Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
völlig überwucherten Hinterhof landeten. Vor uns ragte eine große Eiche im Nebel auf. Unter ihren tief hängenden Ästen, die dicht mit Moos bewachsen waren, blieben wir stehen.
»Wo ist Razor?«, fragte Kenzie, doch da kam der Gremlin schon angerannt und stürzte sich mit wildem Gebrabbel auf Keirran. Der Eiserne Prinz zuckte erschrocken zusammen. Razor wuselte auf ihm herum und zerrte summend an seinem Hemd.
»Aua, Razor!« Mühsam zerrte er den Gremlin von sich herunter und hielt ihn auf Armeslänge von sich weg. »Was ist denn los? Ich hatte dir doch gesagt, du sollst bei Annwyl bleiben.«
»Ist Razor ja auch!«, schrie der Gremlin und riss an seinen Ohren. »Razor ist geblieben! Aber das hübsche Elfenmädchen nicht! Das hübsche Mädchen ist weggegangen, um Meister zu suchen!«
»Annwyl?« Abrupt ließ Keirran ihn los. Razor verschwand, tauchte aber sofort wieder zwischen den Ästen des Baumes auf. Er brabbelte immer weiter vor sich hin, jetzt völlig unverständlich. »Sie ist weg? Wo …?« Der Gremlin summte laut und wedelte mit den Armen, woraufhin Keirran die Stirn runzelte. »Langsamer, Razor, ich verstehe kein Wort. Wo ist sie jetzt?«
»Sie befindet sich bei der Herrin, Jungchen.«
Erschrocken wirbelten wir herum. Eine Nebelschwade schien sich von den anderen zu lösen, schwebte auf uns zu und nahm Gestalt an. Aus dem weißen Dunst löste sich das Katzenwesen mit dem runzeligen Frauengesicht. Die rissigen Lippen waren zu einem bösartigen Lächeln verzerrt. Hinter ihm erschienen weitere Feen, zwei dieser dürren, insektenartigen Exemplare, die Kenzie und mich ins Nimmernie getrieben hatten. In der feuchten Luft hörte man deutlich das Surren des Stahls, als wir unsere Waffen zogen.
Das Katzenwesen fauchte und bleckte die gelben Zähne. »Wenn ihr mich niederstreckt, wird das Sommermädchen sterben«, warnte es uns. »Das Eiserne Monster sagt die Wahrheit. Wir haben gesehen, wie sie in die wirkliche Welt zurückkam, wohl auf der Suche nach euch. Wir haben sie beobachtet, und nachdem sie den Zwischenraum verlassen hatte, haben wir sie uns geholt. Jetzt befindet sie sich bei der Herrin. Und wenn ich dahinscheide, wird die Sommerfee zu einer Zwischenmahlzeit für den Rest meines Volkes. Es liegt ganz bei euch.«
Keirran wurde blass und ließ sein Schwert sinken. Die Fee lächelte zufrieden. »Sehr gut, Jungchen. Erinnerst du dich an mich? Ich habe dich im Auge behalten, nachdem du meine Schwester mit deinem giftigen Schein getötet hast. Ich habe gesehen, wie du zusammen mit deinem teuren Sommermädchen die Menschen zur Königin der Exilanten gebracht hast.« Angewidert verzog sie die faltigen Lippen. »Pah! Königin der Exilanten. Sie ist genauso wenig eine wahre Königin wie diese aufgeblasene Kröte Titania, die auf ihrem Thron hockt und sich in ihrem unrechtmäßigen Ruhm sonnt. Unsere Herrin wird diese lächerlichen Höfe von Sommer und Winter vernichten.«
»Titania ist mir egal«, sagte Keirran und trat einen Schritt vor. »Wo ist Annwyl? Was habt ihr mit ihr gemacht?«
Wieder lächelte das Katzenwesen. »Fürs Erste ist sie in Sicherheit. Als wir sie aufgegriffen haben, hat die Herrin unmissverständlich befohlen, dass ihr kein Leid geschehen darf. Wie lange das so bleibt, liegt ganz bei dir.«
Ich sah, wie Keirrans Schultern sich hoben, als er tief durchatmete, wohl um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Was wollt ihr von uns?«, fragte er dann.
»Von den Sterblichen gar nichts«, versicherte die Katzenfee mit einem abfälligen Naserümpfen. Sie schenkte Kenzie und mir keinerlei Beachtung. »Sie sind menschlich. Mag ja sein, dass der Junge über den Blick verfügt, aber unsere Herrin hat keinerlei Interesse an Menschen. Sie haben für sie keinen Nutzen. Sie will dich, Strahlender. Während du im Park warst, hat sie deinen seltsamen Schein gespürt, die Magie von Sommer, Winter und Eisen. Etwas Derartiges hat sie noch nie zuvor erlebt.« Die Fee grinste verschlagen und präsentierte ihre vergilbten Fangzähne. »Wenn du uns zu unserer Herrin begleitest, wird das Mädchen leben. Wenn nicht, werden wir uns an ihrem Schein laben, ihr jeden Tropfen aussaugen und ihre Erinnerungen löschen, bis nichts mehr von ihr übrig ist.«
Mit zitternden Fingern ballte Keirran die Fäuste. »Versprecht ihr es?«, fragte er fordernd. »Versprecht ihr, Annwyl nichts anzutun, wenn ich mit euch zu eurer Herrin komme?«
»Keirran!«, unterbrach ich ihn fassungslos. »Hör auf. Was soll das?«
Als er
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