Ploetzlich Liebe
Tonfall anzuschlagen. »Er wohnt neben mir, wir waren drei Monate zusammen, gibst du mir bitte mal das Wasser?«
Brooke wirft mir die Flasche zu. »Und hatte er einen süßen Akzent, wie Prinz William?«
Ich lächele erleichtert. Die Amerikaner und das Königshaus … »Ja, er ist Engländer.«
»Britische Männer sind ja so heiß.« Sie seufzt. »Die haben viel mehr Stil als die Typen hier.«
Ich unterdrücke ein Lachen und denke an die kollektiven Besäufnisse zu Hause. Wenn Brooke einen Mann mit einer Unterhose auf dem Kopf in seinem eigenen Erbrochenen liegen sehen könnte, würde sie die Briten vermutlich nicht mehr ganz so nobel finden.
»Und wie sind die Britenjungs so im Bett?« Lexi dreht sich zu uns um und mustert mich mit einem schelmischen Blick.
»Ach, weißt du …« Nonchalant nehme ich einen Schluck Wasser. Woher soll ich das wissen? »Wie sind die amerikanischen Männer denn?«
Sie grinst. »Geht so.«
»Wir sollten was für Em klarmachen«, beschließt Morgan und betrachtet das umliegende Angebot mit Killerblick. »Auf deinen Akzent fahren die total ab.« Sie hält inne und legt den Kopf schräg. »Weißt du, das ist schon erstaunlich, dass du bis jetzt noch kein Date hattest. Normalerweise reagieren diese Typen hier ziemlich schnell auf Frischfleisch.«
»Bei mir nicht.« Ich schaffe es, zu grinsen.
»Und du bist ja nun nicht gerade hässlich«, fügt sie hinzu und mustert mich unverfroren. »Obwohl etwas Bräune und ein Badeanzug, der nicht ganz so praktisch ist, sicher nicht schaden würden.« Ich schiebe die Lippen ein wenig vor. Mein blauer Zweiteiler mag ja Morgans Zahnseide-Standard nicht entsprechen, aber eigentlich ist mir nicht so danach, dem ganzen Strand meine Pobacken zu präsentieren. »Ich mein ja nur …«
»Nein, schon gut.«
»Egal, kommst du mit … Limo holen?« Sie nickt Richtung Erfrischungsstand.
»Okay.« Ich zieh meine Khakishorts an und will mir das Hemd zuknöpfen, als ich Morgans Blick sehe. Offenbar soll man hier drüben mit für alle weithin sichtbarem Körper auf die Straße treten. Ich gehe einen Kompromiss mit den herrschenden Sitten ein und lasse mein blaues Hemd aufgeknöpft, während Morgan und Lexi neues Lipgloss auflegen, ihre Haare glatt streichen und in verzierte Flip-Flops schlüpfen.
»Bringt mir ne Cola mit, bitte.« Brooke legt sich auf den Rücken und gähnt. »Zero.«
»Und du passt auf unsere Sachen auf?«, frage ich. Lexi und Morgan gucken sich an.
»Keine Sorge.«
Wir gehen den Strand hoch, Morgan und Lexi bewegen sich, als wären sie auf dem Laufsteg. Ich spüre, dass uns alle nachschauen, wenn wir vorbeigehen: die Mädchen schnell und abschätzig und die Jungen starren uns länger hinterher. Mich fröstelt. Diese Unverfrorenheit macht mich irgendwie ganz nervös, eigentlich bin ich doch nichts anderes als ein Stück Fleisch. Plötzlich bin ich mir meiner blassen, blassen Haut und meines »praktischen« Badeanzugs nur allzu bewusst.
»Wie wär es denn mit Christian?«
Ich tune mich wieder in das Geplänkel der Mädchen ein.
»Bloß nicht! Weißt du noch, was Weihnachten los war?«
»Hast recht. Ali? Lulu sagt, der ist in Ordnung.«
»Kann sein, aber irgendwie ist die ja auf dem Gebiet nicht die Expertin.«
»Ha, wie wahr.«
»Oho, da ist Sam.« Morgans Blick geht zum Kiosk. »Süß.«
»Und Single«, bemerkt Lexi.
»Und keine durchgeknallten Exfreundinnen.«
»Oder Geschlechtskrankheiten.«
»Perfekt«, befindet Morgan. Sie nimmt meinen Arm und schubst mich nach vorn. »Lass dich von dem in den neuen Film mit Jennifer Aniston mitnehmen.«
»Was?« Ich hab keine Zeit mehr zu fragen, was sie damit meint, da steh ich auch schon vor einem großen blonden Jungen mit nassem Stoppelhaar. Er trägt nichts als ein Paar neonfarbener Surfershorts und eine Halskette aus Haizähnen.
»Hi, Sam«, sagen Lexi und Morgan im Duett.
»Hey.« Sam verzieht das Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Was geht?«
»Nicht viel«, zirpt Morgan. »Wir führen nur Em herum. Sie ist aus England«, ergänzt sie auskunftsfreudig.
Sam schaut mich mit neuem Interesse an. »England, cool.«
Ich nicke. Morgan stößt mich heimlich an.
»Hi«, sage ich und bemühe mich, seine Brust nicht anzustarren. Bei diesen Konturen ist der doch todsicher auf Steroiden.
»Und wie gefällt es dir hier?«
»Oh, es ist herrlich.« Mir fällt auf, dass meine Aussprache deutlicher und hochnäsiger geworden ist. Noch ein paar Wochen und ich hör mich an wie die
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