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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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sich zu mir umdrehte, glänzte in seinen Augen die nackte Verzweiflung.
    »Ich muss es tun«, flüsterte er. »Ich muss, Ethan. Wenn es Kenzie wäre, würdest du genauso handeln.«
    Verdammt, ja, das würde ich. Und Keirran würde einfach alles für Annwyl tun – das hatte er bereits deutlich gezeigt. Aber ich konnte nicht zulassen, dass er so einfach in sein Unglück rannte. Auch wenn er eine halbe Fee war, gehörte er trotzdem zur Familie.
    »Das ist kompletter Selbstmord«, versuchte ich ihn zu überzeugen. »Wir wissen ja nicht einmal, ob sie Annwyl tatsächlich haben. Es könnte eine Lüge sein, damit du mit ihnen gehst.«
    »Eine Lüge?«, knurrte das Katzenwesen empört. »Wir sind Feen. Die Menschen haben uns vergessen, die Höfe haben uns aufgegeben, aber wir gehören dem Feenreich noch ebenso an wie Sommer oder Winter. Wir lügen nicht. Und dein Sommermädchen wird die Nacht nicht überleben, wenn du jetzt nicht sofort mit uns kommst. Das kann ich dir versprechen. Also, wie entscheidest du dich, Junge?«
    »Na schön.« Hastig drehte Keirran sich zu der Geisterfee um. »Ja, wir sind im Geschäft. Ich werde mit euch kommen, solange ich mich darauf verlassen kann, dass ihr meinen Freunden in der Zwischenzeit nichts tun werdet. Wenigstens das müsst ihr mir versprechen.«
    Wieder rümpfte die Katzenfee die Nase. »Wie du willst.«
    »Keirran …«
    Ohne mich anzusehen, zischte er: »Jetzt hängt alles an dir.« Er steckte sein Schwert weg. »Finde uns und rette sie alle.«
    Mit einem aufgebrachten Summen ließ Razor sich vom Baum fallen und landete auf Keirrans Schulter. »Nein!«, kreischte er und zerrte den Prinzen am Kragen, als könnte er ihn so mit sich fortziehen. »Nicht gehen, Meister! Nein!«
    »Razor, du bleibst bei Kenzie«, befahl Keirran ihm leise, doch der Gremlin stieß unverständliche Laute aus und schüttelte so wild den Kopf, dass seine großen Ohren flatterten. Keirrans Stimme war plötzlich kalt wie Stahl: »Geh!«, befahl er so schroff, dass Razor zurückwich. »Sofort!«
    Der Gremlin gehorchte mit einem leisen Schluchzen. Als er auf Kenzies Schulter wieder auftauchte, vergrub er sein Gesicht in ihren Haaren und heulte laut. Keirran achtete nicht auf ihn. Er richtete sich kerzengerade auf und ging mit entschlossenen Schritten zu den drei Scheinsaugern hinüber, bis er dicht vor ihnen stand. Ich bemerkte, dass die beiden dürren Feen ein Stück zurückwichen, als hätten sie Angst, aus Versehen mit seinem tödlichen Eisernen Schein in Berührung zu kommen. »Gehen wir«, sagte er laut. »Die Herrin wartet sicher schon.«
    Tu etwas , drängte mich eine Stimme in meinem Kopf. Steh nicht einfach nur rum und sieh untätig zu. Ich dachte einen Augenblick daran, mich auf die Scheinfresser zu stürzen und sie in Fetzen zu schneiden, aber wenn Annwyl deswegen starb, würde Keirran mir das nie verzeihen. Ich hatte keine Wahl. Mit geballten Fäusten sah ich zu, wie eine der dürren Kreaturen mit ihren Klauen auf die Nebelschwaden einschlug. Sie teilten sich wie ein Vorhang und enthüllten ein finsteres Loch. Tiefste Dunkelheit, sonst nichts.
    »Wehe, ihr folgt uns, Menschen«, zischte das Katzenwesen, bevor es mit zuckendem Schwanz in das Loch hinter dem Nebel glitt. Die dürren Feen drohten Keirran mit ihren Klauen. Ohne einen Blick zurück machte er einen Schritt in das Loch und wurde augenblicklich von der Dunkelheit verschluckt. Nach einer wortlosen Drohgebärde in unsere Richtung folgten ihm die beiden verbliebenen Feen. Die Nebelwand schloss sich wieder, und der Riss zwischen den Welten verschwand. Wir blieben allein in den dunstigen Schwaden zurück.
     

 
    20 – Di e Vergessenen
    Großartig. Und nun?
    Ich hörte, wie Kenzie versuchte, Razor zu beruhigen, während ich weiter auf die Stelle starrte, an der eine Sekunde zuvor die Scheinfresser mit dem Eisernen Prinzen verschwunden waren. Wie war es ihnen nur gelungen, sich einen Steig hierher zu bauen? Soweit ich wusste, konnten nur die Herrscher des Feenreichs – also Oberon, Mab und Titania – oder jemand mit ähnlicher Macht Pfade erschaffen, die in das Nimmernie hinein und wieder hinaus führten. Nicht einmal die Feen konnten nach Belieben zwischen den Welten hin und her springen; auch sie brauchten dazu einen Steig.
    Es sei denn, jemand mit großer Macht hatte ihnen den Steig geschaffen, jemand, der wusste, dass wir hier waren.
    Es sei denn, das, was dort im Central Park lauerte, war vergleichbar mit Oberon oder Mab.
    Ein

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