Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Drähten, landete neben mir und packte meinen Arm.
Ein ohrenbetäubendes Heulen dröhnte durch meinen Kopf und ich machte den Fehler, zurückzuschauen. Das aufgerissene Maul des Grimms füllte mein gesamtes Blickfeld, sein Atem schlug mir heiß und stinkend ins Gesicht und Speichelfetzen flogen mir entgegen.
Ash zog mich genau in dem Moment zurück, als die massigen Kiefer nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht zuschnappten, und wir fielen gemeinsam von der Mauer und landeten so hart auf dem Boden, dass es mir die Luft aus der Lunge presste.
Keuchend schaute ich auf. Der Grimm hockte auf der Mauer und starrte mich finster an. Seine gefletschten Zähne glitzerten im Mondlicht. Einen Moment lang war ich sicher, dass er runterspringen und uns beide zerfetzen würde. Doch dann drehte er sich mit einem letzten Knurren um und verschwand von der Mauer, zurück auf den Friedhof, den er zu bewachen hatte.
Ash atmete erleichtert aus und ließ den Kopf zurück ins Gras sinken. »Eines sage ich dir«, keuchte er, schloss die Augen und drehte das Gesicht Richtung Himmel. »Mit dir wird es wirklich nie langweilig.«
Ich öffnete meine zitternde Faust und betrachtete den Ring, der immer noch in meiner Hand lag. Er glühte von innen heraus und war von einer Aura aus Schein umgeben, die leuchtende Emotionen widerspiegelte: tiefblaue Trauer, grüne Hoffnung, rote Liebe. Jetzt, wo ich ihn so klar vor mir sah, packten mich Reue und Schuldgefühle. Er war das Symbol einer Liebe, die Jahrzehnte überdauert hatte, und wir hatten ihn, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, aus dem Grab gestohlen.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und schob den Ring in die Tasche meiner Jeans. Dann wischte ich mir den widerwärtigen Grimmsabber aus dem Gesicht und sah auf Ash runter.
Er öffnete die Augen, und plötzlich wurde mir bewusst, wie nah wir uns waren. Ich lag fast auf ihm drauf, unsere Arme waren verknotet und unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Mein Herz setzte kurz aus und schlug dann schneller als zuvor. Seit wir aus dem Feenreich verbannt worden waren und uns auf den Weg zu mir nach Hause gemacht hatten, waren wir nie wirklich zusammen gewesen, so richtig zusammen. Ich war so sehr damit beschäftigt gewesen, mir zu überlegen, was ich meiner Familie sagen sollte, und hatte es so eilig gehabt, nach Hause zu kommen, dass ich nicht weiter darüber nachgedacht hatte. Und Ash ging nie über eine kurze Berührung oder harmlose Zärtlichkeiten hinaus. Er schien damit zufrieden zu sein, wenn ich das Tempo vorgab. Allerdings hatte ich keine Ahnung, was er überhaupt wollte oder erwartete. Was genau war das zwischen uns eigentlich?
»Du machst dir schon wieder Sorgen.« Ash kniff die Augen zusammen. Die Nähe zu ihm ließ mich nach Luft schnappen. »Anscheinend machst du dir ständig Sorgen und ich kann nichts dagegen tun.«
Ich sah ihn böse an. »Du könntest aufhören, jedes Mal meine Emotionen zu lesen, wenn ich nicht aufpasse«, sagte ich und tat so, als wäre ich genervt, während in Wahrheit mein Herz so wild schlug, dass ich mir sicher war, er müsste es spüren. »Wenn es dich so stört, könntest du dir ja etwas anderes suchen, worauf du dich konzentrierst.«
»Ich kann nichts dafür.« Er klang widerwärtig ungezwungen, vollkommen selbstsicher und entspannt, wie er da so auf dem Rücken lag. »Je enger wir mit unseren Auserwählten verbunden sind, desto mehr können wir von ihrer Gefühlswelt aufschnappen. Das läuft ganz instinktiv ab, wie Atmen.«
»Und du kannst nicht die Luft anhalten?«
Sein Mundwinkel zuckte. »Ich schätze, ich könnte es ausblenden, wenn ich mir Mühe gäbe.«
»Aha. Aber das wirst du nicht tun, richtig?«
»Genau.« Er wurde wieder ernst, streckte die Hand aus und strich mir damit durchs Haar, so dass ich einen Moment lang vergaß zu atmen. »Ich will wissen, wann du dir Sorgen machst, wann du wütend, glücklich oder traurig bist. Wahrscheinlich kannst du dasselbe mit mir machen, obwohl ich ein bisschen besser darin bin, meine Gefühle abzuschirmen. Mehr Übung.« Ein Schatten huschte über sein Gesicht, ein Aufblitzen von Schmerz, der schnell wieder verschwand. »Unglücklicherweise wird es immer schwieriger werden, etwas zu verbergen, je länger wir zusammen sind, und zwar für uns beide.« Er schüttelte den Kopf und schenkte mir ein trockenes Lächeln. »Eines der Risiken, wenn ein Feenwesen in dich verliebt ist.«
Ich küsste ihn. Seine Arme schlangen
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