Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
unglaublich schnell. Sie musste oft ins Krankenhaus und ich habe dann bei euch übernachtet und auf dich aufgepasst. Zum Schluss, da kam deine Mutter wieder nach Hause, aber nicht für sehr lange. Ich habe sie gepflegt, doch â¦Â« Tante Emmi lief eine Träne über die Wange, »niemand konnte ihr helfen.«
Ich hörte links neben mir ein ersticktes Schluchzen, das kam von Suse, und rechts neben mir ein Trompeten, als Luna sich laut die Nase putzte.
»Aber das weiÃt du ja, Marli, darüber haben wir ja schon oft gesprochen.«
Ich nickte. »Hast du ihr verraten, wer du bist?«, fragte ich leise. »Und woher du kommst?«
»Erst kurz vor ihrem Tod.« Tante Emmis Stimme war kaum zu hören, so leise sprach sie.
»Und was hat sie gesagt?«, fragte Suse ebenfalls sehr leise.
»Sie war da schon sehr schwach, am Ende ihrer Kräfte. Ich weià nicht, ob sie mir wirklich geglaubt hat, aber vielleicht war die Vorstellung ein Trost für sie.« Tante Emmi wischte sich die Träne weg, atmete einmal tief durch und sah dann Suse und Luna an. »Dann hat Marlis Mutter mir das Versprechen abgenommen, auf ihr kleines Mädchen aufzupassen.« Tante Emmi räusperte sich. »Als sie ⦠als es vorbei war, bin ich ganz bei Marli und ihrem Vater eingezogen. Wir machten uns anfangs natürlich groÃe Sorgen, aber Marli war trotz allem so ein fröhliches Kind.« Sie sah mich an. »Ach, Marlischätzchen, du bist deiner Mutter so ähnlich. Sie hat sich zum Beispiel genauso an die Ohren gefasst, wie du es machst, wenn dir was peinlich ist.«
Wie bitte? Ich fasste mir an die Ohren?
»Und sie hatte auch so eine Stirntolle wie du. Und sie war Turnlehrerin, kein Wunder hüpfst du immer über alles drüber! Du hast so viel von ihr, das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
»Also heiÃt das, dass ich gar nicht traurig war, als meine Mama eines Tages einfach weg war?«, fragte ich, weil mich das plötzlich traurig machte.
»Natürlich hast du am Anfang immer wieder nach ihr gefragt, aber irgendwann nicht mehr. Du warst noch so klein, du hast das alles gar nicht richtig mitbekommen.« Tante Emmi nahm ein Taschentuch von Luna entgegen und putzte sich jetzt auch die Nase. »Und ich habe auf dich aufgepasst, wie ich es deiner Mutter versprochen hatte.«
Ich lehnte den Kopf an ihre Schulter. »Und das hast du super gemacht. Nur für den Fall, dass ich das bisher noch nie gesagt habe.«
Luna räusperte sich. »Menschmannmensch«, murmelte sie.
»Na, und der Rest, der ist schnell erzählt.« Tante Emmi stellte ihren Becher ins Gras. »Marli kam in die Schule, ihr Vater wurde sehr erfolgreich als Musiker. Er war froh, dass jemand auf sie aufpasste, dem er vertrauen konnte. Dann sind wir vor zwei Jahren nach New York gezogen, weil er dort zu tun hatte, und nun â¦Â« Sie sah uns abwechselnd an. »⦠sind wir alle hier gelandet.«
Wie auf Knopfdruck lieÃen Suse und Luna sich gleichzeitig nach hinten fallen und streckten die Beine aus. »Was war das für eine verrückte schöne schreckliche Zeit. Alles gleichzeitig«, sagte Tante Emmi. »Am Anfang habe ich meinen Mann und meinen Sohn ganz furchtbar vermisst und meine Schwester und dann auch noch deine Mutter, als sie gestorben war, Marli. Es war wirklich nicht leicht.« Sie lächelte mich an. »Aber du warst da, ich war für dich da und mit der Zeit wollte ich gar nicht mehr zurück. Wie hätte ich dich denn jemals allein lassen können? Wenn ich dich ansah, wie fröhlich du warst, dann dachte ich, dass es meinem Sohn bestimmt auch so gut ging. Er war ja noch jünger als du, als ich verschwand. Irgendwann habe ich mich dann mit der Sache versöhnt, weil â¦Â« Sie nahm mein Gesicht in die Hände. »Wenn das alles nicht passiert wäre, hätte ich dich jetzt nicht.«
Bei der Vorstellung bekam ich noch im Nachhinein einen Riesenschreck. Was wäre aus mir geworden, wenn Tante Emmi nicht aus Versehen in meinem Leben stecken geblieben wäre? Mein Herz begann bei der Vorstellung wie wild zu hämmern. Dann lieà ich mich ebenfalls nach hinten fallen, neben Luna und Suse, und schaute in den Himmel und in die Wolken und machte die Augen fest zu.
21. Kapitel
D a sprang Tante Emmi auf. »Oje, na, so was!«, rief sie und deutete auf ihre Uhr. »Ich habe Frau Hitzelsberger total vergessen! Ich habe ihr
Weitere Kostenlose Bücher