Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
der Weg dahin verläuft fast immer gleich. Die beiden quatschen die ganze Zeit ohne Pause. Oft genug auch gleichzeitig. Wenn wir an dem Science-Fiction-Laden vorbeikommen, in dem Suses Mutter arbeitet, erzählt Suse von dem neuesten Manga, das sie gerade liest. Und schwärmt jedes Mal davon, wie romantisch sie genau in diesem Laden Henri kennengelernt hat. (Was genau daran romantisch sein soll? â Beats me.) Oft erzählt sie auch noch, was ihre Mutter gerade wieder Tolles gemacht hat. Auf die ist sie ziemlich stolz, weil viele Leute sie für ihre Schwester halten, so jung sieht sie aus. Und Suse freut sich dann immer wie ein Schnitzel, weil sie ja dieselben Gene hat.
Luna hingegen beschäftigt sich am liebsten mit Essen. Am Kino kann sie nur selten vorbeigehen, ohne über Nachos mit KäsesoÃe zu reden. (Die SoÃe ist aber auch lecker, dick und orange und klebrig.) Und auch heute blieb sie wie angewurzelt stehen. »Eine Portion Nachos, okay?«
Suse zog sie weiter. »Quatsch, gleich gibtâs doch bei uns groÃes Ferienanfangs-Familienmittagessen, schon vergessen?«
»Das reimt sich. Und nöhö, nicht vergessen. Na und?«
Zwei Sekunden später hielt Luna â wie ebenfalls meistens â vor der Eisdiele an. »Aber wenigstens eine Portion Spaghetti-Eis? Eine klitzekleine?«
»So viel wie du immer isst, ist es schon ein Wunder, dass du nicht schneller wächst«, sagte ich.
Es gibt übrigens noch einen zweiten Nachhauseweg, der etwas länger ist, da kommen wir dann auch noch am Kebab-Laden und der Bäckerei vorbei. Aber den nehmen wir nur, wenn wir sehr viel Zeit haben.
Wir trotteten über die HauptstraÃe und auf einmal rief jemand hinter uns: »Hey, Schwesterherz.«
Wir drehten uns um. »Hey, Bruderherz«, entgegnete Suse.
Greg schlenderte auf uns zu, eine groÃe Tasche um die Schultern geschlungen. Seine Schule ist etwas weiter weg als unsere, weil er nicht aufs Gymnasium wollte, wie Suse mir erzählt hat.
»Hallo Luna, hallo Marli«, sagte er jetzt.
Wie von selbst gingen Greg und ich nebeneinander weiter, Luna und Suse hinter uns. Wir sagten nichts, aber das störte mich nicht. Im Gegenteil. Oft fühlt man sich ja komisch, wenn man bei manchen Leuten nicht weiÃ, was man sagen soll. Aber mit Greg war das irgendwie anders. Ich hatte mich mit ihm schon ein paar Mal wirklich gut unterhalten und uns wäre auch jetzt bestimmt was eingefallen, aber ich fand es einfach gut, mal die Klappe zu halten. Greg sah das offenbar ähnlich, zumal wir bei dem Geschnatter und Gekicher der beiden hinter uns sowieso kaum dazwischengekommen wären. Luna und Suse hielten nicht eine Sekunde lang den Schnabel.
Erst als wir in ihre StraÃe einbogen. Dort blieben wir kurz an dem kleinen Platz mit der Skateboardrampe stehen, wo gerade ein paar Jungs ihre Tricks übten. Suse schien keinen von ihnen so richtig zu beachten, schlieÃlich hatte sie ja Henri, aber ich beobachtete, wie einer der Skater bei ihrem Anblick ein besonders riskantes Manöver hinlegte. Er schaute auf, als er einen Moment lang fast schon elegant über dem Beton schwebte. Man konnte ihm die Enttäuschung richtig ansehen, als Suse ihn keines Blickes würdigte. Wir gingen ein paar Schritte weiter.
»Möchtest du mal meine neueste Errungenschaft sehen?«, fragte mich Greg.
Ich schaute ihn an. »Logisch, was denn?«
»Zeig ich dir gleich im Garten.«
Wir waren schon so gut wie da und ich weià nicht genau, was mich in diesem Moment packte. Entweder freute ich mich dermaÃen auf die nächsten beiden Wochen mit meinen best friends ever oder ich war wegen der Jockel-Aktion noch etwas überdreht. Vielleicht konnte ich es auch nicht erwarten, die »Errungenschaft« zu sehen, die Greg mir zeigen wollte, jedenfalls erkor ich das Gartentor zu meinem nächsten Freerunning-Hindernis.
Ich überlegte kurz: Katzensprung (Monkey Vault) drüber oder seitlich hechten und dann mit einer eleganten Rolle auf der anderen Seite landen? Nein, ich hatte einen Schottenrock an, und wenn ich Greg nicht zeigen wollte, was ich darunter trug (unter anderem geringelte Strumpfhosen, alles andere bleibt mein Geheimnis), kam nur der Katzensprung in Frage.
Ich ging in Startposition, rannte los, sprang mit beiden FüÃen ab und ⦠merkte zu spät, dass das Gartentor bereits offen war.
Ich versuchte zwar noch irgendwie eine elegante Rolle
Weitere Kostenlose Bücher