Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
hören.
Zitternd sah ich zu Robbie auf. »Ethan ist also wirklich verschwunden?«, flüsterte ich. »Er hat sich nicht einfach irgendwo versteckt? Er ist weg?«
Robbie nickte ernst.
Ich sah zu Ethans Zimmertür hinüber und biss mir auf die Lippe. »Wo ist er jetzt?«
»Wahrscheinlich im Feenland.«
Das kam so selbstverständlich, dass ich fast gelacht hätte, weil das Ganze so absurd klang. Ethan war von Feen geraubt und durch einen fiesen Doppelgänger ersetzt worden. Feen hatten meinen Bruder entführt. Fast hätte ich mich gezwickt, um herauszufinden, ob das alles nur ein wirrer Traum oder eine Halluzination war. Vielleicht war ich ja total betrunken auf dem Sofa eingeschlafen. Einem Impuls folgend, biss ich mir fest in die Wange. Der stechende Schmerz und der Geschmack von Blut verrieten mir, dass alles tatsächlich real war.
Ich sah Robbie an, und sein ernster Gesichtsausdruck erstickte die letzten Zweifel. Ein mulmiges Gefühl breitete
sich in meinem Magen aus, mir wurde übel, und ich hatte Angst.
»Dann …« Ich schluckte und zwang mich, ruhig zu bleiben. Okay, Ethan war also von Feen entführt worden. Damit würde ich fertigwerden müssen. »Was machen wir jetzt? «
Robbie zuckte eine Schulter. »Das hängt ganz von dir ab, Prinzessin. Es gibt Menschenfamilien, die Wechselbälger als ihre eigenen Kinder aufgezogen haben. Allerdings wissen sie normalerweise nichts von der wahren Natur des Kindes. Wenn man sie füttert und ansonsten in Ruhe lässt, leben sie sich meist ohne allzu große Probleme in ihrem neuen Heim ein. Am Anfang sind Wechselbälger die reinste Pest, aber die meisten Familien gewöhnen sich an sie.« Robbie grinste, doch es war eher ein Versuch, die Stimmung zu heben, als echte Belustigung. »Mit etwas Glück werden deine Leute denken, dass er eine verspätete schlimme Trotzphase durchmacht.«
»Robbie, das Ding hat mich gebissen und wohl auch dafür gesorgt, dass Mom in der Küche ausgerutscht und gestürzt ist. Das ist mehr als nervig, das ist gefährlich!« Ich starrte auf Ethans geschlossene Tür und schauderte. »Ich will, dass es verschwindet. Ich will meinen Bruder zurückhaben. Wie können wir es loswerden?«
Robbie wurde sachlich, doch er schien sich nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen. »Na ja, es gibt Möglichkeiten, wie man einen Wechselbalg loswerden kann. Eine alte Methode besteht darin, in Eierschalen Bier zu brauen oder Eintopf zu kochen, um den Wechselbalg dazu zu bringen, dass er sich darüber auslässt, wie seltsam das ist.
Aber das hat man nur bei vertauschten Babys gemacht. Da Babys eigentlich zu jung sind, um sprechen zu können, wussten die Eltern, dass es ein Wechselbalg war, und die wahren Eltern mussten ihn zurücknehmen. Ich glaube nicht, dass das bei älteren Kindern wie deinem Bruder funktioniert.«
»Na klasse. Gibt es noch andere Möglichkeiten?«
»Ähm, eine andere Möglichkeit wäre, den Wechselbalg halb tot zu prügeln, bis seine Schreie die Feeneltern dazu zwingen, das echte Kind zurückzugeben. Abgesehen davon könnte man ihn noch in den Ofen stecken und bei lebendigem Leib rösten …«
»Stop.« Mir wurde schlecht. »So etwas kann ich nicht tun, Robbie. Ich kann es einfach nicht. Es muss einen anderen Weg geben.«
»Na ja …« Robbie zögerte und kratzte sich nachdenklich im Nacken. »Die einzige verbleibende Möglichkeit wäre dann, ins Feenland zu reisen und ihn zurückzuholen. Bringt man das echte Kind in sein Heim zurück, wird der Wechselbalg dadurch vertrieben. Aber …« Er verstummte, so als hätte er noch etwas sagen wollen, es sich dann jedoch anders überlegt.
»Aber was?«
»Aber … du hast keine Ahnung, wer deinen Bruder entführt hat. Und solange du das nicht weißt, wirst du nur ziellos herumlaufen. Und nebenbei bemerkt: Im Feenland ziellos herumzulaufen, ist eine sehr, sehr schlechte Idee.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Ich weiß vielleicht nicht, wer ihn entführt hat«, stimmte ich ihm zu und sah Robbie durchdringend an, »aber du schon.«
Robbie scharrte nervös mit den Füßen. »Ich hab so eine Ahnung.«
»Wer?«
»Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung. Ich könnte mich irren. Wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
»Robbie!«
Er seufzte. »Der Dunkle Hof.«
»Der was?«
»Der Dunkle Hof«, wiederholte Robbie. »Der Hof von Mab, der Königin von Luft und Finsternis. Die Erzfeinde von König Oberon und Königin Titania. Sehr mächtig. Sehr niederträchtig.«
»Moment, Moment, warte
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