Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
Kreischen der Orakel, als sie erneut zum Angriff übergingen, und riss abrupt die Augen auf.
Zwischen mir und zwei der Kopien flammte blaues Licht auf, das die beiden Gestalten so mühelos zerteilte, als bestünden sie aus Papier. Die Übrigen hielten ruckartig inne, während Ash das Schwert sinken ließ, sich zu mir umdrehte und mir ein flüchtiges Lächeln schenkte.
»Ihr habt gerufen, meine Königin?«
Die Orakel wichen kreischend zurück und wedelten mit den Armen. »Unmöglich!«, heulten sie, als Ash sich mit steinerner Miene an sie heranpirschte. »Wie? Wie hast du ihn hergebracht?«
»Gute Frage«, ertönte eine weitere Stimme und Puck trat hinter mir zwischen den Bäumen hervor, die Dolche bereits gezückt. »Gerade war ich noch mit dem Gedanken beschäftigt, ob mich diese Puppe nun komisch anschaut oder nicht, und im nächsten, puff , sind wir hier. Und offenbar gerade noch rechtzeitig.« Er drehte sich um und musterte die Orakel mit einem spöttischen Funkeln in den Augen. Dann drohte er ihnen mit einem Dolch und verkündete: »Das ist mein Trick!«
Die Orakel kreischten und stürzten sich mit ausgestreckten Klauen auf uns. Mitten auf der Lichtung prallten wir aufeinander, nun kämpften wir zu dritt, Seite an Seite. Staubwolken hüllten uns ein, als eine Kopie nach der anderen verschwand, zerteilt von meinem Schwert, erstochen von Pucks Dolchen oder von einem Eissplitter durchbohrt. Bis schließlich nur noch ein Orakel übrig war.
»Haltet ein!«, schrie das letzte, also das echte Orakel und riss die Hände hoch, als Ash sich näherte. »Nur einen Augenblick noch, Eiserne Königin! Verschone mich, ich flehe dich an! Ich habe dir nicht alles gesagt. Ich kenne noch ein letztes Geheimnis. Ich weiß etwas über deinen Sohn und deinen Bruder, das sie beide retten könnte!«
»Ash, warte«, rief ich, woraufhin er stehen blieb, sein Schwert weiter auf die faltige Brust der Alten gerichtet. »Noch mehr Geheimnisse, Orakel?« Mit gezogenem Schwert ging ich zu ihr. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
»Weil es nur eine Kleinigkeit ist«, flüsterte die Alte. Ihr nicht zu fassender Blick huschte zwischen Ash und mir hin und her. Puck gesellte sich zu uns, verschränkte die Arme und grinste zweifelnd. »Ein winziges, winziges Rädchen in einer riesigen, komplizierten Maschine. Doch wird es entfernt, bricht die gesamte Konstruktion zusammen und stürzt unsere Welt ins Chaos. Es ist der Dominostein, mit dem der Zusammenbruch beginnt.«
»Genug«, unterbrach ich sie, während Puck melodramatisch die Augen verdrehte. Ash rührte sich nicht, hielt die Klinge weiter auf das Herz des Orakels gerichtet und wartete auf meine Befehle. »Dann sprich, Orakel. Wie kann ich es aufhalten? Sag es mir, sofort.«
Das Orakel seufzte. »Um deinen Bruder zu retten, musst du …«
Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, dann löste sich vom Baum hinter uns ein Ast und fiel dröhnend zu Boden, nur wenige Meter von uns entfernt. Ich zuckte zusammen und wandte für den Bruchteil einer Sekunde den Blick von dem Orakel ab …
… und die Traumlandschaft verschwand. Blinzelnd sah ich mich um und fragte mich, was passiert war. Wo befanden wir uns plötzlich? Ash und Puck standen neben mir und blickten sich ebenfalls verwirrt um. Das Orakel war nirgendwo zu sehen.
»Was zum Teufel?«, rief Puck und riss die Arme hoch. »Was ist denn verdammt noch mal passiert? Ich habe die Nase voll davon, ständig irgendwo ›hingebeamt‹ zu werden, nur weil das jemand gerade lustig findet!«
Als ich die steinerne Brücke erkannte, die wenige Meter hinter uns aufragte, holte ich zischend Luft. »Wir sind wieder im Wilden Wald«, erklärte ich fassungslos. »An der Grenze zum Eisernen Reich. Aber … wie?« Völlig perplex drehte ich mich zu Ash und Puck um. »Wir waren doch in der Hecke, im Traumteich. Das Orakel wollte uns gerade verraten, wie ich Ethan retten kann.«
Ash stieß einen tiefen Seufzer aus und steckte sein Schwert weg. »Der Wunschbaum«, sagte er nur, woraufhin ich verwirrt die Stirn runzelte. »Jeder Wunsch hat seinen Preis«, erinnerte er mich. »Meistens passiert im ungünstigsten Moment irgendetwas Unerwartetes oder Unerklärliches. Dies war der Preis, den er verlangt hat.«
»Und gar kein so schlechter Preis, wenn ihr mich fragt«, drang Grimalkins Stimme vom Brückengeländer herüber. Der Kater hockte auf einem der Pfosten, als säße er dort bereits den ganzen Morgen über, und putzte sich gelassen die Pfoten.
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