Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
ich sank zurück auf das Sofa. Das Denken fiel mir schwer, die Realität verschwamm, und ein lähmender Nebel hüllte mich ein. Mir war übel und gleichzeitig war ich hundemüde.
Als sich meine Sinne klärten, wickelte Robbie gerade einen Verband um mein Bein. Wobei ich mich nicht daran erinnern konnte, wie er die Wunde gereinigt oder versorgt hatte. Ich fühlte mich erschöpft und benommen, als hätte jemand eine Decke über meine Gedanken gelegt, und es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren.
»So«, meinte Robbie und richtete sich auf. »Das war’s. Wenigstens wird das Bein jetzt nicht abfallen.« Er musterte mich abschätzend und fragte besorgt: »Wie fühlst du dich, Prinzessin?«
»Äh …«, erwiderte ich nicht gerade vor Scharfsinn sprühend und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Da war etwas, woran ich mich erinnern sollte, etwas Wichtiges. Warum hatte Robbie mein Bein verbunden? Hatte ich mich irgendwie verletzt?
Ruckartig setzte ich mich auf.
»Ethan hat mich gebissen!«, rief ich, erneut fassungslos und wütend. Ich wandte mich an Robbie. »Und du … du hast gesagt, das sei gar nicht Ethan gewesen! Wie hast du das gemeint? Was läuft hier?«
»Entspann dich, Prinzessin.« Robbie warf das blutige Handtuch auf den Boden und ließ sich auf einen Hocker
sinken. Er seufzte schwer. »Ich hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde. Mein Fehler, schätze ich. Ich hätte dich heute nicht allein lassen dürfen.«
»Wovon redest du?«
»Du solltest das nicht sehen, nichts davon«, fuhr Robbie fort und verwirrte mich damit nur noch mehr. Er schien eher mit sich selbst zu sprechen als mit mir. »Dein Blick war schon immer stark, was nicht weiter verwunderlich ist. Allerdings habe ich nicht gedacht, dass sie auch hinter deiner Familie her sind. Das ändert natürlich alles.«
»Rob, wenn du mir nicht sofort sagst, was los ist …«
Robbie sah mich an. In seinen Augen lag ein wildes, verschmitztes Funkeln. »Es dir sagen? Bist du sicher?« Seine Stimme klang jetzt gefährlich sanft und verursachte mir eine Gänsehaut. »Wenn du einmal anfängst, die Dinge zu sehen, wirst du nicht wieder aufhören können. Manche Leute wurden durch zu viel Wissen schon in den Wahnsinn getrieben.« Er seufzte, und seine Miene verlor jede Bedrohlichkeit. »Ich will nicht, dass dir das passiert, Prinzessin. Weißt du, es muss nicht so sein. Ich kann dafür sorgen, dass du das alles vergisst.«
»Vergessen?«
Er nickte und hielt die Weinflasche hoch. »Das ist Nebelwein. Du hast nur einen Schluck gehabt. Ein ganzer Becher und alles ist wieder beim Alten.« Er balancierte die Flasche auf zwei Fingern und sah zu, wie sie vor und zurück schwankte. »Ein Becher und du bist wieder normal. Das Verhalten deines Bruders wird dir nicht mehr komisch vorkommen, und du wirst dich an nichts Seltsames
oder Unheimliches erinnern können. Du weißt doch, was man sagt – Unwissenheit ist ein Segen, richtig?«
Trotz meines Unbehagens fühlte ich Wut in mir aufsteigen. »Du willst also, dass ich dieses … dieses Zeug trinke und das mit Ethan vergesse. Meinen einzigen Bruder einfach vergesse. Das willst du mir damit doch sagen, oder?«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Na ja, wenn du es so ausdrückst …«
Die Wut wurde rasend heiß und brannte meine Angst weg. Ich ballte die Fäuste. »Auf keinen Fall werde ich Ethan vergessen! Er ist mein Bruder! Bist du wirklich so unmenschlich oder einfach nur dämlich?«
Überraschenderweise erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Er ließ die Flasche fallen, fing sie noch in der Luft ab und stellte sie auf den Boden. »Eher Ersteres«, erklärte er sanft.
Das brachte mich aus dem Konzept. »Was?«
»Unmenschlich.« Er grinste immer noch übers ganze Gesicht, sodass seine Zähne im Dämmerlicht schimmerten. »Ich habe dich gewarnt, Prinzessin. Ich bin nicht wie du. Und dein Bruder auch nicht mehr.«
Obwohl die Angst wieder in meinem Magen rumorte, beugte ich mich gespannt vor. »Ethan? Was soll das heißen? Was ist mit ihm?«
»Das war nicht Ethan.« Robbie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Das Ding, das dich heute angegriffen hat, ist ein Wechselbalg.«
Puck
Ich starrte Robbie fassungslos an und fragte mich, ob das wieder einer seiner blöden Scherze war. Doch er saß nur ruhig da und beobachtete meine Reaktion. Obwohl er immer noch schief grinste, war sein Blick ernst. Er scherzte nicht.
»W-wechselbalg?«, stotterte ich schließlich und starrte ihn an,
Weitere Kostenlose Bücher