Ploetzlich Liebe

mit seinen. »In Ordnung, also, sag schon.«

    »Lowell fand ihn toll«, verkündet er, zieht mich an sich und küsst mich nach jedem Satz. »Er fand ihn total toll. Und das ist noch nicht alles: Julian Morton ist hier.«
    »Der Regisseur?«
    »Die beiden kennen sich schon ewig.« Ryan lacht, schlingt mir den Arm ganz fest um die Taille und drängt mich an die Wand. »Morton hat den Film also auch gesehen und mochte ihn. Er will unser Mentor werden!«
    Mir klappt der Mund auf. Ryan schließt ihn mit Küssen, während sich in meinem Kopf alles überschlägt, schließlich tauche ich zum Luftholen auf.
    »Aber … Was bedeutet das?«
    »Wir haben Jobs, das bedeutet es!« Ryan drückt mich noch fester. »Drehbeginn für seinen neuen Film ist Juni und er will uns als Praktikanten! Bezahlt! Wir werden absolute Sklaven sein, das weiß ich, aber wir lernen was übers Drehbuchschreiben und Regie und erleben eine Produktion, hautnah und vor Ort!«
    Ich schnappe nach Luft, seine Begeisterung reißt mich mit. »Ist das nicht unglaublich, Em? Wir beide, den ganzen Sommer zusammen am Set.«
    Und dann fällt es mir wieder ein.
    »Moment mal, Ryan, ich kann nicht …« Aber er küsst mich schon wieder, und was ich ihm sagen muss, kann auch warten. Denn er packt meine Taille und zieht meine Hüfte ganz nah an sich heran, für einen Augenblick hab ich keinen einzigen Gedanken, es gibt nur diesen fiebrigen Sog heißer Münder und rauschendes Blut und …
    »Omigod!«

    Eine vertraute Stimme bohrt sich ins selige Vergessen. Ryan reißt sich von mir los und ich blinzele noch ganz benommen.
    »Em?« Der Ton wird kreischend, dann drehe ich mich um und Morgan starrt mich ungläubig und offenen Mundes an, flankiert von Brooke und Lexi, mit vergleichbar erschütterten Mienen. »Was zum Teufel machst du da?«

     
     
     
    Von: totes_tasha
An: EMLewis
Betrifft: nur so ein Einfall
     
     
    hey,
     
    also, das ende naht, aber ich dachte, es ist ein absolutes muss, dass wir miteinander abhängen. Total. Was hältst du von einem kleinen umweg, bevor es nach hause geht? Frühlingsferien in Florida sind so was wie ein initiationsritus, du könntest deine abreise nach England ein paar tage vorverlegen und da einfliegen. Ich könnte es genauso machen, aus der anderen richtung. Was meinst du? Ich könnte echt urlaub gebrauchen, ehe ich den leuten zu hause wieder unter die augen trete – und das geht doch gar nicht, dass wir nach haus fahren, ohne uns im wirklichen leben getroffen zu haben.
     
    Xoxo
     
     
     
    Von: EM Lewis
An: totes_tasha
Betrifft: re: nur so eine Idee
     
     
    Mannomann, setz mich mit auf die Liste. Hier ist es echt kompliziert geworden – ich brauche Ferien, egal, was passiert.
     
    Wir reden bald,
Em

Tasha
    Nach diesem letzten furchtbaren Kurs mit Professor Elliot und Carrie lasse ich das mit der Oxford-Uniform. Ist ja sinnlos – weiß sowieso jeder, wer ich wirklich bin, warum sollte ich also von allen verachtet und uncool gestylt sein.
    Aber obwohl ich dachte, ich würde gleich wieder auf meine alten Uggs und Miniröcke zurückgreifen, stelle ich fest, dass mich irgendwas vom vollen Programm zurückhält. Irgendwie kommt mir das jetzt so … aufdringlich vor. Also peppe ich den Look ein bisschen auf: lockere Lagen zu den Hitchcock-Röcken, gestärkte Blusen zu löchrigem Jeansstoff. Wie die anderen Kids hier sehe ich nicht aus, aber auch nicht wie Tasha, und beim täglichen Blick in den Spiegel merke ich, dass Emily recht gehabt hat. Das Mädchen, das ich hier
gewesen bin, ist auch ein Teil von mir. Sie ist nicht einfach nur die Figur, die ich gespielt hab wie eine Rolle auf der Bühne, sondern sie ist eine andere Seite von mir – und genauso real wie das Mädchen, das die Clubs aufmischt und jeden tollen Lagerverkauf im Süden Kaliforniens aufspürt.
    Vielleicht muss ich einen Weg finden, beides zu sein.
    Nachdem der Staub sich gelegt hat, schleichen die letzten Tage meines Aufenthalts ziemlich genauso dahin wie meine ersten: ich bin allein. Holly hängt mit mir ab, wenn sie kann, aber sie hat einen total wahnsinnigen Stundenplan, und so geht meine letzte Woche größtenteils still vorüber, in Bibliotheken oder mit einem Buch in meiner alten Ecke bei Starbucks. Doch statt wie früher Frust oder Einsamkeit empfinde ich seltsamerweise Ruhe und Frieden. Ich hab nur noch einen Essay für Elliot zu schreiben, und damit ich mich so richtig mies fühlen kann, hat sie eine Diskussion über den modernen Feminismus angesetzt und