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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Mensch.
    »Meghan?« Seine Stimme war sanft, fragend. »Was ist?«
    Plötzlich von Wut gepackt, schob ich die düsteren Gedanken gewaltsam weg. Nein. Das würde ich so nicht akzeptieren. Das hier war meine Geschichte, unsere Geschichte. Ich würde einen Weg finden, wie wir beide leben,wie wir beide glücklich sein konnten. Das war ich Ash einfach schuldig.
    Etwas landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Dach der Gruft und ein Staubregen ging auf uns nieder. Hustend wedelte ich mit der Hand vor meinem Gesicht herum und blinzelte durch den herabrieselnden Dreck.
    »Was war das?«
    Ash starrte mit schmalen Augen zum Dach hinauf. »Unser Signal zum Aufbruch. Hier.« Er warf mir über den Tisch hinweg etwas zu. Es schimmerte kurz, bevor ich es auffing – es war der angelaufene Goldring vom Finger des Skeletts. »Da hast du dein Kleinod«, murmelte Ash, und ich sah, wie seine Hand so schnell, dass es kaum zu erkennen war, in seine Manteltasche glitt, bevor er von dem Tisch zurücktrat. »Verschwinden wir von hier.«
    Er zog die Tür auf und winkte mich hinaus. Als ich geduckt durch den Türrahmen trat, tropfte etwas von oben auf meine Schulter, etwas Warmes, Nasses und Schleimiges. Ich legte eine Hand in den Nacken, und als ich sie zurückzog, war sie voll schaumigem Speichel.
    Mit rasendem Puls sah ich nach oben.
    Auf dem Mausoleum kauerte eine monströse Gestalt, die sich deutlich vor dem mondhellen Himmel abzeichnete – schlank, muskulös und definitiv widernatürlich. Zitternd starrte ich in die rot flackernden Augen eines riesigen schwarzen Hundes, der größer war als eine ausgewachsene Kuh und die Lefzen hochzog, was seine Reißzähne entblößte, die ungefähr so lang waren wie Tafelmesser.
    »Ash«, quietschte ich und wich zurück. Die Augen des Monsterhundes folgten mir und ihr brennender Blick richtete sich auf die Hand, mit der ich den Ring umklammerte. »Ist das …?«
    Mit einem leisen Kratzen glitt Ashs Schwert aus der Scheide. »Der Grimm.«
    Der Grimm warf einen kurzen Blick auf ihn und knurrte, was den Boden vibrieren ließ, dann richtete er seine schrecklichen Augen wieder auf mich. Unter dem glänzenden Fell spielten die Muskeln, als er sich spannte. Speichel tropfte in glitzernden Fäden von seinen Zähnen.
    Ash schwang sein Schwert und ließ den Grimm nicht aus den Augen, als er zu mir sagte: »Meghan, wenn ich ›Lauf!‹ rufe, dann rennst du auf ihn zu, nicht von ihm weg. Verstanden?«
    Für mich klang das ziemlich nach Selbstmord, aber ich vertraute Ash.
    »Ja«, flüsterte ich, schloss die Finger fester um den Ring und spürte, wie seine Kanten sich in meine Handfläche gruben. »Ich bin bereit.«
    Der Grimm heulte so laut auf, dass ich glaubte, mir würde der Schädel platzen. Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten und die Augen fest zugemacht. Er sprang, und ich wäre völlig versteinert stehen geblieben, wenn Ash nicht »Los!« gebrüllt und mich so aus meiner Erstarrung geholt hätte. Hastig hechtete ich vorwärts, unter dem Hund durch, der über meinen Kopf hinwegflog, und spürte den schweren Aufprall, als der Grimm genau an der Stelle landete, wo ich gerade noch gestanden hatte.
    »Lauf!«, rief Ash. »Wir müssen runter von dem Friedhof, und zwar schnell!«
    Hinter uns brüllte der Grimm vor Wut und griff an.

Die Erinnerung
    Eine Flut funkelnder Splitter kam aus Ashs Richtung geflogen und überzog den Grimm mit gefrorenen Dolchen und spitzen Eisstücken. Sie zerbrachen oder prallten an dem muskulösen Körper ab, ohne das Tier zu verletzen. Doch es reichte aus, um uns ein paar Sekunden Vorsprung zu verschaffen.
    Wir flohen die Wege hinunter, rasten zwischen Grüften hindurch, schoben uns an Statuen von Engeln und Heiligen vorbei, immer mit dem heißen Atem des Grimms im Nacken. Wären wir auf offenem Gelände gewesen, hätte der Monsterhund mich innerhalb von drei Sekunden umgerannt und als Kauknochen benutzt, doch die schmalen Wege und engen Durchgänge behinderten ihn. Wir suchten uns im Zickzackkurs einen Weg über den Friedhof und waren dem Grimm dabei immer einen Schritt voraus, bis die weiße Betonmauer, die das Ende des Friedhofs markierte, vor uns aufragte.
    Ash erreichte sie zuerst und wirbelte herum, um mir hochzuhelfen, indem er eine Räuberleiter machte. Mit dem sicheren Gefühl, dass ich gleich Zähne an meinem Rücken spüren würde, trat ich in seine verschränkten Hände und zog mich strampelnd auf die Mauer. Ash sprang senkrecht in die Höhe, als hinge er an

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