Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
sichtbar. Hinter ihm erstreckte sich ein enger, düsterer Gang voller Rauch. Seltsamerweise standen an beiden Seiten deckenhohe Bücherregale, die Art, wie man sie in Bibliotheken oder alten Landhäusern findet, aber bestimmt nicht in einer finsteren Bar im French Quarter.
»Okay, was hat eine Bibliothek im Hinterzimmer eines Gothic-Clubs zu suchen?«, fragte ich und musterte die Bücher. »Zauberbücher für die Dunklen Künste? Kochbücher für Köstlichkeiten aus Menschenfleisch?«
Grimalkin schnaubte.
»Sieh hin und lerne, Mensch.«
Genau in diesem Moment öffnete sich eines der Regale am Ende des Ganges so schwungvoll wie eine Tür, und zwei Mädchen im Studentenalter kamen kichernd heraus. Blinzelnd trat ich zur Seite, als sie in einer Wolke aus Zigarettenqualm und Alkoholdünsten in Richtung Bar an mir vorbeitorkelten. Ich erhaschte einen Blick auf den Raum, aus dem sie gekommen waren: eine Toilette, Waschbecken und Spiegel. Entgeistert starrte ich Grimalkin an.
»Das ist die Toilette ?«
Grimalkin gähnte nur. »Was Menschen nicht alles tun, um sich Unterhaltung zu verschaffen«, stellte er fest und verengte die Augen zu Schlitzen. »Und es ist natürlich umso amüsanter, wenn sie richtig betrunken sind und die Tür nicht finden. Aber ich würde vorschlagen, dass wir weitergehen. Dieser Dunkerdepp hat ein ziemliches Interesse an dir entwickelt.«
Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass der Dunkerwichtel sich inzwischen in Gesellschaft von drei Freunden befand. Die vier Feen starrten in unsere Richtung und unterhielten sich murmelnd. Ash schloss zu uns auf, immer noch mit dem Schwert in der Hand. Feiner Dampf stieg von dessen Klinge auf und vermischte sich mit dem Rauch des Korridors.
»Schnell«, knurrte er und schob uns auf das Ende des Ganges zu. »Es gefällt mir nicht, wie viel Aufmerksamkeit wir hier erregen. Hast du den Steig schon geöffnet, Kater?«
»Einen Moment noch, Prinz.« Seufzend trottete Grimalkin zu dem Regal, das gerade noch als Tür fungiert hatte.
»Warte mal, bist du nicht ihr Prinz?«, fragte ich verwundert. »Die sind doch auch Dunkle, oder nicht? Kannst du ihnen nicht einfach befehlen, uns in Ruhe zu lassen?«
Ash stieß ein leises, humorloses Lachen aus. »Ich bin ein Prinz«, erklärte er, ohne die Dunkerwichtel aus den Augen zu lassen, die wiederum uns nicht aus den Augen ließen. »Aber ich bin nicht der Einzige. Meine Brüder sind ebenfalls auf der Suche nach dir. Rowan hat seine Augen und Ohren überall, da bin ich mir sicher. Und er ist wesentlich skrupelloser als ich. Diese Dunkerwichtel könnten für ihn arbeiten oder sogar für Mab persönlich spionieren. So oder so werden sie irgendjemandem berichten, dass wir hier vorbeigekommen sind, und zwar sobald wir weg sind. Das kann ich dir garantieren.«
»Klingt ja nach einer tollen Familie, die du da hast«, murmelte ich.
Ash schnaubte. »Wenn du wüsstest.«
»Fertig«, verkündete Grimalkin. »Lasst uns gehen.«
»Nach dir«, sagte Ash und schob mich voran. »Ich werde sicherstellen, dass uns niemand folgt.«
Ich schob das Regal auf und rechnete halb damit, dahinter den winzigen Raum mit dem dreckigen Waschbecken, der Toilette und den beschmierten Wänden zu sehen. Doch stattdessen schlug mir ein kalter Wind entgegen, der nach Frost, Bäumen und vermoderten Blättern roch, und vor mir lag der neblige Wald des Nimmernie.
Grimalkin schlüpfte als Erster hindurch und wurde im Nebel fast unsichtbar. Ich folgte ihm und erkannte, dass die Tür auf der anderen Seite ein gespaltener Baumstamm war. Ash bildete den Schluss und schloss sorgfältig hinter uns die Tür, die verblasste und verschwand, sobald er sie losließ, und uns so von der Welt der Sterblichen abschnitt.
In diesem Teil des Wilden Waldes war es kälter. Der Boden und die Äste der Bäume waren mit Frost überzogen und der Nebel strich über meine Haut wie ein feucht-kalter Finger. Ich konnte nur wenige Meter weit sehen. Alles war vollkommen still, so als würde der ganze Wald den Atem anhalten.
»Es ist nicht mehr weit bis nach Tir Na Nog«, sagte Ash, und der Nebel verschluckte beinahe seine Stimme. Im Gegensatz zu mir bildete sein Atem keine Wolken. Zitternd rieb ich mir die Arme, um mich zu wärmen. »Wir sollten uns beeilen. Ich möchte so schnell wie möglich an den Winterhof.«
Ich war müde. Meine Beine taten weh, vom Reiten wie vom Laufen, ich hatte Kopfschmerzen, und die Kälte entzog mir den letzten Rest von Willenskraft. Und ich wusste
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