Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
nichts zu sagen.
Trotzdem stand ich unter der Beobachtung eines ganzen Reiches voll Eiserner Feen, die alle dafür sorgen würden, dass ich den Wünschen ihrer Königin nicht zuwiderhandelte. Und ich hatte wenig Lust, auf Schritt und Tritt von einer Horde Gremlins verfolgt zu werden, die nur darauf warteten, loszuziehen und Meghan zu warnen. Abgesehen davon war ich ziemlich erschöpft. Falls ich wirklich etwas unternehmen wollte, musste ich dafür unbedingt wach und ausgeruht sein.
Ohne das Summen und Kichern der Gremlins weiter zu beachten, trat ich durch die Tür. Zum Glück folgten sie mir nicht.
Von innen wirkte der Raum sogar noch größer, durch die hohen Fenster und die geschwungenen Balkontüren drang viel Licht ins Zimmer. Ich warf einen kurzen Blick nach draußen, der meinen Verdacht bestätigte, dass der Garten sich einige Stockwerke unter mir befand und voller Feen war. Anschließend ließ ich mich aufs Bett fallen. Meine Rattanstöcke landeten auf dem Teppich, wo ich sie griffbereit liegen ließ. Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Decke.
Was Mom und Dad wohl gerade machen? Die Linien auf dem Putz begannen zu verschwimmen und zerflossen zu seltsamen Wesen und grinsenden Fratzen. Wahrscheinlich werden sie mir nach dieser Sache eine elektronische Fußfessel anlegen. Ob sie wohl die Polizei gerufen haben? Vielleicht ahnt Mom aber auch, dass ich hier bin. Ich musste daran denken, was ich als Letztes zu ihr gesagt hatte, wie ich sie aus blinder Wut und Frustration angeschnauzt hatte, und schloss beschämt die Augen. Verdammt, ich muss aber in die reale Welt zurück! Meghan wird bestimmt nicht richtig nach Todd suchen. Ich bin der Einzige, der noch den Hauch einer Chance hat, ihn zu finden.
Aber heute kam ich hier nicht mehr raus. Meghans Eiserne Feen würden jeden meiner Schritte außerhalb dieser vier Wände beobachten. Und ich kannte auch keine Steige, die vom Eisernen Hof in die reale Welt führten.
Meine Lider wurden immer schwerer, und bald zerliefen die Putzfratzen und glitten davon. Ich schloss die Augen. Zum ersten Mal, seit wir ins Nimmernie gekommen waren, fühlte ich mich einigermaßen sicher, und so schlief ich schnell ein.
Ein leises Klopfen riss mich aus dem Schlaf.
Im Zimmer war es dunkel. Durch die Fenster drang silbriges Licht herein und zeichnete lange Schatten auf den Boden. Hinter der Scheibe sah ich einen dämmrigen Himmel voller Sterne, die funkelten wie Diamanten. Verschlafen blickte ich mich um und bemerkte, dass jemand auf dem Tisch an der gegenüberliegenden Wand ein Tablett mit Essen abgestellt hatte. Das Mondlicht schimmerte auf den Metallhauben über den Tellern.
Ich schwang mich aus dem Bett, rieb mir die Augen und fragte mich, was mich überhaupt geweckt hatte. Vielleicht die Nachwirkungen eines Albtraums, oder ich hatte mir nur eingebildet, dass jemand gegen das Fenster geklopft hatte …
Bei einem Blick durch die Scheibe begann meine Haut zu kribbeln, und ich griff hastig nach dem Rattanstock, der immer noch neben dem Bett lag. Vor dem Nachthimmel zeichnete sich eine geduckte Gestalt auf der Balkonbrüstung ab, die ungeschützt im hellen Mondlicht saß und angestrengt zu mir hineinspähte. Die Strahlen ließen die silbernen Haare aufleuchten und verlängerten ihren Schatten so weit, dass er bis ins Zimmer hineinreichte. Eines der erstaunlich hellen Augen funkelte, dann blitzten makellos weiße Zähne auf, als der Junge mich angrinste.
Es war die Fee aus dem Hof, der Adelige, der am Nachmittag mit dem Ritter trainiert hatte. Jetzt trug er locker sitzende Kleidung in Blau- und Weißtönen, dazu hatte er sich einen Ledergurt um die Brust geschlungen, aus dem hinter einer Schulter ein Schwertgriff hervorragte. Mit intensivem Blick starrten die eisblauen Augen, die im Dunkeln fast zu leuchten schienen, durch das Fenster. Dann winkte er.
Meine Waffe fest im Griff ging ich zur Balkontür und riss sie auf, sodass der Wind den scharfen Geruch von Metall hereintrug. Die Fee hockte noch immer auf der Brüstung, offenbar perfekt ausbalanciert, stützte die Ellbogen auf die Knie und lächelte verstohlen. Als der Wind durch seine offenen Haare fuhr, entdeckte ich die spitzen Ohren, die vorher darunter verborgen gewesen waren. Vorsichtshalber hob ich meinen Stick und bedachte meinen Gast mit einem grimmigen Lächeln.
»Lass mich raten.« Ich schob mich auf den Balkon hinaus. »Du hast gehört, dass ein Mensch im Schloss ist, und hast beschlossen,
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