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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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nach irgendwelchen Verbrechen, die ich unwissentlich begangen haben könnte. Oder hatten die Feen mir vielleicht etwas angehängt?
    »Ethan?«, fragte einer der Männer. Dad beobachtete die beiden grimmig, und jetzt erschien auch Mom in der Tür. Sie hatte eine Hand vor den Mund geschlagen.
    »Bist du Ethan Chase?«
    »Ja.« Ich ließ die Arme hängen, sodass die beiden Stöcke völlig ruhig blieben, aber mein Herz raste. Der Gedanke, ich könnte verhaftet werden und vor den Augen meiner entsetzten Eltern in unserem Hinterhof Handschellen angelegt bekommen, machte mich ganz krank. Damit meine Stimme nicht zitterte, schluckte ich, bevor ich fragte: »Worum geht es?«
    »Kennst du einen Jungen namens Todd Wyndham?«
    Als ich begriff, worauf es hinauslief, entspannte ich mich etwas. Mein Herz schlug zwar noch immer dröhnend, aber ich zuckte mit den Schultern und antwortete betont lässig: »Ja, wir haben in der Schule ein paar Kurse zusammen.«
    »Und du hast gestern Nachmittag bei ihm angerufen, stimmt das?«, fragte der Polizist weiter, um, nachdem ich knapp genickt hatte, hinzuzufügen: »Und am Abend zuvor hat er bei dir übernachtet?«
    »Stimmt.« Scheinbar verwirrt schaute ich zwischen den beiden Männern hin und her. »Warum? Was ist denn los?«
    Die Polizisten tauschten einen schnellen Blick. »Er wird vermisst«, erklärte dann einer von ihnen, woraufhin ich in gespielter Überraschung die Augenbrauen hochzog. »Seine Mutter hat uns gemeldet, dass er gestern nicht nach Hause gekommen ist, außerdem habe sie nachmittags einen Anruf von einem gewissen Ethan Chase erhalten, einem Jungen aus seiner Schule.« Sein Blick wanderte kurz zu den Stöcken in meiner Hand, dann kniff er die Augen zusammen und musterte mich durchdringend. »Du weißt nicht zufällig, wo er sich aufhält, oder, Ethan?«
    Ich zwang mich zur Ruhe und schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn seit gestern nicht mehr gesehen, tut mir leid.«
    Es war klar, dass er mir nicht glaubte, denn er presste die Lippen zusammen und sagte betont langsam: »Du hast keine Idee, was er gestern getan haben oder wohin er gegangen sein könnte?« Als ich zögerte, fuhr er in freundlicherem Tonfall fort, als wollte er mich ermutigen: »Jede Information kann uns weiterhelfen, Ethan.«
    »Wie gesagt«, wiederholte ich mit festerer Stimme. »Ich weiß nichts.«
    Er stieß ein gereiztes Schnauben aus, als würde ich ihm absichtlich ausweichen – was ja auch stimmte, aber nicht aus den Gründen, die er vermutete. »Dir ist doch klar, dass wir nur versuchen zu helfen, Ethan, oder? Du kannst niemanden beschützen, indem du uns etwas verheimlichst.«
    »Ich denke, es reicht jetzt.« Plötzlich kam Dad von der Veranda herunter und baute sich in seinem Bademantel vor den Polizisten auf. »Ihre Besorgnis in allen Ehren, Officers, aber ich glaube, mein Sohn hat Ihnen alles gesagt, was er weiß.« Schockiert blinzelte ich meinen Vater an, der sich nun mit einem freundlichen, aber unnachgiebigen Lächeln neben mich stellte. »Falls wir etwas erfahren, werden wir Sie natürlich sofort anrufen.«
    »Sir, Ihnen scheint nicht klar zu sein …«
    »Doch, mir ist das völlig klar, Officer«, unterbrach ihn Dad mit unverändert höflichem Lächeln. »Aber Ethan hat Ihre Fragen bereits beantwortet. Vielen Dank für Ihren Besuch.«
    Sie wirkten etwas irritiert, aber Dad war nicht gerade klein und hatte im Moment die Ausstrahlung und Haltung eines freundlichen, aber sturen Stiers: Er würde sich nicht von der Stelle rühren, solange er das nicht wollte. Nach einer zähen Pause nickten die Polizisten knapp und wandten sich ab – vielleicht hatten sie ja gehofft, ich würde im letzten Moment doch noch ein Geständnis ablegen. Mit einem gemurmelten »Ma’am« drängten sie sich an Mom vorbei. Sie folgte ihnen, wahrscheinlich, um sie zur Tür zu bringen.
    Nachdem die Hintertür zugefallen war, wartete Dad noch ein paar Sekunden, bevor er sich zu mir umdrehte. »Todd Wyndham ist doch der Junge, der neulich hier war. Willst du mir dazu irgendetwas sagen, Sohn?«
    Ohne ihn anzusehen, schüttelte ich den Kopf. »Nein«, murmelte ich. Es kam mir schäbig vor, ihn anzulügen, insbesondere, nachdem er für mich die Polizisten abgewimmelt hatte. »Ich schwöre, ich weiß nichts.«
    »Hmmm.« Dad warf mir einen undurchdringlichen Blick zu und schlurfte dann zurück ins Haus. Stattdessen erschien Mom wieder in der Tür und beobachtete mich. Ich sah die Angst in ihren Augen, die Enttäuschung.

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