Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
Tisch mitten im Raum, zusammen mit den Cheerleadern und den Footballtypen. Ich zögerte. Ich konnte nicht einfach zu diesem Tisch marschieren und mich dazusetzen. Angie Whitmond und ihre Cheerleader-Truppe würden mich in Stücke reißen.
Da sah Scott auf und entdeckte mich. Ein lässiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das verstand ich als Einladung und schob mich zwischen den Tischen hindurch, um zu ihm zu gelangen. Er zog sein iPhone heraus, drückte eine Taste und sah mich zufrieden grinsend aus halb geschlossenen Augen an.
In meiner Nähe klingelte ein Handy.
Ich zuckte kurz zusammen, ging aber weiter. Hinter mir hörte ich ein Keuchen, gefolgt von hysterischem Gekicher. Und dann ein Gespräch im Flüsterton, bei dem man sofort dachte, die Leute redeten über einen. Ich spürte die Blicke im Rücken, doch ich versuchte sie zu ignorieren und ging weiter durch den Saal.
Ein zweites Handy klingelte.
Und ein drittes.
Das Getuschel und Gelächter breitete sich jetzt in Windeseile aus. Irgendwie fühlte ich mich schrecklich bloßgestellt, als wäre ein Scheinwerfer auf mich gerichtet. Das Gelächter konnte doch nichts mit mir zu tun haben, oder? Ich sah, wie einige Leute auf mich zeigten, während sie miteinander flüsterten, und wieder versuchte ich, sie zu ignorieren. Scotts Tisch war nur noch ein paar Schritte entfernt.
»Hey, Knackarsch!« Eine Hand landete auf meinem Hintern und ich schrie auf. Ich wirbelte herum und starrte Dan Ottoman wütend an, einen blonden, pickeligen Klarinettenspieler aus dem Schulorchester. Er warf mir lüsterne Blicke zu und zwinkerte anzüglich. »Hätte dich nie für so ein Flittchen gehalten, Kleines«, sagte er und machte einen auf Charmebolzen, was mich aber eher an eine dreckige Version von Kermit dem Frosch erinnerte. »Komm doch irgendwann mal im Orchester vorbei. Ich habe da eine Flöte, die du blasen könntest.«
»Wovon redest du?«, fauchte ich, aber er lachte nur und hielt mir sein Handy hin.
Zuerst war das Display schwarz. Aber dann tauchten grellgelbe Buchstaben auf. Was haben Meghan Chase und ein kaltes Bier gemeinsam?, las ich. Ich keuchte. Da verschwanden die Buchstaben und ein Bild erschien. Von mir. Von mir und Scott auf dem Parkplatz. Er hatte den Arm um mich gelegt und grinste breit. Aber jetzt war ich — mir fiel die Kinnlade runter — splitternackt und glotzte aus leeren Augen dämlich zu ihm hoch. Offenbar
hatte er mit Photoshop gearbeitet: Mein »Körper« war abartig dünn und konturlos wie der einer Puppe und meine Brust so flach wie bei einer Zwölfjährigen. Ich erstarrte und mein Herz setzte kurz aus, als der zweite Teil der Nachricht auf dem Display erschien.
Sie prickelt und ist leicht zu haben!
Mir wurde schlecht, und das Blut stieg mir in den Kopf. Entsetzt warf ich einen Blick hinüber zu Scott, nur um zu sehen, wie die Leute an seinem Tisch vor Lachen brüllten und mit dem Finger auf mich zeigten. Überall in der Cafeteria klingelten jetzt Handys, und das Gelächter schlug wie eine Welle über mir zusammen. Ich begann zu zittern und meine Augen brannten.
Ich bedeckte mein Gesicht, drehte mich um und wollte aus der Cafeteria flüchten, bevor ich noch zu heulen anfing wie ein Baby. Schrilles Gelächter umschwirrte mich und die Tränen brannten wie Gift in meinen Augen. Ich schaffte es, den Raum zu durchqueren, ohne dabei über Bänke oder meine eigenen Füße zu stolpern, warf mich gegen die Schwingtüren und stürzte auf den Gang hinaus.
Fast eine Stunde verbrachte ich in der hintersten Kabine auf dem Mädchenklo, weinte mir die Augen aus und plante meinen Umzug nach Kanada oder vielleicht auf die Fidschi-Inseln. Hauptsache, weit, weit weg. Ich konnte mich ja in diesem Staat nirgendwo mehr blicken lassen. Irgendwann kamen keine Tränen mehr, und meine Atmung normalisierte sich. Dann begann ich darüber nachzudenken, wie erbärmlich mein Leben doch war.
Wahrscheinlich sollte ich mich geehrt fühlen, dachte ich verbittert und hielt die Luft an, als ein paar Mädchen
in die Toilette kamen. Immerhin hat Scott sich die Zeit genommen, höchstpersönlich mein Leben zu ruinieren. Ich wette, das hat er noch für niemanden getan. Ich Glückliche: Ich bin der größte Loser der Welt. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen, aber ich hatte genug vom Heulen und zwinkerte sie weg.
Zunächst hatte ich vor, auf der Toilette zu bleiben, bis die Schule vorbei war. Doch falls mich jemand im Unterricht vermisste, wäre das der erste Ort,
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