Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
stand ich einfach nur da und starrte wie ein Idiot vor mich hin, während meine Klassenkameraden um mich herumströmten. Dann überzog ein fettes Grinsen mein Gesicht, ich stieß einen Freudenschrei aus und machte einen Luftsprung. Scott Waldron wollte sich mit mir treffen! Er wollte mit mir, mit mir ganz allein in der Cafeteria zu Mittag essen. Vielleicht wendete sich das Blatt jetzt endlich. Vielleicht war das der Beginn des besten Geburtstags, den ich je hatte.
Während sich der Regen wie ein silberner Vorhang über den Parkplatz schob, spürte ich, dass ich beobachtet wurde. Ich drehte mich um und entdeckte Robbie, der ein paar Schritte entfernt stand und mich über die Menge hinweg ansah. Durch den Regen glänzten seine Augen in einem abartig hellen Grün. Während das Wasser auf den Beton prasselte und die Schüler hastig ins Gebäude flüchteten,
glaubte ich so etwas wie einen Schatten auf seinem Gesicht zu sehen: eine lange Schnauze, schräg stehende schmale Augen und eine zwischen spitzen Reißzähnen heraushängende Zunge. Mein Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Ich blinzelte, und Robbie war plötzlich wieder ganz er selbst – normal, grinsend und völlig unbekümmert, obwohl er gerade durchnässt wurde.
Wie ich übrigens auch.
Mit einem kleinen Quietschen hechtete ich unter das Vordach und schob mich ins Schulgebäude. Robbie folgte mir lachend und zog mich an den nassen Haaren, bis ich ihm eine scheuerte.
Während der ersten Stunde musste ich immer wieder zu Robbie hinüberschauen und nach diesem unheimlichen raubtierhaften Schatten in seinem Gesicht suchen. Ich fragte mich, ob ich vielleicht verrückt wurde. Das brachte mir jedoch nichts weiter ein als einen steifen Hals und einen gereizten Kommentar meines Englischlehrers, der meinte, ich solle besser aufpassen, statt Jungs anzustarren.
Als der Gong zur Mittagspause ertönte, sprang ich sofort auf. Mein Puls raste. In der Cafeteria wartete Scott auf mich. Ich schnappte mir meine Bücher, stopfte sie in den Rucksack, wirbelte herum – und stieß fast mit Robbie zusammen, der direkt hinter mir stand.
Ich schrie auf. »Rob, wenn du damit nicht aufhörst, werde ich dir eine verpassen! Und jetzt schieb ab. Ich muss wohin.«
»Geh nicht«, sagte er ruhig und klang dabei todernst.
Überrascht musterte ich ihn. Sein ewig freches Grinsen war verschwunden, und er wirkte entschlossen. Der Ausdruck in seinen Augen war fast schon beängstigend.
»Das wird übel enden, das spüre ich. Mr. Suspensorium hat irgendwas vor. Er und seine Kumpels waren ziemlich lange in der Jahrbuchredaktion, nachdem er mit dir geredet hat. Das gefällt mir nicht. Versprich mir, dass du da nicht hingehst.«
Ich wich zurück. »Hast du uns etwa belauscht?«, fragte ich missmutig. »Was ist nur mit dir los? Schon mal was von Privatsphäre gehört?«
»Waldron interessiert sich nicht für dich.« Robbie verschränkte die Arme vor der Brust, als wollte er mich herausfordern, ihm zu widersprechen. »Er wird dir das Herz brechen, Prinzessin. Vertrau mir. Ich kenne genug von diesen Typen, um das zu wissen.«
In mir stieg heiße Wut auf. Wut darüber, dass er es wagte, seine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken. Wut darüber, dass er vielleicht Recht haben könnte. »Nochmal, Rob: Das geht dich nichts an!«, fauchte ich, woraufhin er erstaunt die Augenbrauen hob. »Ich kann sehr gut allein auf mich aufpassen, okay? Also hör auf, dich einzumischen, wenn es nicht erwünscht ist.«
Kurz flackerte Schmerz in seinen Augen auf, verschwand aber schnell wieder. »Na schön, Prinzessin.« Er grinste und hob beschwichtigend die Hände. »Mach dir nicht gleich ins königliche Hemd. Vergiss, was ich gesagt habe.«
»Das werde ich.« Ich reckte das Kinn und stolzierte aus dem Raum, ohne mich noch einmal umzusehen.
Schuldgefühle nagten bereits an mir, während ich mich durch die Gänge Richtung Cafeteria schob. Es tat mir leid, dass ich Robbie so angefahren hatte. Aber manchmal übertrieb er es einfach mit seinem Großen-Bruder-Getue. Doch so war Robbie schon immer gewesen. Mit Argusaugen und überbesorgt hatte er stets auf mich achtgegeben, als wäre das sein Job. Ich konnte mich nicht erinnern, wann wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Es kam mir vor, als wäre er einfach schon immer da gewesen.
In der Cafeteria war es laut und durch den Regen draußen ziemlich dämmrig. Ich blieb an der Tür stehen und hielt nach Scott Ausschau. Schließlich entdeckte ich ihn an einem
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