Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
durch das Unterholz. Kenzie ging neben mir her und hob den müden Blick kaum noch vom Boden. Auf einem Zweig in der Nähe tauchte plötzlich eine winzige Fee mit Pilzhut auf und beobachtete uns wachsam, aber sie schien sie kaum wahrzunehmen. Entweder hatte die Fremdartigkeit des Nimmernie sie dermaßen überwältigt, dass sie nun wie betäubt alles hinnahm, oder sie war einfach zu erschöpft, um sich noch darum zu kümmern.
    Irgendwann verwandelte sich das graue Zwielicht in eine Art Abenddämmerung, und die Bäume lichteten sich. Zwischen den Stämmen tauchten Glühwürmchen oder Feenlichter auf, überall blinkte es gelb, blau oder grün.
    Grimalkin blieb unter einem mächtigen, schwarzen Baum stehen und drehte sich zu uns um.
    Stirnrunzelnd beobachtete ich, wie er mit der Pfote nach einem blauen Licht schlug, das daraufhin mit einem lauten Summen im Wald verschwand.
    »Warum halten wir hier? Sollten wir nicht sehen, dass wir aus dem Wilden Wald rauskommen, bevor es richtig dunkel wird und die wirklich üblen Kreaturen auftauchen?«
    »Du hast keine Ahnung, wo du hier bist, oder?«, schnurrte Grimalkin. Auf meinen irritierten Blick hin gähnte er. »Natürlich nicht. Dies hier«, er peitschte träge mit dem Schwanz, »ist die Grenze zum Eisernen Reich. Du befindest dich am Rand der Hoheitsgebiete der Eisernen Königin.«
    »Was, hier?« Ich sah mich um, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Nur den finsteren Wald und ein paar blinkende Lichter. »Woher weißt du das? Hier ist doch nichts.«
    »Einen Moment noch.« Das überhebliche Grinsen des Katers war fast schon hörbar. »Es dauert sicher nicht mehr lange.«
    Mit einem tiefen Seufzer sagte ich: »Wir haben nun wirklich keine Zeit für …«
    Der Baum hinter Grimalkin brachte mich zum Verstummen. Er fing plötzlich an zu flackern und dann in hellem Licht zu erstrahlen. Kenzie keuchte, als entlang der Zweige lauter Neonlichter erschienen, wie an einem Weihnachtsbaum oder diesen Glasfasergebilden in den Kaufhäusern. Es waren weder Drähte noch Kabel zu sehen, die Lämpchen wuchsen direkt an den Zweigen. Als der Baum aufleuchtete, stieg ein großer Schwarm bunter Glühwürmchen von den Blättern auf, schwebte wie verirrtes Feuerwerk um uns herum und verteilte sich dann im Wald.
    Ich blinzelte, geblendet von all den Lichtern. Überall um uns herum schimmerten die Bäume wie reines Silber; Stämme, Blätter, Äste und Zweige glänzten, als wären sie aus poliertem Metall. Sie reflektierten die bunten Lichter und verwandelten den Wald in eine Galaxie wirbelnder Sterne.
    »Ethan«, hauchte Kenzie und starrte wie gebannt auf ihren Arm. Auf ihrem Handgelenk hockte ein winziger grüner Käfer und blinkte hektisch. Sein zerbrechlicher Körper verströmte eigenes Licht, einen metallischen, hellen Schein. Dann breitete er seine zarten Flügel aus und brummte davon. Als Kenzie die Hand ausstreckte, landeten einige der um sie herumschwirrenden Lichtpunkte auf ihren Fingern und ließen sie aufleuchten.
    Wie gebannt stand ich da. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und mein Mund wurde ganz trocken, als ich das Mädchen inmitten dieser wirbelnden Wolke sah. Während sich winzige Lichter auf ihrem Haar und ihrem Arm niederließen, lächelte sie strahlend.
    Sie war so wunderschön.
    »Okay«, sagte ich mühsam und riss mich von ihrem Anblick los, bevor sie noch bemerkte, wie ich sie anstarrte. »Ich muss zugeben, das ist ziemlich cool.«
    Grimalkin rümpfte die Nase. »Wie schön, dass es deine Zustimmung findet.« Ich warf ihm an den funkelnden Lichtern vorbei einen finsteren Blick zu und wedelte ein paar Käfer weg, die zu dicht an mein Gesicht heranflogen. Dann ging mir plötzlich auf, dass wir von nun an allein sein würden. Wie alle anderen normalen Feen auch konnte Grimalkin das Eiserne Reich nicht betreten. Meghans Königreich war für den Rest des Nimmernie noch immer tödlich – nur Eiserne Feen konnten dort leben, ohne sich zu vergiften. Grimalkin zeigte uns die Grenze nur, weil er vorhatte, uns hier zu verlassen.
    »Wie weit ist es von hier aus noch zur Eisernen Königin?«, fragte ich ihn.
    Der Kater wehrte mit dem Schwanz einen Käfer ab. »Zu Fuß noch mehrere Tage. Aber keine Sorge, hinter dieser Anhöhe gibt es einen Ort, von dem aus ihr nach Mag Tuiredh gelangt, dem Sitz des Eisernen Hofes. Und das viel schneller, als ein Mensch laufen könnte.«
    »Hier wirst du uns also verlassen«, stellte ich fest.
    »Mach dich nicht lächerlich, Mensch.«

Weitere Kostenlose Bücher