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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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legte ihn auf den Tisch und drehte den Umschlag auf den Kopf. Eine kleine Silbermünze fiel in meine Hand, und ich schloss nachdenklich die Finger darum.
    Wollte ich meine Schwester überhaupt ins Spiel bringen? Meghan Chase, die außergewöhnliche Eiserne Königin? Seit wie vielen Jahren hatte ich sie inzwischen nicht mehr gesehen? Erinnerte sie sich überhaupt noch an uns? Kümmerte es sie noch?
    Mir schnürte es die Kehle ab. Hastig sprang ich auf, schleuderte die Münze auf den Tisch und fegte den Umschlag zurück in die Schublade, die ich mit voller Wucht zuschlug. Nein, ich würde bestimmt nicht heulend zu Meghan rennen, weder wegen dieser Sache noch irgendwann sonst. Meghan hatte uns verlassen, sie war nicht länger ein Teil dieser Familie. In meinen Augen war sie durch und durch Fee. Und ich war von den Feen schon so oft gequält worden, dass es für mehrere Leben ausreichte. Ich konnte das alleine regeln.
    Auch wenn das hieß, eine Riesendummheit zu begehen, etwas, von dem ich geschworen hatte, es niemals zu tun.
    Ich würde Kontakt zu den Feen aufnehmen müssen.
     

 
    7 – Der einsame Park
    Eine halbe Stunde vor Mitternacht klingelte mein Wecker. Mit einem gezielten Schlag brachte ich ihn zum Schweigen und rollte mich bereits voll angezogen aus dem Bett, sodass ich nur noch nach meinem Rucksack greifen musste. Ganz leise schlich ich durch den Flur und kontrollierte, ob bei Mom die Lichter aus waren. Manchmal blieb sie lange auf, um auf Dad zu warten. Aber heute war der Spalt unter ihrer Tür dunkel, sodass ich vorsichtig weiter durchs Haus lief, dann aus der Haustür und über die Einfahrt.
    Meinen Wagen musste ich stehen lassen. Wenn Dad nach Hause kam und der Pick-up war nicht da, wäre sofort klar, dass ich abgehauen war. Sich nachts rauszuschleichen galt als schlimmes Vergehen und endete mit Hausarrest, langen Vorträgen und dem Verbot aller technischen Geräte. Also holte ich mein altes Fahrrad aus der Garage, überprüfte, ob noch Luft in den Reifen war, und schob es dann zur Straße hinunter.
    Hinter dünnen Wolkenfetzen leuchtete wie ein grinsender Mund eine schmale Mondsichel, und der kalte Herbstwind drang durch meine Jacke, bis ich zitterte. Der hartnäckige Zyniker in mir zögerte und wollte bei diesem Wahnsinn keinesfalls mitmachen. Warum mischst du dich da ein? , flüsterte er. Was hast du schon mit diesem Halbblut zu schaffen? Ausgerechnet seinetwegen bist du bereit, dich direkt mit den Feen einzulassen?
    Aber es ging inzwischen nicht mehr nur um Todd. Im Feenreich geschah irgendetwas Merkwürdiges, und mein Gespür sagte mir, dass es noch schlimmer werden würde. Ich musste wissen, was da los war und wie ich mich gegen die durchscheinenden Geisterfeen wehren konnte, die ihren Opfern das nackte Leben aussaugten. Solange sich diese Kreaturen da draußen rumtrieben, wollte ich nicht unwissend bleiben.
    Außerdem hatte die Gruselfee nicht nur mir gedroht, sondern auch meiner Familie. Und das brachte mich erst so richtig auf die Palme. Ich hatte es satt, ständig wegzulaufen und mich zu verstecken. Die Augen zu verschließen und zu hoffen, dass sie mich in Ruhe ließen, funktionierte ja offenbar nicht. Hatte es wahrscheinlich auch nie.
    Ich stieg auf mein Rad und fuhr zu dem Ort, den ich bis zum heutigen Tag immer gemieden hatte. Dem Ort, an dem ich hoffentlich ein paar Antworten bekommen würde.
    Wenn die verdammten Feen mich zum Feind haben wollten, dann ließ sich das durchaus einrichten. Ich würde zu ihrem schlimmsten Albtraum werden.
    Selbst in riesigen, überfüllten Städten voller Stahltürme, Autos und Betonschluchten findet man in den Parks immer irgendwelche Feen.
    Es muss nicht mal ein großer Park sein. Ein Stück unbebaute Erde mit ein paar Bäumen oder Büschen und vielleicht mit einem kleinen Teich ist völlig ausreichend. Im Central Park in New York leben angeblich Hunderte oder sogar Tausende von Feen, außerdem finden sich auf den gut gepflegten Flächen verschiedene Steige ins Nimmernie. Der winzige Park, der etwa fünf Kilometer von unserem Haus entfernt lag, beherbergte ungefähr ein Dutzend ganz gewöhnlicher Feen – Blumenelfen, Kobolde, Baumgeister – und, soweit ich wusste, keinen einzigen Steig.
    In der Nähe des Eingangs lehnte ich mein Rad gegen einen alten Baum und sah mich aufmerksam um. Eigentlich war es gar kein richtiger Park. Es gab einen Picknickbereich mit ein paar rostigen Kletterstangen und einer alten Rutsche, außerdem eine verstaubte Feuerstelle,

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