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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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so ziemlich der letzte Ort, wo ich auch nur einen Fuß hinsetzen würde.«
    »Du musst.« Verzweifelt rang die Dryade die Hände. »Die beiden Höfe wissen nicht, was hier geschieht, und es würde sie auch nicht bekümmern. Das Wohlergehen von ein paar Halbblütern und Exilanten ist für sie ohne Belang. Aber du … du bist der Halbbruder der Eisernen Königin – sie wird auf dich hören. Wenn du das nicht tust …« Die Dryade zitterte wie ein Blatt im Sturm. »Ich fürchte, dann sind wir alle verloren.«
    »Pass auf.« Ruckartig fuhr ich mir mit der Hand durchs Haar. »Ich versuche doch nur herauszufinden, was mit einem Freund von mir passiert ist, Todd Wyndham heißt er. Er ist ein Halbblut, und ich glaube, er steckt in Schwierigkeiten.« Der flehende Gesichtsausdruck der Dryade blieb unverändert, sodass ich schließlich seufzte. »Ich kann nicht versprechen, dass ich dir helfen werde«, murmelte ich. »Ich habe meine eigenen Probleme. Aber …« Ich unterbrach mich, weil ich kaum fassen konnte, dass ich das sagte. »Aber wenn du mir irgendwelche Informationen über meinen Freund geben kannst, dann werde ich … versuchen, meiner Schwester eine Nachricht zukommen zu lassen. Das ist aber kein Versprechen!«, fügte ich hastig hinzu, als die Dryade hoffnungsvoll aufblickte. »Falls ich irgendwann in naher Zukunft die Eiserne Königin sehe, werde ich es ihr sagen. Mehr kann ich dir nicht anbieten.«
    Sie nickte. »Es wird reichen müssen«, flüsterte sie und sank in sich zusammen. Eine kräftige Brise streifte durch den Park, zerrte an ihren Haaren und ließ die Blätter rauschen. Sie schloss die Augen. »Noch mehr von uns sind verschwunden«, seufzte sie. »Mit jedem Atemzug werden es mehr. Und sie kommen näher.«
    »Wer sind sie ?«
    »Ich weiß es nicht.« Die Fee schlug die Augen auf und sah mich verängstigt an. »Ich weiß es nicht, genauso wenig wie einer meiner Gefährten. Nicht einmal der Wind kennt ihre Namen. Oder, falls doch, so weigert er sich, sie mir zu verraten.«
    »Wo kann ich Todd finden?«
    »Deinen Freund, das Halbblut?« Geistesabwesend trat die Dryade einen Schritt zurück. »Ich weiß es nicht«, gab sie zu. Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. »Im Moment kann ich es dir nicht sagen, aber ich werde dem Wind seinen Namen anvertrauen und sehen, was er herausfinden kann.« Das Haar fiel ihr ins Gesicht und verdeckte es halb, als sie mich ansah. »Komm morgen Nacht wieder, Ethan Chase. Dann werde ich Antworten für dich haben.«
    Morgen Nacht. Am kommenden Abend fand die Vorführung statt, das Ereignis, für das ich schon den ganzen Monat trainierte. Das durfte ich nicht verpassen, nicht einmal Todd zuliebe. Guro würde mich umbringen.
    Ich seufzte. Morgen würde ein langer Tag werden. »Also schön.« Frustriert ging ich zu meinem Fahrrad zurück. »Ich werde kommen, aber wahrscheinlich erst nach Mitternacht. Und dann kannst du mir sagen, was hier eigentlich vorgeht.«
    Die Dryade blieb stumm und sah mir mit starrem Blick nach. Doch als ich auf mein Fahrrad stieg und in die Pedale trat – vielleicht schaffte ich es ja, noch vor Dad zu Hause zu sein –, wurde ich den Gedanken nicht los, dass ich sie niemals wiedersehen würde.
     

 
    8 – Di e Vorführung
    Der nächste Tag war ein Samstag. Doch anstatt wie jeder normale Mensch auszuschlafen, stand ich früh auf und ging in den Hinterhof, wo ich die Rattanstöcke schwang und auf den Dummy eindrosch, den ich aus alten Reifen gebastelt und in einer Ecke aufgestellt hatte. Eigentlich brauchte ich kein weiteres Training, aber auf etwas einzuschlagen half mir dabei, den Kopf freizukriegen und die seltsamen Vorgänge der letzten Nacht zu vergessen. Auch wenn ich das unheimliche Gefühl nicht abschütteln konnte, das mich jedes Mal überkam, wenn ich an die Warnung der Dryade dachte.
    Noch mehr von uns sind verschwunden. Mit jedem Atemzug werden es mehr. Und sie kommen näher.
    »Ethan!«
    Dads Stimme übertönte das rhythmische Klatschen von Holz auf Gummi. Als ich mich zu ihm umdrehte, stand er in seinem zerknautschten, grauen Bademantel auf der Veranda und sah mich verschlafen an. Sein Gesicht war faltig und unrasiert, und er wirkte nicht gerade begeistert.
    »Tut mir leid, Dad.« Keuchend ließ ich die Stöcke sinken. »Habe ich dich geweckt?«
    Er schüttelte wortlos den Kopf und trat beiseite, als zwei Polizeibeamte auf den Hof hinauskamen. Herz und Magen machten einen synchronen Sprung, und ich durchforstete mein Gedächtnis

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