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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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brachte uns der Steig nicht in Leanansidhes Keller. Stattdessen fanden wir uns jenseits der kalten Helligkeit zwischen den Welten vor einem Wandschrank wieder, von dem aus wir in ein Schlafzimmer gelangten. Beim Verlassen des Schranks wurde ich von leichtem Schwindel gepackt. Ob diese ständige Hin-und-Her-Wechselei vielleicht gesundheitsschädlich war?
    Das Zimmer war schlicht: ein zerwühltes Bett, ein Nachttisch, in einer Ecke ein Schreibtisch. Alles war in Weiß- und Grautönen gehalten. Den einzigen Farbtupfer bildete eine Vase mit Wildblumen – wahrscheinlich Annwyls Werk. Razor summte traurig und ließ wieder die Ohren hängen.
    »Meisters Zimmer«, schniefte er. Kenzie tätschelte ihm tröstend den Kopf.
    Als ich die Zimmertür öffnete, hörten wir Stimmen und Musik – keinen Gesang, sondern leise, willkürliche Tonfolgen, die das gedämpfte Gespräch kaum übertönten. Auf dem Weg durch den Flur wurden die Geräusche immer lauter, bis wir vor einer Flügeltür standen, die zu einem Musikzimmer führte. Im Zentrum des Raums prangte – natürlich auf einem roten Teppich – ein gewaltiger Konzertflügel. Boden und Wände um ihn herum waren mit diversen Instrumenten bedeckt, von denen einige sacht vibrierten. In einer Ecke stand eine Harfe, deren Saiten sichtbar bebten, obwohl niemand hier war, der sie hätte spielen können. An der gegenüberliegenden Wand spielte eine Laute vor sich hin, unterstützt von einem Tamburin, das leise zu antworten schien. Im ersten Moment hatte ich den Eindruck, die Instrumente würden sich unterhalten wie intelligente Lebewesen, was doch ziemlich verstörend war.
    Doch dann blickte Leanansidhe, die auf einem der Sofas lag, hoch, und gleichzeitig drehte sich Grimalkin zu uns um und fixierte uns mit seinen großen goldenen Augen.
    »Ethan, Liebes, da bist du ja!« Mit wehendem Kleid und eine blaue Rauchwolke hinter sich herziehend erhob sich die Königin der Exilanten und winkte uns mit ihrer Zigarettenspitze zu sich heran. »Ihr kommt genau richtig, Liebes. Grimalkin und ich haben gerade von euch gesprochen.« Als Kenzie und ich durch die Tür traten, blinzelte sie verwirrt und sah prüfend in den leeren Korridor hinter uns. »Ähm, wo steckt denn der Prinz, ihr Lieben?«
    »Sie haben ihn«, antwortete ich, woraufhin Leanansidhes Lippen gefährlich schmal wurden. »Sie haben uns in der Nähe von Guros Haus abgefangen und verlangt, dass Keirran sie zu ihrer Herrin begleitet.«
    »Und du hast ihn nicht daran gehindert , Liebes?«
    »Ich hatte keine Chance. Die Scheinfresser haben Annwyl entführt und damit gedroht, sie umzubringen, wenn Keirran nicht tut, was sie sagen.«
    »Verstehe.« Leanansidhe seufzte schwer, und ein Hund aus Rauch sprang über uns hinweg. »Ich wusste, dass es ein Fehler war, das Mädchen aufzunehmen. Tja, das versetzt unseren Plänen einen ziemlichen Dämpfer, nicht wahr? Wie wollt ihr diesen kleinen Schlamassel denn nun richten? Möglichst bald, würde ich vorschlagen, bevor die Eiserne Königin erfährt, dass ihr kleiner Liebling vermisst wird. Das wäre wohl für keinen von uns von Vorteil, oder, Liebes?«
    »Ich werde ihn finden.« Ruckartig schloss sich meine Hand um einen der Schwertgriffe. »Wir wissen jetzt, wo sie sich verstecken.«
    »Tatsächlich?« Die Königin der Exilanten zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Dann verrate es uns doch, Liebes.«
    »Die Scheinfresser haben vom Zwischenraum gesprochen.« Nun hob sich auch Leanansidhes zweite Augenbraue, allerdings vor Überraschung. »Vielleicht bist du ja nicht die Einzige, die weiß, wie man sich zwischen der Feenwelt und dem Reich der Sterblichen einen Unterschlupf schafft. Wenn du das kannst, müssten andere doch auch dazu in der Lage sein, oder?«
    »Technisch gesehen schon, Liebes«, antwortete Leanansidhe steif. Offenbar missfiel ihr der Gedanke, dass sie nicht die Einzige war, die diese Idee gehabt hatte. »Allerdings ist der Zwischenraum eine sehr schmale Existenzebene, mehr wie ein Vorhang, der in beide Welten hineinreicht. Alles, was hier überleben will, braucht eine feste Verankerung in der richtigen Welt. Sonst würde derjenige auf ewig im Zwischenraum herumirren.«
    »Im Central Park gibt es eine Höhle«, schaltete sich Kenzie ein und trat neben mich. »Sie ist klein und seit Jahren gesperrt, aber das dürfte für die Feen ja kein Problem sein, oder? Solange sie in der echten Welt existiert, könnte sie einen Zugang zum Zwischenraum bilden.«
    »Sehr gut, Liebes. Das könnte in

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