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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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war heiß, ich war völlig verschwitzt, und von dem Kampf tat mir immer noch alles weh. Kenzie hockte neben mir und lehnte sich an meine Schulter, wodurch es schwierig wurde, sich auf die Worte des Katers zu konzentrieren. Es war nicht so, dass der Körperkontakt mich störte – sie war erschöpft und womöglich genauso zerschlagen wie ich –, aber ich war es nicht gewöhnt, dass mir jemand so nahe kam, mich sogar berührte. Das war … verwirrend. Ich weiß nicht, wie lange wir gelaufen waren, doch es fühlte sich so an, als würde die Zeit extra langsam vergehen, um uns zu ärgern. Der Wilde Wald blieb immer gleich: Er war noch genauso finster, diesig und endlos wie zu Beginn unserer Wanderung. Ich war mir nicht einmal sicher, ob wir nicht vielleicht im Kreis gegangen waren. Seit dem Kampf mit dem Lindwurm hatte ich einen Baumgeist, mehrere Blumenelfen und einen Kobold gesehen, der uns sicher Ärger gemacht hätte, wenn seine Sippe bei ihm gewesen wäre. Die kleine, mit Warzen übersäte Fee hatte mit einem bösartigen Grinsen versucht, uns den Weg zu versperren, doch als ich nach meinen Waffen griff und Kenzie sich mit finsterer Miene neben mir aufbaute, hatte der Kobold plötzlich beschlossen, dass er dringend anderswo gebraucht wurde. Außerdem war eine ganze Weile ein Irrwisch hinter uns hergeschwebt, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen und uns in die Irre zu führen. Nachdem ich Kenzie gesagt hatte, sie solle die fliegende Leuchtkugel ignorieren, gab er irgendwann auf.
    Nun teilte ich den letzten Müsliriegel und reichte Kenzie das größere Stück. Mit einem leisen Dank setzte sie sich auf und griff zu. »Wie weit genau?«, fragte ich Grimalkin und biss in den Riegel. Der Kater beachtete mich nicht und fing an, sich den Schwanz zu putzen. Am liebsten hätte ich einen Stein nach ihm geworfen.
    Prüfend sah ich zu Kenzie hinüber. Sie saß gebeugt da, hatte die Unterarme auf die Knie gestützt und kaute konzentriert. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe zu sehen, und sie hatte einen Schlammfleck auf der Wange, aber sie hatte sich während des gesamten Marsches kein einziges Mal beklagt. Seit dem Kampf mit dem Lindwurm war sie sehr still.
    Als sie meinen Blick bemerkte, rang sie sich ein müdes Lächeln ab und stupste mich sanft mit der Schulter an. »Wir haben es also fast geschafft, ja?« Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Hoffentlich ist es da nicht so … waldartig wie hier. Weißt du irgendetwas über dieses Reich?«
    »Unglücklicherweise ja«, murmelte ich. Machinas Turm, die Gremlins, die Eisernen Ritter, das kahle, tote Ödland – ich erinnerte mich an alles, als wäre es erst gestern gewesen. »Wälder gibt es zwar keine, aber das Eiserne Reich ist auch nicht besonders toll. Dort leben die Eisernen Feen.«
    »Weißt du, genau das verwirrt mich«, unterbrach mich Kenzie und wandte sich mir zu. »Bei meinen Nachforschungen hieß es überall, Feen reagierten allergisch auf Eisen.« Sie hielt ihren Eisenschlüssel in die Höhe. »Deswegen hat das doch auch so gut funktioniert, oder nicht?«
    »Stimmt, das tun sie auch. Zumindest die normalen Feen. Aber die Eisernen Feen sind anders. Alle Feenwesen, eigentlich das gesamte Nimmernie, wird von uns erschaffen, es entspringt unseren Träumen und Ideen, so kitschig das auch klingen mag. Die traditionellen Feen sind jene, die in den alten Mythen auftauchen, zum Beispiel bei Shakespeare oder in den Grimm’schen Märchen. Doch im Laufe der letzten hundert Jahre ungefähr haben sich unsere Träume … verändert. Die Eisernen Feen sind also etwas moderner.«
    »Moderner?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Kenzie dachte kurz nach. »Und ihr Reich wird von einer Königin regiert?«
    »Ja.« Ich stand hastig auf. »Von der Eisernen Königin.«
    »Und hast du vielleicht eine Ahnung, wie sie so ist?« Ohne zu bemerken, dass ich hochrot angelaufen war, erhob sich Kenzie von dem Baumstamm. »Über Königin Mab und Titania habe ich natürlich einiges gelesen, aber von einer Eisernen Königin habe ich noch nie gehört.«
    »Weiß nicht«, log ich und ging zu Grimalkin hinüber, der uns amüsiert beobachtete. Seine Schnurrhaare schienen ein Lächeln zu verbergen. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu und hoffte, er würde den Mund halten. »Komm schon, Kater. Je schneller wir dort sind, desto früher können wir wieder gehen.«
    Also machten wir uns erneut auf den Weg, immer zwischen den Bäumen hindurch, und folgten der anscheinend unermüdlichen Cat Sidhe

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