Ufer und zog und zerrte verbissen an seiner Angel. Offensichtlich hing am anderen Ende etwas Gigantisches und ließ in seinem Kampf die Leine tanzen. Mitten im Fluss begann das Wasser zu kochen wie bei einem Geysir. Puck riss noch heftiger an der Angel. Dann wirbelten explosionsartig Traumtrümmer durch die Luft, das Wasser wurde zu feinem Nebel und ein riesiges, schlangenartiges Monster erhob sich fast fünf Meter weit aus dem Fluss. Drohend ragte es über Puck auf, die Angelschnur um eine gebogene Kralle gewickelt. Blaue, grüne und silberne Schuppen glänzten im Mondlicht, als der Wasserdrache seinen mächtigen gehörnten Schädel, an dem eine dichte Mähne und Barthaare flatterten, zu Puck herabsenkte und ihn aus traurigen, goldenen Augen musterte.
»Oh«, hauchte Puck atemlos. »Äh. Hallo.«
Der Drache blinzelte. Dann wanderte sein ernster Blick zu Pucks linker Hand und er kniff die Augen zusammen. Puck folgte seinem Blick. »Ach, der Haken.« Er grinste verlegen. »Ja, das tut mir natürlich leid. Nichts für ungut, okay?«
Der Drache schnaubte, und plötzlich roch die Luft nach Fisch und Kirschblüten. Wie Wellen auf dem Meer wand er sich durch die Luft und glitt über die Wasseroberfläche, bevor er wieder in den Fluten verschwand.
Puck klopfte sich den Schmutz von der Kleidung und kam zu uns rüber. »Na, das war ja mal … interessant«, stellte er mit einem breiten Grinsen fest. »Schätze mal, das war eine offizielle Abmahnung, weil wir ohne Angelschein im Fluss der Träume gefischt haben. Hey, sind das etwa Pfirsiche?«
Wenig später tauchte völlig unvermittelt der Wolf aus der Dunkelheit auf und schlich zum Feuer. Puck und Ariella waren, nachdem sie überall ihre Pfirsichkerne verteilt hatten, beide eingeschlafen. Ich hatte die erste Wache übernommen und saß mit gezücktem Schwert auf einem Holzblock. Grimalkin war noch nicht wieder aufgetaucht, aber darüber war niemand sonderlich besorgt. Wir kannten die Cat Sidhe gut genug, um zu wissen, dass sie sich wieder zu uns gesellen würde, wenn es Zeit zum Aufbruch wurde.
Der Wolf trottete in den flackernden Schein des Feuers und ließ sich grunzend mir gegenüber nieder. Puck zuckte im Schlaf, murmelte etwas von Pfirsichen und Drachen, wachte aber nicht auf.
Einige Minuten lang musterten der Wolf und ich uns über das langsam verlöschende Lagerfeuer hinweg. »Diese Aufgabe, die du dir da gestellt hast«, begann der Wolf schließlich und fletschte kurz die Zähne. »Du hast mir noch nichts darüber verraten, kleiner Prinz. Es wäre schon nett zu wissen, warum wir diese halsbrecherische Reise über den Fluss der Träume machen. Du willst das Ende der Welt erreichen, so viel ist klar, aber ich
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