Ploetzlich Liebe
Was bringt das schon?« Brooke guckt aus dem Fenster. »Ich würde mich nur noch mieser fühlen, weil ich es angesprochen habe.«
»Das hat sie also schon mal gemacht?« Morgans Darstellung von ihrem persönlichen Rummach-Kodex hatte mit Sicherheit nicht das Ausspannen von Freunden und das Hintergehen von Freundinnen beinhaltet.
»Ach, ja, tausendmal.« Sie seufzt. »So ist das nun mal mit ihr. Irgendwie immer so eine Art Wettbewerb.« Brookes Gesicht zuckt ein bisschen. »Sie und Tasha haben immer konkurriert, bevor … Du weißt Bescheid über die Sache mit Tyler, oder?« Ich nicke. »Egal, manchmal findet sie die Jungs nicht mal gut, sie will einfach diejenige sein, die sie für sich gewinnt. Beweisen, dass sie die Beste ist.«
»Wie furchtbar«, sage ich ganz ehrlich.
Aber Brooke zuckt nur wieder mit den Schultern. »Das ist wie mit Ryan, den musste sie haben, weil der normalerweise nur mit schlauen Mädchen geht, weißt du?« Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Sie wollte zeigen, dass sie jeden haben kann. Und klar, sie mochte ihn, aber eben nicht genug, um …«
»Treu zu sein«, beende ich den Satz für sie.
»Genau.« Brooke lächelt mich schwach an. »Man lernt, damit zu leben. Sie kann einfach nicht anders.«
Mir scheint doch, dass es eins der einfacheren Dinge im Leben ist, schlicht die Pfoten von anderer Leute Freunden zu lassen, aber aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, hält Brooke zu ihr. »Wenn du meinst.«
Schließlich stellt Brooke ihr Wasserglas hin und mit einem letzten Blick in den Garten sagt sie: »Verschwinden wir?«
Ich nicke. Den ganzen Nachmittag gab es nichts als Spannungen, einen kleinen Verrat nach dem anderen und unausweichliche Beklommenheit. Nichts will ich lieber, als hier weg. »Ich folge dir.«
Tasha
»Mit diesem Stapel bin ich fertig.« Ich lecke den letzten Umschlag an und versiegele ihn, dann reiche ich ihn an Carrie am unteren Ende des Tisches weiter. Die ganze Gruppe hat Blackwell’s warmes Hinterzimmer besetzt, wo Aktionspakete für unseren großen Showdown beim Verwaltungsrat zusammengestellt werden. In zwei Wochen ist es soweit.
»Klasse.« Sie hakt einen Posten auf ihrer Liste ab. »Willst du nicht Pause machen vor der nächsten Ladung?«
»Nein. Das geht schon.« Ich zucke mit den Schultern, nehme mir noch einen Stapel Briefe und lehne mich entspannt in das lädierte braune Ledersofa zurück. »Ich bin gerade so gut in Fahrt und irgendwie steh ich auf den Geschmack von Postklebstoff.«
Wir verfallen wieder in geselliges Schweigen: Carrie, Uma und ich mit den Umschlägen, während Marie und Louise was für ihren Kurs lesen. Wir haben jetzt so eine Art Rotationssystem entwickelt, manche Mädchen kommen nur zum Kaffeetrinken vorbei, wenn gerade nichts zu tun ist, oder sie hängen einfach hier rum und arbeiten in der Gruppe, wenn sie von der Bibliothek genug haben. Ich mag das total. Gemütliche Lampen – und freundliche Gesichter – erhellen den Raum, der ständige Nachschub von Koffein bringt mich über den Nachmittag. Das ist echt besser als diese kalten Arbeitskabinen in der Bibliothek, außerdem kriege ich viel mehr von meiner Arbeit getan, wenn ich nicht andauernd Pause machen muss, um zum Getränkeautomaten zu gehen, oder meinen iPod voll aufdrehe, um wieder wach zu werden.
»Hat einer den Okin-Text gelesen?« Draußen vor den Bleiglasscheiben wird es schon dunkel, als Louise die Brille abnimmt und sich die Augen reibt. Sie verschwindet fast hinter den Bücherstapeln auf dem Tisch. »Die Kapitel über Recht und Familie? Ich brauche eine Zusammenfassung, aber ich schaff das einfach nicht mehr.«
»Tut mir leid.« Uma pappt einen Adressaufkleber auf den nächsten Umschlag und legt ihn auf den bereits ziemlich eindrucksvollen Haufen. »Du weißt doch, Jura.«
»Stimmt. Und DeeDee ist in einem Tutorium.« Louise seufzt. Nur ganz wenige von unserer Gruppe haben die selben Kurse belegt. »Und du, Natasha? Hast du das schon abgedeckt ?«
»Wie?« Ich schaue auf. »Okin. Wer war der doch gleich?«
Ich und Namen, ein hoffnungsloser Fall, ich bringe immer all diese toten Theoretiker durcheinander. Will hat irgendwann ein Farberkennungssystem für mich einführen müssen, damit ich sie auseinanderhalten konnte: rot für den rechten Flügel, blau für die liberaleren, pink für die Feministenfreundlichen.
»Sie«, berichtigt Louise. »Susan Moller Okin. Sie hat Rawls vom feministischen Standpunkt her kritisiert.«
»Ach ja, stimmt!«, rufe ich
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