Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
verschwunden. Immerhin sagte ich ja, dass durch unsere Begegnung gewisse Veränderungen möglich sind.«
Ich knurrte einen Fluch, machte einen Sprung in ihre Richtung und stach zu. Wieder wich sie abrupt zurück und entblößte ihre verfaulten Zähne. »Das hier ist mein Reich, Meghan Chase«, zischte sie. »Du magst eine Feenkönigin sein und über ein ganzes Königreich verfügen, das für dich in den Kampf zieht, aber im Reich der Träume bestimme ich!«
Fauchend bewegte sie ihre Krallen, und die Landschaft um uns herum veränderte sich. Die mondbeschienenen Hügel verschwanden und stattdessen schossen schwarze, knorrige Bäume in die Höhe, die mit ihren Ästen nach mir griffen. Hastig wich ich ihnen aus und hackte auf die Zweige ein, die nach mir schlugen, doch das Orakel lachte nur.
Mit einem gezielten Hieb entledigte ich mich eines dicken Astes, der es auf meinen Kopf abgesehen hatte, und wirbelte zu der Alten herum. Ich zitterte vor Wut, achtete aber darauf, dass meine Stimme ruhig blieb. »Warum tust du das?«, fragte ich, während sie mich drohend anstarrte. »Du warst doch nie bösartig, Orakel. Früher hast du uns oft geholfen, warum stellst du dich also plötzlich gegen mich?«
»Du siehst es wirklich nicht, oder, Kind?« Mit einem Mal klang das Orakel erschöpft. Es wedelte mit seiner Kralle und die Bäume zogen sich ein Stück zurück. »Ich tue das nicht gerne, dein Tod ist wahrlich nichts, was ich herbeisehne. Es geschieht zum Wohle des Nimmernie, für uns alle. Deine menschlichen Gefühle machen dich blind – du würdest die Feenreiche opfern, um ein einziges Kind zu retten.«
» Mein Kind.«
»Ganz genau.« Das Orakel zitterte und sein Umriss begann zu flackern. Dann schien sein Körper in der Mitte durchgerissen zu werden und es teilte sich in zwei, sechs, zwölf Duplikate seiner selbst. Die Orakelkopien schwärmten aus und umzingelten mich. Als sich ihre schrumpeligen Münder öffneten, sprachen sie alle mit einer Stimme: »Du fällst deine Entscheidungen wie ein Mensch und eine Mutter, nicht wie eine Königin. Mab würde nicht zögern, ihre Nachkommenschaft, ja sogar ihren geliebten dritten Sohn, zu opfern, wenn sie der Meinung wäre, er bedrohe ihren Thron.«
»Aber ich bin nicht wie Mab. Und ich werde auch niemals so sein.«
»Allerdings«, stimmte mir das Orakel traurig zu und hob seine Klauen. »Du wirst gar nichts sein.«
Sie kamen alle auf einmal, ein Dutzend zerlumpter, zappelnder Puppen stürzte sich auf mich. Ich wich der ersten Attacke aus und wehrte die zweite mit meinem Schwert ab. Als meine Klinge den dürren Körper durchschlug, heulte das Duplikat auf und explodierte in einer Wolke aus Staub. Aber es waren zu viele. Ich spürte, wie ihre Krallen meine Kleidung zerfetzten und dicke, brennende Kratzer auf meiner Haut hinterließen. Tänzelnd schob ich mich zwischen ihnen hindurch, duckte mich, parierte ihre Schläge, wie Ash es mir gezeigt hatte, und schlug zu, wenn sich die Gelegenheit bot. Doch ich wusste, dass ich nicht ewig so weitermachen konnte.
Die Orakel wichen zurück. Ihre Reihen hatten sich gelichtet und der Wind trug einige kleine Staubwolken davon, aber ich war ebenfalls verletzt. Ich spürte die Wunden, die ihre Krallen mir zugefügt hatten, und holte in tiefen, kontrollierten Zügen Luft, um trotz der Schmerzen einen klaren Kopf zu behalten.
Eines der Orakel vollführte eine knappe Geste, woraufhin der Baum hinter mir mit Wucht nach vorne knickte, um mich unter seinem Stamm zu begraben. Noch während ich zur Seite hechtete, spürte ich die Erschütterung im Boden. Ich rollte mich ab und kam keuchend wieder auf die Füße. Nun stöhnten die Bäume und wanden sich alle in seltsamen, unnatürlichen Winkeln, während die Orakel wieder vorwärtskrochen und versuchten, mich in den Wald hineinzudrängen.
Es ist nur ein Traum , versuchte ich mich zu beruhigen. Eine Traumwelt, die von dem Orakel kontrolliert wird, aber trotzdem nur ein Traum. Ich werde hier nicht sterben. Ich bin die Eiserne Königin, und wenn das Nimmernie sich meinen Wünschen beugt, kann ich auch diesen Albtraum hier in den Griff kriegen.
Die Orakel hatten mich eingekreist, sodass ich zwischen ihnen und den schwankenden Bäumen gefangen war. Ich wich einen Schritt zurück, schloss die Augen und schickte eine Sekunde lang meinen Geist durch den Traumteich, wie ich es sonst im Eisernen Reich tat.
»Ich werde immer bei dir sein , auch wenn du mich nicht sehen kannst.«
Ich hörte das schrille
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