Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
schon ein paar Mal aus der Patsche geholfen … allerdings hatte seine Hilfe immer ihren Preis. Der Kater war ganz scharf darauf, Gefälligkeiten anderer zu horten, und tat nichts ohne Gegenleistung; doch ich war trotzdem froh, ihn zu sehen, auch wenn ich ihm von unserem letzten Abenteuer noch ein oder zwei Kleinigkeiten schuldete.
»Was machst du denn hier, Grim?«, fragte ich, während sich der Kater gähnend räkelte und dabei den buschigen Schwanz weit über seinen Rücken streckte. Erwartungsgemäß beendete Grimalkin erst mal seine Dehnübungen, setzte sich und leckte sich ein paar Mal über das Fell, bevor er sich dazu herabließ, mir zu antworten.
»Ich hatte eine Unterredung mit der Dryadenältesten«, erwiderte er gelangweilt. »Ich wollte wissen, ob sie etwas über den momentanen Aufenthaltsort einer gewissen Person erfahren hat.« Grim kratzte sich hinterm Ohr, inspizierte dann die Zehen seiner Hinterpfote und leckte sie kurz. »Dann habe ich gehört, dass du auf dem Weg hierher bist, also dachte ich mir, ich könnte genauso gut warten, um zu sehen, ob das wahr ist. Du warst schließlich immer höchst amüsant.«
»Aber … die Dryadenälteste schläft doch«, meinte ich stirnrunzelnd. »Sie haben mir gesagt, dass sie sogar zu schwach ist, um ihren Baum zu verlassen.«
»Worauf willst du hinaus, Mensch?«
»Nicht so wichtig.« Ich schüttelte den Kopf. Grimalkin war ein ziemlich anstrengender Geheimniskrämer und ich hatte schon vor einiger Zeit gelernt, dass er einen an seinem Wissen nur dann teilhaben ließ, wenn er dazu bereit war. »Es ist jedenfalls schön, dich zu sehen, Grim. Ich wünschte, wir könnten bleiben und ein bisschen reden, aber wir haben es gerade etwas eilig.«
»Mmmm, ja. Dein unglückliches Abkommen mit dem Winterprinzen.« Grimalkin schaute zwischen Ash und mir hin und her und blinzelte träge. »Übereilt und leichtfertig, typisch Mensch eben.« Er schnaubte und sah nun nur noch Ash an. »Aber … ich hätte erwartet, dass du es besser weißt, Prinz.«
Bevor ich fragen konnte, was das nun wieder heißen sollte, spürte ich eine Hand auf meinem Arm und drehte mich zu Ash um. »Wir sollten gehen«, murmelte er, und obwohl seine Stimme fest war, sah er mich entschuldigend an. »Wenn uns wirklich etwas verfolgt, sollten wir versuchen, Tir Na Nog so schnell wie möglich zu erreichen. Dort wird es uns nicht so leicht verfolgen können. Und in meinem eigenen Reich kann ich dich besser beschützen als im Wilden Wald oder in der Welt der Sterblichen.«
»Einen Moment noch.« Grimalkin gähnte, sprang vom Baum und landete lautlos auf seinen Wurzeln. »Wenn ihr jetzt aufbrecht, werde ich wohl mit euch kommen. Zumindest ein Stück weit.«
»Wirklich?« Überrascht starrte ich ihn an. »Du willst nach Tir Na Nog? Warum das?«
»Wie ich bereits sagte, bin ich auf der Suche nach jemandem.«
»Nach wem?«
»Du stellst ermüdend viele Fragen, Mensch.« Grimalkin sprang von den Baumwurzeln und trottete mit erhobenem Schwanz davon. Nach ein paar Metern schaute er über die Schulter zurück und zuckte mit einem Ohr. »Nun? Kommt ihr oder nicht? Wenn tatsächlich etwas hinter euch her ist, wäre es wohl sinnvoll, nicht mehr hier zu sein, wenn es eintrifft, oder?«
Ash und ich tauschten einen verwirrten Blick und folgten ihm dann.
Die Pforte der Ältesten ragte vor uns auf, immer noch groß und eindrucksvoll, obwohl der Baum bereits im Absterben begriffen war. Als wir uns der Eiche näherten, bewegte sich der Stamm plötzlich mit einem lauten Stöhnen. Ein altes, faltiges Gesicht schob sich durch die Borke und ein Teil des Baumes erwachte zum Leben. Die Älteste der Dryaden öffnete die Augen, schielte kurz, als fiele es ihr schwer, den Blick auszurichten, konzentrierte sich dann aber auf mich.
»Neeeeeiiiiiinnnn«, hauchte sie so leise, dass man es kaum verstehen konnte. »Ihr könnt nicht auf diesem Weg zurück. Auf der anderen Seite wartet er auf euch. Er wird …« Ihre Stimme versagte und das Gesicht versank wieder im Stamm. Bevor es ganz verschwunden war, hörte ich noch ein leises »Lauft!«
Ich zitterte am ganzen Körper. Ash packte hastig meine Hand und zog mich mit sich in die entgegengesetzte Richtung. Sein Körper war so angespannt wie ein Drahtseil. Grimalkin schlich wie ein grauer Geist hinter uns durch die Schatten, doch das Fell an seinem Schwanz war gesträubt. Das alles hätte vielleicht lustig sein können, wenn ich nicht diesen Blick in meinem Nacken gespürt hätte
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