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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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hockte sich auf den Stuhl neben meinem. »Sie will sehen, ob er Teile seiner Erinnerung zurückbekommt und ihm dann vielleicht wieder einfällt, was mit ihm passiert ist. Wie geht es deinem Arm?«
    Ich hielt ihn hoch, was mir sofort eine gereizte Rüge des verbliebenen Gnoms einbrachte. Die beiden hatten irgendeine stinkende Salbe auf die Wunde geschmiert und sie dann fest verbunden, sodass der Schmerz bereits nachließ. Jetzt breitete sich Taubheit an der Stelle aus. »Ich werde es überleben.«
    »O ja«, murmelte der Gnom mit einem warnenden Blick. »Aber Sie haben Glück gehabt, dass es nicht die Hand erwischt hat, sonst hätten Sie vielleicht ein paar Finger verloren. Und hören Sie auf, an den Verbänden zu zupfen, Mr. Chase.« Er suchte seine Utensilien zusammen, starrte mich noch einmal finster an und tapste davon. Endlich fiel die Tür hinter ihm zu.
    Kenzie griff sanft nach meiner Hand. Während ich unsere ineinander verschlungenen Finger musterte, geisterten mir finstere Gedanken im Kopf herum. Langsam wurde diese Sache echt gefährlich. Nein, falsch, das war sie schon längst, es wurde nur zunehmend schlimmer. Es starben Leute oder verschwanden spurlos. Eine mörderische neue Feenart war auf dem Vormarsch, die ihre Opfer tötete, indem sie ihnen den Schein absaugte und damit ihre Lebensenergie. Halbblüter wurden auf offener Straße entführt, aus ihren Häusern und Schulen gekidnappt. Und das war noch nicht alles – in diesem Park versteckte sich etwas, etwas Finsteres, Bedrohliches, das nur auf uns zu warten schien.
    Die Dunkle Tiefe. Die Herrin.
    Plötzlich fühlte ich mich völlig hilflos und verloren. Als wäre ich ein kleines Stück Treibholz, das im endlosen Ozean schwimmt und genau weiß, dass es bald völlig von ihm verschluckt wird. Auf so etwas war ich nicht vorbereitet. Ich wollte nicht in diesen ganzen Feenirrsinn hineingezogen werden. Was wollten die eigentlich von mir? Ich war nicht meine Schwester, die mächtige Halbfee, die den berüchtigten Robin Goodfellow und Mabs Sohn an ihrer Seite hatte. Ich war nur ein Mensch, ein Mensch gegen ein ganzes Volk von wilden, gefährlichen Feen. Und wie immer setzte ich auch noch andere diesen Gefahren aus.
    Kenzie strich vorsichtig über meine Haut, bis mein ganzer Arm kribbelte. »Es gibt wahrscheinlich keine Möglichkeit, dich irgendwie dazu zu bringen, dass du hierbleibst, oder?«, fragte ich leise, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
    »Nö«, erwiderte Kenzie mit gezwungener Fröhlichkeit. Als ich hochblickte, schenkte sie mir ein grimmiges Lächeln. »Denk nicht mal dran, Ethan. Du brauchst jemanden, der dir Rückendeckung gibt und dafür sorgt, dass nicht noch mehr Feen mit scharfen Zähnen an dir herumknabbern. Ich habe mir den Blick nicht zugelegt, um jetzt tatenlos zuzusehen.«
    Ich seufzte schwer. »Ich weiß. Aber ich habe nichts mehr, womit ich dich beschützen oder mich auch nur selbst verteidigen könnte.« Probeweise ballte ich die verletzte Hand zur Faust. Wie Nadelstiche schoss der Schmerz durch meinen Arm. »Wenn wir nach ihrem Unterschlupf suchen, nützt mir ein Stock herzlich wenig. Das reicht einfach nicht. Ich will mein Messer oder sonst irgendetwas Scharfes dabeihaben, wenn wir auf diese Feen treffen. Mit halben Sachen komme ich gegen sie nicht weiter.«
    Plötzlich wurde mir kalt. Das hier war kein bizarres Spiel mehr, es ging nicht nur darum, mit einer Bande Dunkerwichtel in der Bibliothek Verstecken zu spielen oder Kingstons Schlägerfreunden aus dem Weg zu gehen. Diese Feen, was auch immer sie sein mochten, waren rücksichtslose, kranke Killer. Mit ihnen konnte man nicht verhandeln, für sie gab es weder Bitten noch Gefälligkeiten oder Tauschgeschäfte. Entweder musste ich sie töten, oder ich wurde in Stücke gerissen.
    Offenbar fing ich an zu zittern, denn Kenzie rutschte dichter an mich heran und lehnte den Kopf an meine Schulter. »Wir brauchen einen Plan«, überlegte sie ruhig. »Irgendeine Strategie. Mir gefällt der Gedanke nicht, einfach wieder dort aufzutauchen, ohne auch nur zu wissen, wohin es gehen soll. Wenn wir nur wüssten, wo ihr Versteck ist …« Sie verstummte, und ich schloss die Augen, um einfach nur ihre Wärme in mich aufzunehmen. »Ich wünschte, ich hätte einen Computer«, fuhr sie schließlich fort. »Dann könnte ich zumindest ein paar Recherchen über den Central Park anstellen und herauszufinden versuchen, was diese Dunkle Tiefe sein soll. Leanansidhe hat hier nicht zufällig ein paar

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