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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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genau wussten, wer er war. Den Sohn der Eisernen Königin und Prinzen des Eisernen Hofes vergaß man wahrscheinlich nicht so schnell, vor allem, wenn seine Magie tödlich sein konnte.
    Keirran sprach leise mit den Tänzern, die uns immer wieder kurze Blicke zuwarfen, dann lächelten sie wissend und verbeugten sich.
    Schließlich trat Keirran in den Kreis, drehte sich zu uns um und hob einladend die Hand. »Also gut, Kenzie«, rief er. »Es ist fast so weit. Bist du bereit?«
    Sie schenkte mir ein tapferes Lächeln, ließ meine Hand los und machte sich auf den Weg. Ohne die Tänzer zu sehen, die ihr bereitwillig Platz machten, stieg sie über die Kreislinie aus Pilzen hinweg und ging mit sicheren Schritten zu Keirran hinüber, der in der Mitte des Rings auf sie wartete.
    Als ich ihr folgen wollte, streckte Annwyl den Arm aus und hielt mich auf.
    »Du kannst jetzt nicht zu ihr.«
    »Und ob ich das kann«, fauchte ich. »Ich werde sie bestimmt nicht mit denen allein lassen.«
    »Nur der Sterbliche, der den Blick zu erlangen wünscht, darf den Ring betreten«, fuhr Annwyl gelassen fort. »Sonst wird das Ritual scheitern. Dein Mädchen muss das allein tun.« Sie lächelte und sah mich beruhigend an. »Ihr wird nichts geschehen. Solange Keirran dort bei ihr ist, wird niemand ihr etwas zuleide tun.«
    Besorgt und voller Hass auf die Barriere, die uns trennte, stand ich vor den Pilzen und beobachtete, wie Kenzie zur Mitte des Rings ging. Vielleicht lag es am Mondlicht, an der seltsamen Ausstrahlung dieses Ortes oder an diesen überirdisch wirkenden Tänzern, aber Keirran hatte nun nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit einem Menschen. Er sah durch und durch aus wie eine strahlende, leuchtende Fee, mit seinen silbernen Haaren, die das bleiche Licht reflektierten, und den eisblauen Augen, die in der Dunkelheit schimmerten. Ich umklammerte meinen Rattanstock, als Kenzie sich ihm näherte. Im Vergleich zu ihm wirkte sie klein und unglaublich sterblich.
    Der Feenprinz lächelte ihr zu, dann zog er plötzlich einen Dolch. Die tödliche Klinge blitzte auf wie ein funkelnder Reißzahn. Sofort verkrampfte ich mich, aber er hielt die Waffe mit erhobener Spitze zwischen sich und Kenzie, wobei die scharfe Schneide allerdings immer noch dem Mädchen zugewandt war.
    »Damit der Empfänger den Blick erhalten kann, muss Blut vergossen werden«, murmelte Annwyl synchron zu Keirrans Lippenbewegungen. Wahrscheinlich zitierte er gerade dasselbe für Kenzie. »Denn wird etwas gegeben, muss etwas genommen werden. Wenige Tropfen, mehr braucht es nicht.«
    Kenzie zögerte kurz, dann streckte sie die Hand nach dem Dolch aus. Keirran hielt die Klinge absolut ruhig. Ich sah, wie sie sich wappnete, dann fuhr sie schnell mit dem Daumen an der Schneide entlang. Schmerzerfüllt zuckte sie zusammen. Auf der Klinge und ihrem Finger erschienen funkelnde Blutstropfen. Die Feen um sie herum seufzten auf, als die roten Tropfen die Erde berührten. Ich schauderte.
    »Nun bleibt nur noch eines«, flüsterte Annwyl, und ich sah die bernsteinfarbene Flüssigkeit aufblitzen, als Kenzie das Fläschchen aus der Tasche zog. »Doch sei gewarnt«, fuhr sie so übergangslos fort, als würde sie mit sich selbst sprechen. Trotzdem vermutete ich immer noch, dass sie nur meinetwegen den Souffleur spielte, damit ich mitbekam, was im Ring gesagt wurde. »Der Blick ist ein zweischneidiges Schwert: Nicht nur du wirst die Feen wahrnehmen, sie werden dich ebenfalls erkennen. Die Verborgenen wissen stets, wessen Augen den Nebel und den Schein durchdringen können, wer durch den Schleier in das Herz des Feenreiches blickt.« Keirran trat einen Schritt zurück und hob den Arm, als wollte er Kenzie zu sich winken. »Falls du bereit bist, diese Welt anzunehmen, zwischen ihr und der deinen zu stehen und doch keiner von ihnen anzugehören, dann vollende deine Aufgabe und schließe dich uns an.«
    Kenzie drehte sich zu mir um. Aus ihrem verletzten Finger tropfte noch immer Blut ins Gras. Ich weiß nicht, ob sie erwartete, dass ich in den Ring sprang und sie aufhielt, oder ob sie einfach sehen wollte, wie ich reagieren würde. Vielleicht hoffte sie auf meinen Segen, meine Zustimmung. Diese Hoffnung konnte ich ihr nicht erfüllen, es wäre eine Lüge gewesen. Aber aufhalten würde ich sie genauso wenig. Aus Gründen, die nur sie allein verstand, hatte sie sich so entschieden. Nun konnte ich nur noch über sie wachen und versuchen, für ihre Sicherheit zu sorgen.
    Ich rang mir ein knappes

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