Plötzlich geküsst - Magische Zeiten ; 3
»Glaub mir, wenn man verliebt ist, dann weià man das einfach, ohne nachzudenken.«
»Aber wenn nicht?« Ich hob die Schultern. »Ich meine, ist Verliebtsein ein Gefühl, das sich total von allen anderen Gefühlen unterscheidet?«
»Oh ja!« Seine Augen begannen zu leuchten. »Aber wie genau, das ist bei jedem Menschen anders, weiÃt du?«
Ich nickte ernst. »Aber nur, weil ich jemanden mag, muss das ja nicht gleich bedeuten, dass ich in ihn auch verliebt bin, oder?«
»Geht es um Greg?«, fragte da Opa Till.
Ich zuckte zusammen und spürte, dass ich rot wurde. Und dann kreideweiÃ. »Wieso denn jetzt Greg?«
»Na, der kam vorhin nach Hause und hat Luna und Suse gefragt, wo du bist. Und dann ist er gleich verschwunden. Ich nehme mal schwer an, um dich zu sehen.«
»Mich?«, fragte ich leise, aber dann nickte ich. »Kann schon sein.«
»WeiÃt du, Marli«, sagte Opa Till lächelnd. »Wenn man zu viel nachdenkt, dann bringt das einen nur durcheinander. Hör auf dein Herz.« Er legte einen Arm um meine Schulter. »Und auf deinen Bauch.«
»Okay.« Und während wir da so standen, hörte ich genau hin. Dachte an Greg und hörte hin. »Ich kann es echt nicht sagen«, murmelte ich dann. Denn da war so viel los, in meinem Kopf und in meinem Herz wirbelte alles durcheinander. Es ging ja nicht nur um Greg, sondern natürlich auch um Tante Emmi und alles. Aber ⦠⦠es fühlte sich gut an.
Ich liebe Rahmspinat mit Kartoffeln und Spiegelei 12 und das tischte uns Tante Emmi an diesem Abend auf. Trotzdem bekam ich kaum einen Bissen runter, weil meine Gedanken erstens darum kreisten, was Gregs Fast-aufden-Mund-Kuss zu bedeuten hatte, aber auch um so Dinge wie: Gab es früher, als Tante Emmi ein Kind war, schon Sitzsäcke? Zahncreme? Ritter Sport? Aber ich war zu erschöpft, um mit ihr darüber zu sprechen, und ihr schien es ähnlich zu ergehen. Im Grunde gähnten wir uns über unsere Teller die ganze Zeit an, herzhaft, mit Tränen in den Augen und allem.
Später auf meinem Zimmer klappte ich den Laptop auf und schrieb Luna und Suse schnell eine Nachricht, dass sie gleich am nächsten Morgen um elf zum Schwesternfrühstück mit meiner Tante zu uns kommen sollten. Dann guckte ich nach, ob Greg online war. War er nicht, aber trotzdem schlug mein Herz etwas dumpf. Sollte ich ihm eine Nachricht hinterlassen?
Sollte ich, falls er doch noch irgendwann online wäre und mich anrief, rangehen?
Darüber dachte ich so lange und ohne Ergebnis nach, bis mein Laptop in den Standby-Modus wechselte, dann schaltete ich das Licht aus.
Am nächsten Morgen war ich überrascht, wie tief und fest ich geschlafen hatte. Als ich nämlich um kurz nach elf in die Küche kam, waren Suse und Luna bereits da. Es duftete nach frischen Brötchen und Kakao und Tee. Tante Emmi stand in einem schwingenden roten Glockenrock, weiÃem Pulli und mit kniehohen hellgrünen Stiefeln am Herd und sah aus wie eine geballte Ladung guter Laune. Der Küchentisch bog sich fast unter dem Gewicht von leuchtend bunten Blumen, Marmeladen- und Honiggläsern mit quietschfarbenen Löffeln drin, gekochten Eiern und einer Platte mit Schinken und Käse. Zur Feier des Tages hatte sie Ananas-Fritten mit Himbeer-Ketchup und Joghurt-Mayonnaise gemacht.
»Guten Morgen, mein Marlischätzchen«, trillerte Tante Emmi und steckte sich mit einem Essstäbchen die roten Locken hoch. »Gut geschlafen?«
»Und wie, UrurgroÃmütterchen!«, rief ich.
Tante Emmi schnitt eine Grimasse, während Luna, Suse und ich uns abklatschten.
Luna hatte zwar den Mund voll, doch sie schluckte krampfhaft, holte dann tief Luft und singsangte los (wobei sie ein paar Brezel-Krümel versprühte):
»Mannomann, Emmi isâ echt 'ne Ururoma,
da fall ich vor Schreck schon fast ins Koma.
Isâ älter als hundert und Hammer drauf,
ich mach für sie gleich 'nen Fanclub auf.
Und dann ein deluxe © -Familienfoto
mittendrin in ihrem Sportauto.
Jetzt bitte 'ne Runde applaudieren,
uns allen kann nämlich nix mehr passieren,
denn ich und Marli und Suse ham für immer
die drei Zeitenzauberringe am Finger.«
Danach lehnte sich Luna zufrieden zurück und trank einen Schluck Kakao.
Ich setzte mich, schnappte mir ein karamellfarbenes, noch warmes Brötchen und biss krachend hinein, während Tante Emmi mir Kakao
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