Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Anwesenheit, Hoheit«, begann der Ritter, ohne mir die geringste Beachtung zu schenken. »Sie möchte, dass Ihr in ihr Zelt auf der Winterseite des Lagers kommt. Ich werde hierbleiben und die Sommerprinzessin bewachen, bis …«
»Ich bin Königin Mab nicht länger zu Gehorsam verpflichtet«, unterbrach Ash ihn, worauf der Ritter ihn fassungslos anstarrte. »Wenn meine Dame wünscht, dass ich gehe, werde ich ihrer Bitte Folge leisten. Wenn nicht, würde ich dich bitten, der Königin mein Bedauern auszurichten.«
Der Ritter war immer noch völlig vor den Kopf gestoßen, doch Ash drehte sich ernst und förmlich zu mir um, auch wenn ich spürte, dass er innerlich triumphierte. »Wenn du willst, dass ich hierbleibe, musst du es nur sagen«, erklärte er mir leise. »Oder ich könnte gehen und herausfinden, was Mab von mir will. Dein Wunsch ist mir Befehl.«
Die Versuchung, ihn zu bitten, dass er blieb, war verdammt groß. Am liebsten hätte ich ihn in mein Zelt gezerrt und uns beide den Krieg, die beiden Reiche und die drohende Schlacht vergessen lassen, wenigstens für eine Nacht. Aber dann wäre Mab nur noch wütender geworden, und ich wollte die Winterkönigin definitiv nicht noch mehr gegen mich aufbringen, als ich es schon getan hatte.
»Nein«, seufzte ich daher. »Geh und finde heraus, was Mab will. Ich komme schon klar.«
»Bist du sicher?«
Ich nickte, woraufhin er ein paar Schritte zurücktrat.
»Ich bin nicht weit weg«, sagte er noch, »und Deylin wird direkt vor deinem Zelt stehen. Du kannst ihm vertrauen, aber wenn du mich brauchst, ruf einfach.«
»Werde ich«, versprach ich und sah ihm nach, bis er in den Schatten verschwand. Meine Haut brannte vor ausgebremstem Verlangen.
Deylin verbeugte sich ruckartig vor mir, drehte sich um und bezog vor meinem Zelt Stellung. Seufzend ging ich hinein, warf mich aufs Bett und drückte mir ein Kissen auf mein heißes Gesicht. In meinem Kopf wirbelten verbotene Gedanken und Gefühle umher und machten es mir unmöglich, mich zu entspannen. Ziemlich lange konnte ich an nichts anderes denken als an einen gewissen Dunklen Ritter, und als ich endlich wegdöste, drängte er sich auch in meine Träume.
In der Dunkelheit drückte sich etwas auf meinen Mund und dämpfte meinen überraschten Aufschrei. Ich zuckte zusammen, musste aber feststellen, dass ich hilflos auf dem Rücken lag und meine Arme unter der Gestalt gefangen waren, die auf meinem Bauch saß. Über mir ragte ein Ritter in voller Rüstung auf, dessen Helm und Visier sein Gesicht verbargen.
»Schhhh.« Der Ritter legte einen Finger an den Helm, dort, wo seine Lippen waren. Ich konnte spüren, dass er hinter seinem Visier grinste. »Entspannt Euch, Hoheit. Das Ganze wird wesentlich einfacher, wenn du dich nicht wehrst.«
Ich wand mich verzweifelt, doch der Panzerhandschuh auf meinem Gesicht drückte so hart zu, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
Der Ritter seufzte. »Ich sehe schon, du willst es lieber auf die harte Tour.«
Der Panzerhandschuh wurde eiskalt und brannte wie Feuer auf meiner Haut. Ich trat mit beiden Beinen aus, konnte aber weder das Gewicht auf meiner Brust noch die Hand auf meinem Gesicht loswerden. Auf meiner Haut bildete sich Eis, das sich über meine Wangen und den Unterkiefer ausbreitete, so dass meine Lippen zusammenfroren. Der Ritter zog kichernd die Hand zurück, während ich schnaufend durch die Nase atmete, um nicht an dem Eisknebel zu ersticken. Mein Gesicht fühlte sich an, als wäre es mit Säure bespritzt worden, und die scharfe Kälte drang mir bis in die Knochen.
»Schon besser.« Der Ritter setzte sich zurück, so dass nun sein gesamtes Gewicht auf mir ruhte, und starrte auf mich herunter. »Wir wollen schließlich nicht, dass der liebe Ash jetzt schon angerannt kommt, nicht wahr?«
Ich fuhr zusammen, als ich ihn erkannte. Diese selbstverliebte, arrogante Stimme kannte ich genau.
Der Ritter bemerkte meine Reaktion und kicherte wieder. Dann klappte er das Visier des Helms hoch und bestätigte so meinen Verdacht. Mein Herz raste, ich zitterte am ganzen Körper und kämpfte darum, meine Angst unter Kontrolle zu bekommen.
»Hast du mich vermisst, Prinzessin?« Rowan lächelte und seine saphirblauen Augen funkelten in der Dunkelheit, doch ich hätte angewidert gekeucht, wenn ich gekonnt hätte. Ashs älterer Bruder hatte sich äußerlich stark verändert: Sein früher so attraktives, schmales Gesicht war jetzt eine Kraterlandschaft aus entzündetem Fleisch und
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