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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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eisige Kälte in mir aus. War sie überhaupt noch die Meghan, die ich zu kennen glaubte? Ich hatte so viele Erinnerungen an sie, und darin war sie immer die verlässliche große Schwester, die auf mich aufpasste. Was würde ich vorfinden, wenn wir ins Eiserne Reich kamen? War die Eiserne Königin vielleicht ebenso wahnsinnig und grausam wie Mab oder launisch und von Eifersucht getrieben wie Titania? Natürlich war ich den Feenköniginnen nie begegnet, aber die Geschichten über sie verrieten mir alles, was ich wissen musste – nämlich dass man sich von ihnen so gut wie möglich fernhalten sollte.
    »Wie alt warst du, als du das erste Mal hier warst?«
    Gerade als Kenzie die Frage stellte, verschwand Grimalkin im fahlgrauen Unterholz. Besorgt starrte ich zwischen die Bäume, bis ich ihn entdeckte und wir hastig zu ihm aufschlossen. Aber eine Minute später machte er es schon wieder, sodass ich leise fluchend die Büsche absuchen musste. Als ich endlich seinen buschigen Schwanz entdeckte, rannte ich los, Kenzie immer treu an meiner Seite. Ich antwortete nicht, in der Hoffnung, dass sie die Frage dann vergaß. Keine Chance.
    »Ethan? Hast du mich gehört? Wie alt warst du bei deinem letzten Besuch hier?«
    »Ich will nicht darüber reden«, sagte ich knapp und wich einem Busch mit leuchtend blauen Dornen aus. Kenzie machte einen geschickten Ausfallschritt zur Seite und landete wieder neben mir.
    »Warum nicht?«
    »Darum eben.« Ohne auf ihren bohrenden Blick zu achten, hielt ich nach dem Kater Ausschau und bemühte mich um Selbstbeherrschung. »Das geht dich nichts an.«
    »Da habe ich Neuigkeiten für dich, Ethan: Ich sitze genau wie du im Feenreich fest. Ich denke, da geht mich das schon etwas …«
    »Ich war vier!«, fauchte ich und drehte mich abrupt zu ihr um. Kenzie blinzelte überrascht. »Die Feen haben mich aus unserem Haus entführt, als ich vier Jahre alt war, und dann haben sie mich als Köder benutzt, damit meine Schwester mich retten kam. Sie haben mich in einen Käfig gesteckt und mich getriezt, bis ich geschrien habe. Und als sie dann endlich kam, haben sie sie mitgenommen und zu eine der Ihren gemacht. Jetzt muss ich so tun, als hätte ich keine Schwester und als würde ich keine seltsamen, bizarren, widernatürlichen Dinge sehen. Während meine Eltern so verängstigt sind, dass sie mir alles verbieten, aus Angst, die Feen könnten mich noch einmal stehlen! Also, es tut mir schrecklich leid, wenn ich nicht in der Stimmung bin, über mich oder mein verkorkstes Leben zu reden. Das ist irgendwie ein wunder Punkt bei mir, alles klar?«
    »Oh, Ethan.« In Kenzies Blick rangen Entsetzen und Mitgefühl miteinander, womit ich nun wirklich nicht gerechnet hatte. »Das tut mir so leid.«
    »Vergiss es.« Verlegen winkte ich ab und drehte ihr den Rücken zu. »Es ist nur … das habe ich noch nie jemandem erzählt, nicht einmal meinen Eltern. Und jetzt wieder hier zu sein …«, ich deutete auf die Bäume ringsum, »… das erinnert mich an alles, was ich an diesem Ort hasse, und an ihnen . Ich hatte mir geschworen, niemals zurückzukommen. Aber jetzt bin ich hier, und …« Frustriert stieß ich den Atem aus und trat gegen einen Stein, der mit einem lauten Rascheln ins Unterholz flog. »Und dann habe ich es auch noch geschafft, dich da mit reinzuziehen.«
    Genau wie Samantha.
    »Menschen.« Grimalkin erschien auf einem Ast über unse ren Köpfen. »Ihr macht zu viel Lärm, und das ist kein sicherer Ort für solche Dinge. Wenn ihr nicht die Aufmerksamkeit jeder hungrigen Kreatur in dieser Gegend auf euch lenken wollt, würde ich vorschlagen, ihr seid ein wenig leiser.« Er rümpfte die Nase und warf uns einen resignierten Blick zu. »Versucht wenigstens, euch Mühe zu geben, ja?«
    Wir wanderten den ganzen Nachmittag weiter. Zumindest nahm ich das an. Im endlosen Grau des Wilden Waldes war es schwer, die Zeit abzuschätzen. Meine Uhr war natürlich stehen geblieben, und unsere Handys hatten sich abgeschaltet, also folgten wir Grimalkin, so gut es ging, stundenlang durch das unheimliche, gefährliche Feenland. Zwischen den Bäumen huschten Schatten umher, blieben aber immer gerade so außer Sichtweite. Äste ächzten und Schritte raschelten im Laub, aber ich sah nie jemanden. Manchmal glaubte ich, Stimmen im Wind zu hören, die leise sangen oder meinen Namen flüsterten.
    Die Farben des Wilden Waldes waren unberechenbar und unnatürlich: Alles wirkte grau und trüb, aber dann kam man plötzlich an einem

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