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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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wir uns auf einem Friedhof befanden, natürlich auch ein grinsendes Skelett in einer schwarzen Kutte sein konnte, das mit einer Sense in der Hand die Grabreihen entlangschwebte. Zitternd verfluchte ich meine hyperaktive Vorstellungskraft. Bei aller Liebe, wenn so etwas auf mich zukäme, wäre es völlig egal, ob Ash bei mir war – dann würden selbst die Leute am anderen Ende der Stadt meinen Schrei hören.
    Ein unheimliches Heulen zerriss die Stille der Nacht und ließ mich zusammenzucken. Ash erstarrte und unter seinem Hemd spannten sich die sehnigen Muskeln. Eine tödliche Ruhe breitete sich auf seinem Gesicht aus: die Maske von Ash, dem Killer. Auf dem Friedhof wurde es totenstill, so als hätten selbst die Geister und Schwarzen Männer Angst, sich zu rühren.
    »Lass mich raten. Das war der Grimm.«
    Ashs Stimme war sehr leise, als er sich wegdrehte: »Gehen wir.«
    Wir liefen noch ein paar Reihen weiter an steinernen Grabhäusern entlang. Ich spähte angespannt zwischen den Gräbern hindurch und rechnete jederzeit damit, dass mich Schwarze Männer, Wiedergänger oder sonst etwas ansprang. Außerdem hielt ich Ausschau nach dem mysteriösen Grimm, während mein verängstigtes Gehirn mir Werwölfe, Zombiehunde und sensenschwingende Skelette vorgaukelte, die uns verfolgten.
    Endlich erreichten wir ein kleines, steinernes Mausoleum mit einem alten Kreuz auf dem Dach und einer schlichten Holztür – also nichts Schickes oder Extravagantes. Die winzige Gedenktafel an der Mauer war so verwittert, dass es unmöglich war, sie zu entziffern. Ich wäre einfach an dem Grabhaus vorbeigelaufen, wenn Ash nicht davor stehen geblieben wäre.
    »Wessen Grab ist das?«, fragte ich und hielt einen möglichst großen Abstand von der Tür, als würde sie gleich quietschend aufspringen und den gruseligen Inhalt des Grabes enthüllen.
    Ash stieg die bröckeligen Granitstufen hinauf und legte eine Hand an das Holz der Tür. »Ein altes Ehepaar, niemand Besonderes«, erwiderte er und ließ die Finger über die brüchige Oberfläche gleiten, als könne er spüren, was sich auf der anderen Seite befand. Dann sah er mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Meghan, komm hier rauf, schnell.«
    Ich zuckte zusammen. »Wir gehen da rein? «
    »Wenn ich erst mal die Tür geöffnet habe, wird der Grimm wissen, dass wir hier sind. Es ist seine Pflicht, den Friedhof und die Überreste derer, die hier liegen, zu bewachen. Er wird also ganz und gar nicht glücklich darüber sein, dass wir die Ruhe der Toten stören. Und glaub mir, du willst bestimmt nicht allein da draußen sein, wenn er kommt.«
    Mit rasendem Puls hastete ich die Stufen hinauf, drückte mich an Ashs Rücken und spähte über den Friedhof. »Was ist er überhaupt?«, fragte ich. »Kannst du uns nicht einfach mit deinem Schwert einen Weg an ihm vorbei bahnen oder uns unsichtbar machen oder so?«
    »Das ist nicht so leicht«, erklärte Ash geduldig. »Ein Grimm, der als Friedhofswächter fungiert, ist immun gegen Magie und Schein – er durchschaut jede Illusion. Und selbst wenn du ihn tötest, stirbt er nicht. Um einen Grimm zu vernichten, muss man seinen wahren Körper ausgraben und verbrennen, aber dazu fehlt uns die Zeit.« Er wandte sich wieder der Tür zu, murmelte leise ein Wort und schob sie auf.
    Ein heißer Luftschwall schlug uns aus der Gruft entgegen, zusammen mit dem muffigen Geruch nach Staub, Schimmel und Verwesung. Würgend drückte ich mein Gesicht gegen Ashs Schulter, während wir uns vorsichtig hineinschoben und die Tür hinter uns schlossen. Der winzige Raum war heiß wie ein Backofen. Nach wenigen Sekunden war ich völlig verschwitzt, während ich mir einen Ärmel vor Mund und Nase drückte. Keuchend atmete ich durch den Stoff und versuchte, nicht einfach mitten auf den Boden zu kotzen.
    Auf einem leicht erhöhten Steintisch lagen zwei Skelette, dicht nebeneinander. Der Raum war so klein, dass man den Tisch kaum umrunden konnte, was bedeutete, dass die Skelette ziemlich nah waren. Zu nah, für meinen Geschmack. Die Knochen waren vergilbt und nichts hing mehr an ihnen – keine Haut, keine Haare, kein Fleisch. Sie mussten also schon eine ganze Weile hier liegen.
    Mir fiel auf, dass die Skelette sich an den Händen hielten. Die langen Knochenfinger waren in einer grauenhaften Parodie von Verbundenheit umeinandergeschlungen. An einem der knotigen, blanken Finger hing ein angelaufener Ring, der im Halbdunkel glänzte.
    Neugier drängte meinen Ekel zurück und ich sah

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