Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
anderes, Prinzessin. Ash hat nur Angst davor, dass du ihn nicht brauchst. Diese ganze Eisprinzenshow?« Er schnaubte. »Das ist nur ein Mittel, um sich zu schützen, damit er nicht verletzt wird, wenn ihm jemand hinterrücks eine verpasst. Und wie du ja sicher weißt, passiert das am Winterhof ziemlich häufig.«
Ja, das wusste ich. Ich hatte die kalte, herzlose Atmosphäre, die am Dunklen Hof herrschte, kennengelernt. Und innerhalb der königlichen Familie war es am schlimmsten, da Mab zu ihrem eigenen Vorteil gern ihre Söhne gegeneinander ausspielte. Ash war unter Leuten aufgewachsen, die nur Gewalt und Verrat kannten und bei denen Gefühle als Schwäche galten, die man ausnutzte. Liebe war dort quasi ein Todesurteil.
»Aber ich kenne Ash«, fuhr Puck fort. »Wenn er mit dir zusammen ist …« Er zögerte und kratzte sich am Hinterkopf, wie er es immer machte, wenn er nervös war. »Ich habe ihn nur ein einziges Mal so erlebt, und das war in der Zeit mit Ariella.«
»Wirklich?«
Er nickte. »Ich glaube, du tust ihm gut, Meghan«, sagte er mit einem schmalen, traurigen Lächeln, das so gar nicht zu dem Puck passte, den ich kannte. »Wenn er dich ansieht, entdecke ich an ihm etwas, das seit dem Tag verschwunden war, als wir Ariella verloren haben. Und … ich weiß, dass du ihn auf eine Art liebst, wie du mich nicht lieben kannst.« Für einen Moment wich er meinem Blick aus und holte tief Luft. »Mit Eifersucht kann unsereiner nicht sonderlich gut umgehen«, gab er zu. »Aber einige von uns existieren schon lange genug, um zu wissen, wann man loslassen muss und was wirklich wichtig ist. Das Glück meiner beiden besten Freunde sollte wichtiger sein als irgendeine alte Fehde.«
Er legte eine Hand an meine Wange und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Um ihn herum leuchtete der Schein auf und tauchte ihn in strahlend grünes Licht. In diesem Moment war er ein reines Feenwesen, frei von oberflächlichen menschlichen Ängsten und Scham, ein Wesen, so natürlich und ursprünglich wie der Wald.
»Ich habe dich immer geliebt, Prinzessin«, erklärte Robin Goodfellow und seine grünen Augen leuchteten in der Dunkelheit. »Und ich werde dich immer lieben. Ich werde einfach nehmen, was auch immer du mir geben kannst.«
Typisch menschliche Ängste und Befangenheit stiegen in mir auf und ich konnte seinem offenen Blick nicht länger standhalten und sah zu Boden. »Selbst wenn ich dir nicht mehr als Freundschaft anbieten kann? Ist dir das trotzdem genug?«
»Na ja, nicht wirklich.« Puck ließ seine Hand sinken und seine Stimme wurde wieder fröhlich und sorglos, wieder mehr wie der Puck, den ich kannte. »Schon scheiße, wenn man nicht lügen kann. Also, Prinzessin: Wenn du plötzlich der Meinung bist, dass Eisbubi ein totaler Vollidiot ist und du es keine Sekunde länger bei ihm aushältst, werde ich immer da sein. Aber im Moment gebe ich mich mit der Rolle des besten Freundes zufrieden. Und als dein bester Freund ist es meine Pflicht, dir mitzuteilen, dass du heute Nacht noch schlafen musst, Ash hin oder her.« Wir hatten mein Zimmer erreicht und Puck hatte schon eine Hand am Türknauf, als er plötzlich zögerte und sich zu mir umdrehte. »Versuch also nicht, ihn zu finden. Wenn Ash sagt, dass er seine Ruhe haben will, dann will er seine Ruhe haben. Wer ihn dann stört, könnte mit einem Eiszapfen im Schädel enden.« Er zuckte kurz mit den Schultern und öffnete dann die Tür. »Das kannst du mir glauben.«
Als wir das Zimmer betraten, wandten sich uns ein Paar verschlafene goldene Augen zu und Grimalkin setzte sich auf dem Feldbett auf. »Da seid ihr ja.« Er seufzte und präsentierte gähnend seine rosa Zunge. »Ich hatte schon befürchtet, ihr würdet gar nicht mehr kommen.«
»Wo hast du gesteckt, Grimalkin?«, platzte es aus mir heraus und ich durchquerte den Raum, um dann wütend auf ihn herunterzustarren.
Er blinzelte mich nur träge an.
»Alle stehen kurz vor dem Aufbruch und von dir hat jede Spur gefehlt.«
»Mmm. Dann habt ihr wohl nicht besonders gründlich gesucht.« Wieder blinzelte der Kater zu mir hoch. »Du hast Glitch also tatsächlich davon überzeugt, sich den beiden Höfen anzuschließen, wie? Das wird sicherlich interessant. Dir ist schon klar, dass unsere Seite selbst mit den Kräften der Rebellen der Armee des falschen Königs zahlenmäßig noch um einiges unterlegen ist? Ich glaube, das war der Grund, warum Mab und Oberon dich ganz gezielt auf den falschen König angesetzt
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