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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Baum vorbei, der in einem leuchtenden Giftgrün erstrahlte, oder an einem Busch, der mit riesigen, violetten Beeren beladen war. Aber abgesehen von ein paar neugierigen Blumenelfen und einem hoffnungsvollen Irrwisch sah ich keine Feen. Was mich einerseits aufatmen ließ, andererseits aber auch nervös machte. Es war so, als ob man genau wüsste, dass der Grizzly einem durch den Wald folgte, man ihn aber nie zu Gesicht bekam. Ich wusste, dass sie irgendwo dort draußen waren. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich froh darüber sein sollte, dass sie im Verborgenen blieben, oder ob es nicht vorzuziehen wäre, wenn sie gleich etwas unternahmen. Damit wir es hinter uns bringen konnten.
    »An dieser Stelle ist Vorsicht geboten!«, warnte uns Grimalkin irgendwann. Wir bahnten uns gerade einen Weg zwischen dichten, schwarzen Büschen hindurch, deren bösartig glänzende Dornen ungefähr so lang waren wie meine Hand. »Wendet den Blick niemals vom Pfad ab. Achtet genau darauf, was vor euren Füßen geschieht.«
    Zwischen den Zweigen und am Fuß der Büsche lagen Knochen, manche winzig klein, andere nicht. Wann immer wir an einem vorbeikamen, schauderte Kenzie und griff krampfhaft nach dem Schlüssel an ihrem Hals, doch sie folgte dem Kater wortlos durch das Gestrüpp.
    Bis sich eine Ranke um ihren Knöchel schlang.
    Mit einem entsetzten Schrei verlor sie das Gleichgewicht und taumelte auf eine Stelle mit besonders fiesen Dornen zu. Kurz bevor sie sich daran aufspießte, konnte ich sie auffangen. Keuchend klammerte sie sich an mir fest, während die bösartige Ranke wieder in der Erde verschwand.
    »Alles okay?«, fragte ich leise. Ich spürte, wie sie zitterte und ihr Herzschlag an meinen Rippen dröhnte. Es fühlte sich … gut an, sie so zu halten. Ihr schmaler Körper passte sich meinem perfekt an.
    Plötzlich wurde mir bewusst, was wir hier taten, und ich ließ sie schnell wieder los und wich zurück. Kenzie versuchte immer noch zu begreifen, was gerade passiert war, und starrte finster auf den Dornbusch. »Der … der Zweig … er hat mich absichtlich zu Fall gebracht, oder?« Sie klang ungläubig, aber gleichzeitig auch empört. »Mann, hier sind ja nicht mal die Pflanzen freundlich. Was habe ich ihnen denn getan?«
    Wir ließen das Gestrüpp hinter uns und sahen uns nach Grimalkin um. Er war wieder einmal verschwunden. »Kleiner Tipp«, sagte ich zu Kenzie, während ich mit zusammengekniffenen Augen das düstere Unterholz absuchte. »Der könnte dir das Leben retten: Geh immer davon aus, dass alles hier, Pflanzen, Tiere, Insekten, Pilze, was auch immer, es auf dich abgesehen hat.«
    »Tja, das ist aber nicht besonders nett von ihnen. Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Wenn du das nicht ernst nimmst …«
    »Ich wäre gerade fast von einem blutrünstigen Killerbusch aufgespießt worden, Ethan! Unter den gegebenen Umständen halte ich mich doch wohl ganz gut.«
    Ich warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Meinetwegen. Aber denk immer daran: Nichts im Nimmernie ist den Menschen gegenüber freundlich eingestellt. Selbst wenn die Feen sich nett und höflich geben, haben sie dabei doch immer Hintergedanken. Nicht einmal der Kater tut das hier aus reiner Herzensgüte. Und wenn sie nicht kriegen, was sie wollen, nehmen sie dir irgendetwas weg oder töten dich. Den Feen darf man nicht trauen, unter gar keinen Umständen. Sie tun so, als wären sie dein Freund, und rammen dir, sobald es ihnen passt, einen Dolch in den Rücken. Nicht etwa, weil sie gemein, bösartig oder gehässig wären, sondern weil es einfach in ihrer Natur liegt. So sind sie nun mal.«
    »Du musst sie ja echt hassen«, stellte Kenzie leise fest.
    Ich zuckte leicht verlegen mit den Achseln. »Du hast nicht das erlebt, was ich erlebt habe. Das hat schon seine Gründe, glaub mir.« Apropos, Grimalkin war immer noch nicht aufgetaucht. »Wo steckt dieser dämliche Kater?«, murmelte ich. Langsam wurde ich nervös, und das machte mich wütend. »Wenn er abgehauen ist und uns hier …«
    Irgendwo hinter uns raschelte ein Ast. Wir erstarrten, dann sah Kenzie sich vorsichtig um.
    »Das klang so, als wäre es etwas größer als ein Kater …«
    Wieder knackte ein Zweig, diesmal näher. Da kam etwas auf uns zu. Etwas Großes, Schnelles.
    »Menschen!« Wie aus dem Nichts ertönte Grimalkins Stimme, aber der drängende Tonfall ließ keinen Zweifel. »Lauft! Schnell!«
    Kenzie zuckte zusammen, während ich sämtliche Muskeln anspannte und meine Waffen umklammerte.

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