Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
»Normalerweise treibt er seine Schulden auf wesentlich unterhaltsamere Weise ein. Andererseits war natürlich ich es, der den Wunsch ausgesprochen hat. Da blieb nicht viel Raum für Missverständnisse.«
»Und das war’s jetzt?«, fragte ich. »Das Orakel kommt davon, wir wissen nicht, wo es ist, und ich habe immer noch nicht alles über Ethan und meinen Sohn erfahren. Oder darüber, wie ich die beiden retten kann.« Seufzend rieb ich mir die Schläfen, weil sich plötzlich stechende Kopfschmerzen bemerkbar machten. »Warum haben wir uns überhaupt darauf eingelassen?«, flüsterte ich und spürte, wie sich die dunkle Unwissenheit bedrohlich in mir breitmachte. »Welchen Sinn hat das Ganze? Abgesehen davon, dass ich von nun an ein paranoides Wrack sein werde?«
»Das ist das Risiko, wenn man zu viel weiß, Mensch«, erklärte Grimalkin leise. »Die Zukunft zu kennen erweist sich für die meisten deiner Art als allzu große Bürde. Doch verfügt man einmal über dieses Wissen, und sei es auch noch so gering, stellt sich die Frage: Was fängt man damit an?«
»Heute gar nichts mehr«, entschied Ash und zog mich an sich. Überrascht sah ich zu ihm hoch, und er schenkte mir ein erschöpftes Lächeln. »Jetzt sollten wir erst einmal nach Hause gehen. Was auch immer kommen mag, es reicht, wenn wir uns morgen damit beschäftigen.«
Ich nickte und lehnte mich müde an ihn. »Ja, du hast recht. Glitch hat inzwischen wahrscheinlich schon einen Nervenzusammenbruch. Wir sollten aufbrechen.« Entschlossen löste ich mich von ihm und wandte mich an Puck, der die Hände im Nacken verschränkt hatte und uns mit einem schmalen Lächeln beobachtete. »Was ist mit dir, Puck? Du hast mir gefehlt. Bleibst du eine Weile in der Gegend?«
»Na ja, eigentlich wollte ich ja in die Alpen und diesen Yetistamm aufspüren, der dort gesichtet wurde.« Grinsend zuckte er mit den Schultern und vergrub die Hände in den Taschen. »Aber bei all der bevorstehenden Aufregung kann ich genauso gut noch ein wenig bleiben. Zumindest vorerst.« Er zog eine Grimasse. »Ich frage mich, ob Titania sich inzwischen wieder beruhigt hat. Vielleicht sollte ich Arkadia einen Besuch abstatten und nachsehen, was sich während meiner Abwesenheit so getan hat. Die freuen sich bestimmt riesig, mich wiederzuhaben.«
Lächelnd ging ich zu ihm hinüber, und er schloss mich in die Arme. »Lass von dir hören, Puck«, flüsterte ich ihm ins Ohr, während ich ihn drückte. »Ohne dich ist es nicht dasselbe.«
»Weiß ich doch«, erwiderte er fröhlich. »Mir ist schleierhaft, wie überhaupt irgendjemand ohne mich auskommen kann. Das muss doch furchtbar öde sein.« Er trat zurück und drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Ich melde mich, Prinzessin. Und wenn du mich brauchst, schick einfach eine Nachricht. Oder einen Gremlin. Oder irgendwas.« Er winkte Ash zu, der den Gruß mit einem ernsten Nicken erwiderte. »Wir sehen uns, Eisbubi. Beim nächsten Mal bist du vielleicht schon mit Windeln und Gutenachtgeschichten beschäftigt.« Kichernd schüttelte er den Kopf. »Ach ja, wer hätte gedacht, dass du dich mal einfangen lässt und eine Familie gründest, Prinz? Der tiefe Fall der Mächtigen.«
Empört boxte ich ihm gegen den Arm, aber Ash schüttelte nur den Kopf. »Ich habe meinen Platz gefunden«, erwiderte er so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. »Vielleicht solltest du es auch einmal ausprobieren, Goodfellow.«
Lachend wich Puck vor ihm zurück. »Ich? Robin Goodfellow, ein Familienoberhaupt? Wohl kaum, Eisbubi. Ich meine, stell dir doch nur mal vor, wie sehr mein Ruf darunter leiden würde!« Der Schein um ihn herum leuchtete auf, und er zwinkerte uns noch einmal zu. »Bis dann, ihr Turteltäubchen. Sagt Bescheid, wenn das Kind kommt. ›Onkel Puck‹ hält sich bereit.«
In einem Schwall aus magisch funkelnden Federn verwandelte sich Puck in einen großen Raben. Mit mächtigen Flügelschlägen stieg er in die Höhe und krächzte noch einmal spöttisch, bevor er zwischen die Bäume des Wilden Waldes glitt und sich unseren Blicken entzog.
Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Grimalkin ebenfalls verschwunden war. Der Platz auf dem Brückengeländer war leer, Grimalkin und Puck waren weg, aber ich war nicht traurig. Wir würden sie wiedersehen, alle beide. Wir hatten dafür eine Ewigkeit Zeit.
Ash streckte die Hand aus, und seufzend ließ ich mich in seine Arme sinken. Ich schloss die Augen, während er mir einen Kuss auf den Scheitel
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