Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
Wangen, dass sein langer grauer Pferdeschwanz meinen Hals kitzelte. Seine Hose hatte ungefähr die Farbe von besagter oranger Nacho-KäsesoÃe, dazu trug er ein kragenloses rotes Hemd, mehrere Silberkettchen um den Hals und um seine Armgelenke waren bunte Stoffbänder geknotet.
Jetzt begrüÃte er seine Enkel der Reihe nach und sein Blick fiel auf das Band.
»Oh, Seiltanzen!«, rief er. »Das habe ich früher in Indien immer gemacht.«
Schon schleuderte er Schuhe und Socken von sich, sprang auf das Band und stand ganz ruhig da, den Blick fest auf einen Punkt vor sich gerichtet. Er ging in die Knie, richtete sich langsam wieder auf. Streckte ein Bein weg. Hüpfte ein Stück in die Höhe, drehte sich um die eigene Achse und landete wieder auf dem Band.
»Wow«, sagte Luna und ihr Mund blieb offen stehen.
»Hammerhammer«, erklärte Suse.
»Wahnsinn«, flüsterte Greg.
Und alle drei hatten recht. Ich starrte Opa Till an, der jetzt vom Band hüpfte und auf dem Rasen landete, als wäre Slacken das Normalste und Einfachste der Welt. Dann grinste er zufrieden und meinte: »So, und jetzt rein mit euch, das Essen ist fertig.«
6. Kapitel
B eim Essen ging es ziemlich laut zu. Kein Wunder bei neun Leuten. Und Mau nicht zu vergessen, die Katze, die sich unter dem Tisch um unsere FuÃknöchel schlang und dabei lauthals meckerte, als ob sie am Verhungern wäre.
Wir hatten uns gerade durch halb Asien gefuttert (Suses und Lunas Opa Till konnte fantastische Currys und Papadams machen) und nun gab es Nachspeise, als Lunas Vater mit einem Löffel gegen sein Glas schlug. »Alle mal herhören, bitte! Wir haben eine Ãberraschung für euch!«, rief er und strahlte in die Runde.
Luna links neben mir hatte sich gerade ein gigantisches Stück Pfannkuchen in den Mund gestopft. Ihre Backen waren ausgebeult, als wollte sie hamstermäÃig einen Wintervorrat anlegen. Gar nicht dumm, fand ich, es war ja immerhin schon Herbst, und schob mir ebenfalls noch einen Bissen von den leckeren Kokosmilch-Bananen-Honig-Pancakes in den Mund.
Suse rechts neben mir tupfte sich die Lippen ab, wickelte einen frischen Zimtkaugummi aus und begann zu kauen. Vielleicht stimmte meine Theorie von heute nach der Schule doch nicht und Suse war ganz einfach nur süchtig nach den Dingern. Greg goss mir schon zum dritten Mal Zitronenlimonade nach, obwohl ich gar keinen Durst mehr hatte.
»Also, Folgendes: Herbstferien!« Lunas Vater richtete sich noch etwas auf. »Wir fahren ⦠eine Woche ⦠in die ⦠Steiermark!!« Das letzte Wort schrie er geradezu heraus, als hätte er die nächste Sensation in einem Zirkus angesagt.
»Echt? Super. Gute Reise!«, sagte Luna mit vollem Mund. Sie hatte offenbar gar nicht richtig hingehört.
Ihr Vater lächelte sie an, als ob sie einen Witz gemacht hätte. »Eines muss schlieÃlich mal gesagt werden: Ihr habt in den letzten Wochen unglaublich gute Noten mit nach Hause gebracht. Vor allem Luna und Suse. Bravo!« Er klatschte den beiden zu. »Jedenfalls dachten wir, es wäre doch schön«, dabei schaute er zu Lunas und Suses Müttern, »wenn die ganze Familie mal wieder zusammen in Urlaub fährt. Ich habe eine groÃe gemütliche Hütte in Ãsterreich gemietet, da können wir abends am Kamin sitzen, wir gehen wandern, jeden Tag einen neuen Weg und â¦Â«
Ich fühlte mich schon längst ein bisschen wie auf der Werbeveranstaltung eines Reiseanbieters. Er erzählte was von Vögelnbeobachten und selbst Brotbacken, von Wanderwegen durch beinahe unberührte Natur und erst da schien es Luna und Suse zu dämmern.
Ich konnte sehen, wie sich langsam das Entsetzen auf ihren Gesichtern breitmachte.
Und nicht nur auf ihren. Auch Greg und der Opa schauten ganz bestürzt. Und Mau auch, könnte ich schwören, die es sich zwischenzeitlich auf einem Sessel gemütlich gemacht hatte.
Nur Laila, Lunas Minischwester, patschte fröhlich mit beiden Händen in ihrem Babybrei herum.
»Und als Belohnung für die ganze Familie fahren wir also nach Zirbitzkogel-Grebenzen«, beendete Lunas Vater seinen Vortrag. Ohne sich dabei zu versprechen. Hut ab.
»Hast du dir das gerade ausgedacht oder gibt es den Ort wirklich?«, fragte Opa Till mit hochgezogenen Augenbrauen.
Lunas Vater lächelte selig und tat so, als hätte er ihn nicht gehört. »Wie ihr wisst, schlieÃe
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