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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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scharfes, tödliches Metall, das ich zwischen mich und meinen unbekannten Verfolger bringen konnte. Aber ich war schon einmal mit einem Messer in der Schule erwischt worden und hatte dadurch so viel Ärger gehabt, dass ich es inzwischen zu Hause ließ.
    Mit dem Rücken zum Zaun wartete ich.
    Schließlich trat – nein, flimmerte – etwas hinter der Tribüne hervor. Es war im Sonnenlicht kaum auszumachen. Und obwohl es ein strahlender Herbstnachmittag war und die Sonne noch genug Kraft hatte, um die Luft zu erwärmen, war mir schlagartig kalt. Ich fühlte mich so träge, als würden meine Gedanken und Gefühle langsam aus mir herausfließen und nur eine leere Hülle zurücklassen. Zitternd blickte ich dem Ding entgegen, das wenige Meter vor mir schwebte. Es sah vollkommen anders aus als jede Fee, der ich jemals begegnet war. Nicht wie eine Nymphe, Elfe, Dryade, wie ein Kobold oder sonst irgendetwas, das ich kannte. Natürlich war ich kein Experte auf dem Gebiet der Feenspezies, aber ich hatte mehr von ihnen gesehen als die meisten anderen, und diese hier war einfach … seltsam.
    Sie war ungefähr dreißig Zentimeter kleiner als ich und so dünn, dass es kaum vorstellbar schien, dass ihre Beine sie tragen konnten. Noch dazu endeten diese in nadelartigen Spitzen, wodurch es so aussah, als laufe das Wesen auf Zahnstochern statt auf Füßen. Das Gesicht war schmal und raubvogelartig, und die Finger waren genauso spitz wie die Beine, so als könnte es seine Nägel direkt in meinen Schädel bohren. Aus den knochigen Schultern ragten skelettartige Überreste von Flügeln hervor, brüchig und zerfetzt. Trotzdem schwebte es einige Zentimeter über dem Boden, als wolle selbst die Erde nicht mit diesem Wesen in Berührung kommen.
    Einige Sekunden lang starrten wir einander wortlos an.
    »Also gut«, sagte ich ruhig, während die gruselige Fee mich unentwegt beobachtete. »Du bist mir bis hier raus gefolgt, offensichtlich mit der Absicht, mich zu sehen. Was zum Teufel willst du?«
    Die riesigen Facettenaugen, die aussahen wie die eines Insekts, blinzelten träge. Ich konnte hundertfach mein Spiegelbild darin sehen. Dann öffnete sich der schmale Schlitz, der wohl der Mund war, und das Ding hauchte: »Ich überbringe dir eine Warnung, Ethan Chase.«
    Ich hatte Mühe, nicht zurückzuschrecken. Dieses Wesen hatte etwas … absolut … Abartiges an sich. Es gehörte einfach nicht in die reale Welt. Alle anderen Feen, selbst die Eisernen Feen, waren immer noch ein Teil der Realität, auch wenn sie zwischen hier und dem Nimmernie hin und her pendelten. Bei diesem Wesen allerdings … schien der Körper nicht in derselben Sphäre zu existieren wie der Rest der Welt. Immer wieder flackerte und verschwamm es, als wäre es nicht vollständig hier. Als wäre es nicht ganz stofflich.
    Die Fee hob einen langen, knochigen Finger und zeigte damit auf mich.
    »Misch dich nicht ein«, flüsterte sie. »Lass dich nicht in das verwickeln, was bald geschehen wird. Dies ist nicht dein Kampf. Wir suchen keinen Ärger mit dem Eisernen Hof. Doch wenn du dich in unsere Angelegenheiten einmischst, Mensch, bringst du jene in Gefahr, die dir am Herzen liegen.«
    »Eure Angelegenheiten? Was seid ihr überhaupt?« Meine Stimme war rauer als beabsichtigt. »Ich schätze mal, ihr gehört weder zum Lichten noch zum Dunklen Hof.«
    Der schlitzartige Mund der Fee verzog sich kurz. »Wir sind gar nichts. Wir wurden vergessen. Niemand kennt mehr unsere Namen oder weiß, dass wir jemals existiert haben. Und das solltest du auch tun, Mensch: vergessen.«
    »Aha. Also, erst seid ihr ganz erpicht darauf, dass ich mitkriege, dass ihr hier seid, ihr verfolgt mich und bedroht meine Familie, und dann sagt ihr mir, ich soll euch einfach vergessen.«
    Die Fee glitt einen Schritt zurück. »Eine Warnung«, wiederholte sie und warf mir einen kleinen, grauen Gegenstand vor die Füße. »Das passiert mit denen, die sich einmischen«, flüsterte sie. »Unsere Rückkehr hat gerade erst begonnen.«
    Ohne die Fee aus den Augen zu lassen, bückte ich mich und warf einen kurzen Blick auf das graue Ding.
    Eine Blumenelfe. Und zwar dieselbe, die ich vorhin noch bei Todd gesehen hatte, da war ich mir sicher. Aber ihre Haut war jetzt blassgrau, als wäre ihr jede Farbe entzogen worden. Vorsichtig hob ich sie auf und legte sie auf meine Handfläche. Die Kleine rollte sich herum und blinzelte zu mir hoch. Die großen Augen waren völlig leer. Sie lebte, aber noch während ich sie

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