Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Erlkönig«, wandte Mab ein und schenkte mir ein Lächeln, das mir Gänsehaut verursachte. »Wie sieht dein Plan aus, Halbblut? Wie willst du den Eisernen König aufspüren, und falls dir das gelingt, wie willst du ihn aufhalten?«
»Ich weiß es nicht«, gab ich leise zu, woraufhin sich ein angewidertes Brummen am Tisch erhob. »Ich weiß nicht, wo er ist. Aber ich werde ihn finden, das verspreche ich euch. Ich habe bereits einen Eisernen König ausgeschaltet – ihr werdet einfach darauf vertrauen müssen, dass ich es noch einmal schaffe.«
»Da verlangst du aber eine ganze Menge von uns, Halbblut«, stellte eine andere Fee, diesmal einer der Sommerritter, fest. Er musterte mich zweifelnd mit seinen grellgrünen Augen. »Ich kann nicht behaupten, dass mir dein sogenannter Plan gefällt.«
»Er muss dir auch nicht gefallen«, erwiderte ich und wandte mich an alle. »Und ihr müsst mir auch nicht trauen. Aber für mich sieht es ganz so aus, als wäre ich eure beste Chance, um den falschen König aufzuhalten. Bisher habe ich jedenfalls noch nicht mitgekriegt, dass einer von euch sich freiwillig gemeldet hätte, um in das Eiserne Reich zu gehen. Falls irgendjemand eine bessere Idee hat, würde ich sie liebend gerne hören.«
Für einen langen Moment herrschte Stille, die nur durch das leise Kichern von Puck unterbrochen wurde. Sie starrten mich alle wütend oder missmutig an, aber niemand ging auf die Herausforderung ein. Oberons Gesicht war völlig ausdruckslos, doch Mab musterte mich mit einem kalten, Furcht einflößenden Blick.
»Du hast recht, Erlkönig«, sagte sie schließlich und drehte sich zu Oberon um. »Die Zeit drängt. Wir werden das Halbblut in die Einöde schicken, damit es diese Abscheulichkeit, die sich Eiserner König nennt, vernichtet. Falls es ihr gelingt, ist der Sieg unser. Falls sie stirbt …« Mab unterbrach sich, um mich anzusehen, und ihre perfekten roten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »… verlieren wir nichts.«
Oberon nickte, immer noch ohne jede Gefühlsregung. »Ich würde dich nicht allein gehen lassen, wenn die Umstände nicht so ernst wären, Tochter«, erklärte er. »Ich weiß, dass ich dir damit viel abverlange, aber du hast mich früher bereits überrascht. Ich kann nur beten, dass du mich wieder überraschen wirst.«
»Sie wird nicht allein gehen«, sagte Ash leise und schockte sie damit alle. Der Prinz trat neben mich und stellte sich mit entschlossener Miene und ruhiger Stimme den Blicken des Kriegsrats. »Goodfellow und ich werden sie begleiten.«
Der Erlkönig musterte ihn. »Das dachte ich mir bereits, Ritter. Und deine Loyalität ist bewundernswert, auch wenn ich fürchte, dass sie letzten Endes dein Ruin sein wird. Doch … tu, was du tun musst. Wir werden dich nicht daran hindern.«
»Ich halte dich immer noch für einen Narren, mein Junge«, wandte Mab ein und richtete ihren kalten Blick auf ihren jüngsten Sohn. »Wäre es nach mir gegangen, hätte ich dir die Kehle ausgerissen, um dich davon abzuhalten, diesen Eid zu leisten. Doch wenn du darauf bestehst, das Mädchen zu begleiten, verfügt der Dunkle Hof über etwas, das dir helfen könnte.«
Ich blinzelte überrascht; auch Oberon wandte sich Mab zu und zog eine Augenbraue hoch. Offenbar war ihm das ebenfalls neu. Doch die Winterkönigin ignorierte ihn und richtete ihre wilden schwarzen Augen auf mich.
»Überrascht dich das, Halbblut?« Sie rümpfte abfällig die Nase. »Glaub, was du willst, aber ich hege keinerlei Verlangen, auch meinen letzten Sohn tot zu sehen. Wenn Ash darauf besteht, dir erneut in das Eiserne Reich zu folgen, wird er etwas brauchen, was ihn vor dem Gift dieses Ortes schützt. Meine Schmiede haben an einem Zauber gearbeitet, der den Träger womöglich vor dem Eisernen Schein abschirmt. Sie berichten mir, er sei fast fertig.«
Mein Herz machte einen Sprung. »Was genau ist es?«
Mabs Lippen verzogen sich zu einem kalten, spröden Lächeln, als sie sich den umstehenden Feen zuwandte. »Hinaus«, zischte sie. »Alle außer dem Mädchen und ihren Beschützern hinaus.«
Die Winterfeen richteten sich augenblicklich auf und verließen die Lichtung ohne einen Blick zurück. Die Sommerritter sahen erst fragend zu Oberon, der sie mit einem knappen Nicken entließ. Widerwillig zogen sie sich zurück. Sie verneigten sich noch einmal vor ihrem König und folgten dann den Winterfeen aus dem Zelt, so dass wir mit den Herrschern der Feenreiche allein zurückblieben.
Oberon sah Mab an.
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