Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Gelächter hallte noch lange nach.
Keuchend steckte Ash sein Schwert zurück in die Scheide und half mir auf. »Geht es dir gut, Meghan?«, fragte er und ließ seinen Blick rasch über mein Gesicht wandern, bevor er auf dem Schnitt an meiner Wange hängen blieb. »Es tut mir leid, dass ich nicht schneller hier war. Mab wollte einen vollständigen Bericht über die Zeit unseres Exils haben. Was ist passiert?«
Ich zuckte zusammen. Sprechen tat weh; meine Lippen waren aufgerissen und bluteten und die linke Gesichtshälfte fühlte sich an, als hätte sie jemand gegen einen brennenden Ofen gedrückt.
»Er ist in meinem Zelt aufgetaucht und hat damit angegeben, dass er jetzt eine Eiserne Fee würde und dass der falsche König auf mich wartet. Er wollte mir die Finger abschneiden und sie für dich zurücklassen«, ergänzte ich noch und sah, wie Ash die Augen zusammenkniff. »Aber das war, bevor ich ihm die Augen ausgekratzt habe. Au!« Ich betastete vorsichtig meine Wange und zog eine Grimasse, als meine Finger anschließend blutverschmiert waren. »Mistkerl.«
»Ich werde ihn umbringen«, murmelte Ash mit dieser beängstigend sanften Stimme. Es klang wie ein Versprechen, auch wenn er es nicht so formulierte. Der mörderische Blick in seinen Augen sagte alles.
»Prinzessin!« Puck erschien, immer noch ohne Hemd und mit Haaren, die aussahen, als hätte ein Geier darin genistet. »Was ist passiert? War das Rowan, der da gerade die Flügel in die Hand genommen hat? Was ist hier los?«
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu und konnte es mir gerade noch verkneifen, zu fragen, was er die ganze Nacht getrieben hatte. In seinen Haaren hingen immer noch geflochtene Blumen, und ich war mir nicht sicher, ob das auf seiner nackten Haut Kratzer waren oder nicht. »Das war Rowan«, bestätigte ich stattdessen. »Ich habe keine Ahnung, wie es ihm gelungen ist, sich durch das Lager zu schleichen, aber er hat es geschafft. Und du kannst darauf wetten, dass er gerade auf dem Weg ist, dem falschen König zu berichten, dass ich hier bin.«
Ash kniff die Augen zusammen. »Dann sollten wir uns bereitmachen.«
Da schallte der laute, scharfe Ton eines Horns über die Bäume. Es folgte ein zweiter, dann noch einer, während die Feen schlagartig erwachten oder mit einem erschrockenen Blinzeln aus ihren Zelten traten. Ash hob den Kopf und spähte in Richtung des Geräuschs, wobei ein boshaftes Lächeln über sein Gesicht huschte.
»Sie kommen.«
Das Lager brach in eine Art organisiertes Chaos aus. Feen sprangen auf die Füße und griffen nach Waffen und Rüstung. Hauptmänner und Leutnants erschienen, brüllten Befehle und gaben ihren Einheiten Anweisungen, sich in Reih und Glied zu formieren. Greifen- und Wyvernwärter rannten los, um ihre Tiere für die Schlacht zu rüsten, und Ritter sattelten ihre Feenrösser, während die Pferde voller Erwartung mit den Köpfen schlugen und auf der Stelle tänzelten. Einen Moment lang hatte ich das surreale Gefühl, mich in einem mittelalterlichen Fantasyfilm zu befinden, wie Herr der Ringe, mit den ganzen Rittern und Pferden überall. Dann traf es mich wie ein Schlag und mir wurde schwindelig: Das war kein Film. Das war eine echte Schlacht, mit echten Gegnern, die ihr Bestes geben würden, um mich zu töten.
»Meghan Chase!« Zwei weibliche Satyrn trabten in meine Richtung, duckten und schoben sich durch die Menge und sprangen mit ihren pelzigen Ziegenbeinen über den Schlamm.
»Euer Vater schickt uns, damit wir dafür sorgen, dass Ihr für die Schlacht angemessen gekleidet seid«, erklärte mir eine von ihnen, als sie näher kamen. »Er hat extra etwas für Euch entwerfen lassen. Wenn Ihr uns bitte folgen würdet.«
Mir schwante Übles. Als Oberon das letzte Mal extra etwas für mich hatte entwerfen lassen, war das ein furchtbar edles Kleid gewesen, das zu tragen ich mich geweigert hatte. Doch Ash ließ meinen Arm los und schob mich sanft auf die wartenden Satyrn zu.
»Geh mit ihnen«, sagte er. »Ich muss mir auch noch etwas suchen.«
»Ash …«
»Ich bin bald zurück. Kümmere dich um sie, Goodfellow.« Damit lief er davon und verschwand in der Menge.
Die Satyrn winkten ungeduldig, also folgten wir ihnen zu einem seltsamen weißen Zelt auf der Sommerseite des Lagers. Es bestand aus einem leichten, durchscheinenden Material, das in feinen Strängen über die Zeltstangen drapiert war und mich unangenehm an Spinnennetze erinnerte. Die Satyrn scheuchten uns durch die Zeltklappen, doch noch am
Weitere Kostenlose Bücher