Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Ich gab mir alle Mühe, sowohl sie als auch das seltsame Gefühl in meinem Magen zu ignorieren, das mit jedem Schritt stärker wurde, der uns näher zum Palast und zur Eisernen Königin brachte.
»Wenn Ihr die Frage erlaubt, Sire«, begann Glitch irgendwann und blickte über die Schulter zu uns zurück. In seinen violetten Augen spiegelte sich eine gewisse Neugier. »Wie seid Ihr von der Welt der Sterblichen hierher gelangt?«
»Das war mein Werk«, schnurrte die vertraute Stimme, und Grimalkin erschien auf einer Steinmauer, auf der er mühelos mit uns Schritt hielt. Glitch hob den Blick zu ihm und seufzte.
»Willkommen zurück, Kater«, sagte er nicht sonderlich erfreut. »Warum überrascht es mich nicht, dass du in diese Sache verwickelt bist? Welche Intrigen spinnst du denn momentan so?«
Mit voller Absicht überhörte der Kater die letzte Frage und tat so, als wäre er durch die winzigen, funkelnden Motten abgelenkt, die um eine der Straßenlaternen herumschwirrten. Glitch schüttelte den Kopf, wobei die Blitze in seinem Haar flackerten, dann blieb er an einer Ecke stehen und hob den Arm.
Eine Pferdekutsche tauchte auf, deren Zugtier ebenso mechanisch war wie das Gefährt, denn sein Körper bestand aus gut geschmierten Kupferscharnieren und glänzendem Metall. Der grünhäutige Fahrer trug einen schwarz-weißen Mantel und tippte sich grüßend an den Zylinder. Neben ihm saß ein Aufziehhund, der fröhlich mit dem Drahtschwanz wedelte.
Grimalkin musterte von seiner Mauer aus die Kutsche und rümpfte die Nase.
»Ich denke, ich finde allein den Weg zum Palast«, erklärte er dann und blinzelte gelangweilt zu mir hinunter. »Versuch bitte, während des letzten Reiseabschnitts nicht mehr in Schwierigkeiten zu geraten, Mensch. Mag Tuiredh ist nicht so groß, dass man sich hier verirren müsste. Ich hätte wenig Lust, wieder nach euch zu suchen.«
Glitchs Stachelhaare richteten sich empört auf. »Ich werde schon dafür sorgen, dass der Prinz wohlbehalten im Palast ankommt, Cat Sidhe«, fauchte er wütend. »Besuche von Verwandten der Eisernen Königin in Mag Tuiredh haben für mich oberste Priorität. Er wird hier absolut sicher sein, das kann ich dir garantieren.«
»Nun, wenn du das sagst, Leutnant, dann wird es wohl stimmen.« Der Kater ließ sich mit zuckender Nase von der Mauer fallen und verschwand mitten im Sprung.
Seufzend öffnete Glitch die Kutschentür und nickte uns zu, damit wir einstiegen. Ich kletterte zuerst hinein, dann half der Erste Leutnant Kenzie die Stufen hinauf und schlug die Tür hinter ihr zu.
»Ich werde vorausreiten und Euch am Palast empfangen«, rief er durch das Fenster, bevor er vom Bordstein zurücktrat. »Die Königin wird umgehend von Eurer Ankunft unterrichtet werden. Willkommen in Mag Tuiredh, Prinz Ethan.«
Wieder verbeugte er sich, dann fuhr die Kutsche an, und er war nicht mehr zu sehen. Ich starrte aus dem Fenster und ließ die Innenstadt von Mag Tuiredh an mir vorbeiziehen. Kenzies Blick bohrte sich in meinen Rücken. Zweifellos würde sie bald anfangen, Fragen zu stellen. Und ich sollte recht behalten.
»Prinz?«, fragte sie leise, woraufhin ich genervt die Augen schloss. »Du bist hier ein Prinz? Das hast du mir nie gesagt.«
Seufzend stellte ich mich ihrem verwirrten, anklagenden Blick. »Ich dachte nicht, dass das wichtig wäre.«
»Nicht wichtig ?« Kenzie fielen fast die Augen aus dem Kopf, und sie riss empört die Hände hoch. »Du bist ein verdammter Feenprinz und hältst das nicht für wichtig?«
»Ich bin ja kein richtiger Prinz«, versicherte ich ihr. »Es ist nicht so, wie du denkst. Ich bin keine halbe Fee, ich bin einfach nur … mit der Königin verwandt.« Abwartend starrte Kenzie mich an, sodass ich mir ungeduldig mit der Hand durchs Haar fuhr. »Die Eiserne Königin …« Mit einem tiefen Seufzer brachte ich es endlich über die Lippen: »Sie ist meine Halbschwester Meghan.«
Kenzies Gesicht entgleiste. »Und das hättest du nicht irgendwann zwischendurch mal erwähnen können?«
»Nein, weil ich nicht darüber reden wollte!« Abrupt drehte ich mich wieder zum Fenster um. Mag Tuiredh war in dem schummrigen Licht gleichzeitig hell und dunkel, ein funkelndes Reich aus Schatten und Dampf, Stein und Metall. »Ich habe Meghan seit Jahren nicht mehr gesehen«, fuhr ich ruhiger fort. »Ich habe keine Ahnung, wie sie inzwischen ist. Sie hat mir befohlen, mich von ihr fernzuhalten, mir erklärt, sie würde die gesamte Familie aus ihrem Leben
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